News - 07.05.09 10:58 AKTIEN IM FOKUS 2: Porsche rutschen ab, VW-Aktien uneinheitlich - Fusion
(Neu: Aussagen von Wendelin Wiedeking, Analystenkommentare von Merrill Lynch und UniCredit.)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Aktien der beiden Autobauer Porsche und Volkswagen haben sich am Donnerstag schwächer als der Gesamtmarkt entwickelt. Während die Papiere von Porsche nach festerem Start um 15,15 Prozent auf 48,32 Euro abrutschten, fielen die VW-Stammaktien im DAX um 1,59 Prozent auf 229,00 Euro zurück. Die Vorzugsaktien des Wolfsburger Autokonzerns gewannen leicht um 0,13 Prozent auf 45,60 Euro hinzu. Zeitgleich gewann der Leitindex 1,25 Prozent auf 4.941,48 Zähler hinzu.
Nach der Entscheidung für eine Fusion der beiden Autobauer geht das Ringen um die Macht in dem Autoimperium in eine neue Runde. Innerhalb von vier Wochen soll die neue Struktur ausgehandelt werden. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Betriebsratschef Uwe Hück informierten tausende Mitarbeiter des Sportwagenbauers bei einer Betriebsversammlung über die geplante Fusion mit Volkswagen. 'Es ist keine Hochzeit im Himmel, sondern eine Vernunftsehe', sagte Wiedeking nach dpa-Informationen vor rund 3000 Beschäftigten im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer wertete den Plan, die beiden Autokonzerne unter einem Dach zusammenzuschließen, als gut für beide Unternehmen. Porsche könne damit aus den Finanzierungsproblemen herauskommen, und Volkswagen bekomme mit Porsche einen Ansporn für mehr Profitabilität, sagte Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Georg Stürzer, Analyst bei der UniCredit, reagierte auf jüngste Nachrichten mit einer Abstufung für Porsche-Titel von 'Buy' auf 'Hold', behielt das Kursziel von 73,00 Euro aber bei. Für ihn gäbe es nach den Unternehmensmitteilungen mehr Fragen als Antworten. Vor allem mache er sich Gedanken über die Rolle des Landes Niedersachsen und warum es in eine Fusion einwilligen sollte. Er begründete seine Herabstufung mit den Spekulationen über eine mögliche Kapitalerhöhung bei Porsche. Merrill-Lynch-Analyst Harald Hendrikse sieht seine Vermutung bestätigt, dass Porsche dringend Geld braucht. Porsche könne sich den momentanen Verschuldungsgrad nicht ohne einen Dominierungsvertrag mit VW nicht erlauben.
Stefan Burgstaller, Analyst bei Goldman Sachs, sieht nach der angekündigten Fusion mehr Unsicherheit. Angesichts der nur begrenzten Informationen, speziell über die künftige Finanzstruktur, sei es schwierig die Auswirkungen der Nachrichten abzuschätzen, schrieb der Experte in einer ersten Einschätzung. Er rechne damit, dass es bis zu zwölf Monaten dauern dürfe, bis die Transaktionen abgeschlossen sind. 'Angesichts der Unsicherheiten und der Möglichkeit einer Kapitalerhöhung bei Porsche rechnen wir erst einmal mit einer negativen Kursreaktion der beiden Werte.' Längerfristig sehe er sich jedoch mit seiner Vermutung bestätigt, dass Porsche Optionen hat, ultimativ Kontrolle über VW zu gewinnen.
Citigroup-Analyst John Lawson kommt bei einer ersten Analyse zu dem Schluss, dass Porsche offenbar kein klarer Mehrheitseigentümer in der neuen Gruppe ist. So interpretiere er die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung, wie Porsche sie angekündigt hat. Für VW-Stammaktien sei der Plan deutlich negativ. Sollte Porsche seine Call-Optionen nicht ausüben, sondern stattdessen eine Fusion vorantreiben, dann müsse der Markt nicht weiter die VW-Stämme halten, was ihren Kurs wiederum drücken dürfte.
Der Experte Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft sieht in der geplanten Fusion von Porsche und Volkswagen die Chance, Weltmarktführer zu werden. Er sagte am Donnerstagmorgen im 'ZDF-Morgenmagazin', das Unternehmen habe die Chance, Nummer eins in der Welt zu werden./rum/ag
Quelle: dpa-AFX
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