Muss man etwas differenzierter betrachten. Zunächst bin ich Eigentümer des Unternehmens und der Gewinn steht mir zu. Als Teilhaber eben nur zum Teil.
Wann ist es sinnvoll den Gewinn auszubezahlen? Ganz einfach, wenn das Unternehmen, den Gewinn schlechter verwenden kann als ich. Wird der Gewinn in neue Geschäftsfelder bzw. der Weiterentwicklung bestehender investiert und die Eigenkapitalrendite liegt über dem Ertrag, den ich anderweitig problemlos erwirtschaften kann, dann sollte alles im Unternehmen verbleiben, denn dann wird ein Mehrwert geschaffen (oder auch Aktienrückkäufe). Liegt das Geld im Unternehmen nur am Tagesgeldkonto, dann wäre es klüger, den Gewinn auszuschütten. Das ist die unternehmensspezifische Seite, wie es sinnvoll wäre.
Die Sicht eines Anlegers kann aber ganz andere Kriterien beinhalten. Angenommen, ich bin auf die Dividende angewiesen, weil diese meinen Lebensunterhalt sichert. Ich habe 1 Mio in Aktien angelegt und habe eine Divrendite von 5%, also 50.000 euro im Jahr (Steuer lass ich weg). Dann taste ich mein Grundvermögen = Anzahl Aktien nicht an. In der Regel wird der Dividendenabschlag wieder aufgeholt und ein Teil bleibt im Unternehmen und ich kann langfristig sogar mit einer Divsteigerung rechnen. Kursschwankungen sind mir dabei egal. Müsste ich jedes Jahr für 50.000 euro Aktien verkaufen, vor allem wenn der Kurs gerade niedrig ist (allgemeine Baisse), zehrt sich mit der Zeit mein Grundvermögen auf. Irgendwann besitze ich keine Aktien mehr, die Kurssteigerungen können diesen ständigen Verbrauch langfristig nicht ausgleichen.
Also mir ist es lieber über Dividenden einen rel. planbaren steten Einkommensstrom zu haben, als von Kursteigerungen abhängig zu sein.
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