wir Deutschen wären jetzt keine gestiefelten Maschinen mehr. Muss ich jetzt meine SS-Uniform und meine schwarzen Reitstiefel - welche ich, wie alle anderen Deutschen, täglich trage - zu Hause lassen?
LOB FÜR SCHRÖDER BEIM D-DAY
"Deutsche sind keine gestiefelten Maschinen mehr"
So viel Zuspruch ist der Bundeskanzler nicht mehr gewohnt: "Simpler Akt mit immensem Symbolwert", "Rede ohne Doppeldeutigkeiten und voller Mut", "Prüfung bestanden", lobte die internationale Presse Gerhard Schröders Auftritt bei den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie.
60. Jahrestag: Ein deutscher Kanzler beim D-Day-Gedenken
AFP Friedhof Ranville in der Normandie: Schröder gedenkt der Toten Hamburg - Britische Veteranenverbände hatten die Teilnahme Gerhard Schröders (SPD) im Vorfeld des 6. Juni scharf kritisiert - die Presse auf der Insel begrüßte dagegen seine Anwesenheit beim D-Day. Das Boulevardblatt "Daily Mail" nannte Schröders Kranzniederlegung einen "simplen Akt mit immensem Symbolwert". Die Deutschen würden nun nicht länger nur als "gestiefelte Maschinen" betrachtet, sondern akzeptiert als Menschen aus Fleisch und Blut, die genauso kämpften und ihr Blut ließen wie die jungen Männer auf alliierter Seite.
Auch die britische Zeitung "Guardian" würdigte Schröders Auftritt. Der Bundeskanzler habe "einen symbolischen Schlussstrich von großer Bedeutung" gezogen. Jetzt sei es Zeit für alle Briten, den Krieg "auch hinter uns zu lassen".
Das französische Boulevardblatt "Le Parisien" schrieb, Schröder sei der Bundeskanzler, "der eine entscheidende neue Seite in der deutsch-französischen Geschichte aufgeschlagen hat, indem er die Einladung in die Normandie annahm (was sein Vorgänger Helmut Kohl vor zehn Jahren abgelehnt hatte) und indem er vor Ort eine Rede ohne Doppeldeutigkeiten und voller Mut gehalten hat". Die katholische Zeitung "La Croix" aus Frankreich zeigte sich beeindruckt, "wie der deutsche Bundeskanzler mit seiner Anwesenheit die langsame und geniale Erarbeitung des Friedens in Europa besiegelte".
DPA Chirac und Schröder 60 Jahre nach dem D-Day: Gesten der Versöhnung Auch die italienische Zeitung "Corriere della Sera" zollte Schröders Auftreten Lob: Es sei an einem derart symbolbefrachteten Ort und angesichts der Präsenz Tausender gerührter Veteranen nicht leicht gewesen, die Erfordernisse der Wahrheit und des Patriotismus zu vereinen und daraus zugleich die richtigen Lehren für die Zukunft zu ziehen. "Aber Schröder hat diese Prüfung bestanden, ohne dabei seine eigene Rührung zu verbergen."
Die russische Zeitung "Iswestija" bedauerte, dass nicht schon vor zehn Jahren ein deutscher Kanzler bei den Feierlichkeiten teilnahm. "Damals wäre das Symbol des Friedens noch stärker gewesen", schrieb die Zeitung.
Schröder hatte am Wochenende als erster deutscher Bundeskanzler an den Feiern zum "D-Day" teilgenommen. Er bekannte sich dabei zur deutschen Verantwortung vor der Geschichte und zur Zusammenarbeit gegen Krieg und Terrorismus. Auf dem britischen Soldatenfriedhof Ranville hatte der Kanzler zwei Kränze niedergelegt - einen zur Ehrung britischer, einen zur Ehrung deutscher Gefallener.
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