Heute morgen hat Gagfah seinen gestrigen Tagesgewinn zur Gänze wieder aufgegeben. Die Stärke dieser Korrekturbewegung ist wohl in erster Linie dem starken vorhergegangenen Anstieg geschuldet: von einem Tief bei 5,90 vor etwa zwei Wochen auf 6,72 sind immerhin fast 14%. Der Anlaß ist hingegen - soweit es für Bewegungen von Börsenkursen überhaupt verständliche Gründe gibt - die allgemeine Marktschwäche heute morgen. Und worauf ist die zurückzuführen? Moody's teilt mit, daß es Spaniens Aa1"Rating" überprüft. noir.bloomberg.com/apps/news Beim Lesen dieses Artikels kann ich aber keinerlei neue Fakten finden, die den Zeitpunkt dieser Überprüfung und seiner Veröffentlichung begründen könnten. Im Gegenteil, die Situation in Spanien hat sich verbessert und nicht verschlechter. Das Staatsdefizit sinkt von 11% auf 6% BSP. Warum war das Aa1 Rating bei 11% Staatsdefizit berechtigt und muß bei 6% "under review" gestellt werden? Sollte der tatsächliche Grund sein, daß morgen die Versteigerung der spanischen Staatsanleihen ansteht, und Moody's noch einmal Unruhe in die Märkte tragen möchte? Natürlich findet sich auch ein zitierbarer europäischer Bankangestellter, der Herr Niels From von der Nordea Bank, der Moody's faktenfreie Propagandaktion zu 'news' hochstilisiert. Der Analyst Kathrin Muehlbronner von Moody's geht folgendermaßen vor: Zunächst einmal wird mit hochtönendem Wortgeklingel die Aktion "begründet": "Spain’s substantial funding requirements, not only for the sovereign but also for the regional governments and the banks, make the country susceptible to further episodes of funding stress" Das könnte man in dieser Unbestimmtheit so aber über jede europäische Regierung - und erst recht die USA selber - sagen. Schließlich gibt man zu, daß das spanische Staatsdefizit im Haushaltsjahr 2011 voraussichtlich nur 6% betragen wird, wenn man das auch durch die Aussage relativiert, daß die spanischen Provinzregierungen keine gute Budgetdisziplin an den Tag legen. Hierzu zum Vergleich: Das "US Congressional Budget Office" hat das US-Budgetdefizit für das Fiskaljahr 2011 auf 1066 Milliarden US-$ geschätzt, was 9,1 % des USA BSP entspricht: noir.bloomberg.com/apps/news Und die amerikanischen Provinzregierungen, vor allen die größte, nämlich Kalifornien, sind teilweise schon pleite und müssen am Jahresende ihre Rechnungen mit Papierschnipseln (IOUs) begleichen und ihre Angestellten in unbezahlten Zwangsurlaub schicken. Also: USA: 9,1% Defizit 2011, Provinzregierungen pleite, Rating: AAA Spanien: 6% Defizit 2011, Provinzregierungen undiszipliniert, Rating: Aa1 'under review' Abgesehen davon ist Europa im wesentlichen in Europa verschuldet, während die USA überwiegend in Asien (und bei den genialen deutschen Banken) verschuldet sind. Und genau das ist der Grund für diese seit Monaten immer nach dem gleichen Muster inszenierte "europäische Schuldenkrise": Die amerikanischen Finanzkreise haben eine höllische Angst davor, daß ihre Gläubiger - in erster Linie Japan und China - die Geduld verlieren und damit aufhören dem schlechten Geld gutes hinterherzuschmeißen. Und genau deshalb wird in regelmäßigen Abständen von Bloomberg, Moody's, Fitch und S&P ein großes Geschrei erhoben um von den eigenen größeren Problemen abzulenken. Ausgerechnet diejenigen, die die größte internationale Finanzkrise seit 80 Jahren verschuldet haben krakelen jetzt über die Probleme anderer. Es waren schließlich Moody's und Fitch, die die Gebrüder Lehmann und AIG noch fünf Minuten vor zwölf mit erstklassigen Bonitätsnoten versehen haben. Und es waren Moody's und Fitch, die Billionen von synthetischen Schrottpapieren mit erstklassigen Bonitätsnoten versehen haben damit sie einfältigen deutschen Bankangestellten von US Banken auf's Auge gedrückt werden konnten. Wer sich von derartigen Vereinigungen noch immer ins Bockshorn jagen läßt ist wirklich selber schuld.
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