Aktien schmieren ab Geht das schon wieder los?
Es schien als wäre der Börsen-Sturz gestoppt, doch jetzt ziehen wieder dunkle Wolken am Finanz-Himmel auf. In New York eröffnet die Wall Street ? Minus! In Frankfurt dreht der Deutsche Aktienindex am Nachmittag ? Minus! GEHT DAS SCHON WIEDER LOS? Zehn Tage rauschte der Dax in die Tiefe, verlor 25 Prozent seines Wertes. Schaden der Talfahrt für die deutsche Wirtschaft: 160 Milliarden Dollar (111 Mrd. Euro). Heute schien er sich endlich wieder zu erholen. Der Leitindex stieg bis zum Mittag um etwa zwei Prozent. Kein Durchstarten, aber immerhin. Erst am Nachmittag driftete er leicht ins Minus ? und knallte zeitweise runter auf sechs Prozent Verlust. Dabei waren die deutschen Aktien nach guten Vorgaben aus Asien verheißungsvoll in den Tag gestartet. ERST AUFATMEN, DANN GLEICH WIEDER WEITERZITTERN! Die Wall Street konnte nach der kräftigen Erholung am Dienstag den Aufwärtstrend auch nicht halten. Gegen 16.05 Uhr verzeichnete der Dow-Jones-Index ein Minus von 3,0 Prozent auf 10 902 Punkte. Besorgte Gesichter in New York. Der Euro gab seine zwischenzeitlichen Gewinne ab und notierte bei 1,4184 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte zuvor den Referenzkurs noch auf 1,4367 Dollar festgelegt. Die asiatischen Börsen hatten zuvor eine leichte Erholung von dem tagelangen Kurssturz verzeichnet. Der Nikkei schloss mit einem Plus von 1,1 Prozent bei 9039 Punkten. SORGENKIND FRANKREICH Auch an der Börse in Paris knallt es heftig. Der Kurs der französischen Bank Société Générale rutschte um mehr als 20 Prozent nach unten. Der Hintergrund: Neue Gerüchte über eine mögliche Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes. Präsident Nicolas Sarkozy brach seinen Urlaub an der Côte d'Azure ab, eilte für ein Krisentreffen zurück nach Paris. WANN GIBT ES WIEDER HOFFNUNG? Bis jetzt schien es, als würden die Notfall-Maßnahmen der Regierungen greifen, Vertrauen schaffen. Die US-Notenbank fror den Leitzins auf Niedrig-Niveau ein ? die erhoffte Konjunkturstütze wirkte an den Börsen. Diesseits des Atlantiks sprang die Europäische Zentralbank (EZB) Händlern zufolge erneut Spanien und Italien mit Anleihe-Käufen am Rentenmarkt zur Seite. Börsianer schätzten, dass die Frankfurter Währungshüter seit Wochenbeginn Anleihen im Volumen von bis zu 9,5 Milliarden Euro aufgekauft haben, um die Renditen auf ein für die Schuldnerstaaten erträgliches Niveau zu drücken. Experten sind sich aber sicher: Die Notfallmaßnahmen der Politik behandeln nur die Symptome, nicht den Virus an sich. Die einhellige Forderung: Die Politik muss den Worten weiter Handlungen folgen lassen. ZEICHEN DER VERUNSICHERUNG Die Banken in der Euro-Zone setzen auf Planungssicherheit. Die Institute sicherten sich bei einem Refinanzierungsgeschäft knapp 50 Milliarden Euro für die kommenden sechs Monate, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) mit. Der sogenannte Tender läuft bis zum 1. März 2012. Der Zins ist an den Leitzins gekoppelt. Der steht aktuell bei 1,5 Prozent. DEUTSCHE PESSIMISTISCH Die Bundesbürger blicken angesichts von Schuldenkrisen und Börsenturbulenzen wieder pessimistischer in die Zukunft. Jeder Zweite erwarte, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtern werde, ergab eine Umfrage des ?Stern?. Das sind noch einmal zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. ?Wir spüren derzeit den Sand im Getriebe der Weltwirtschaft?, räumt der Präsident des Branchenverbandes BGA, Anton Börner, ein. Bremsspuren, die von der schwächeren US-Wirtschaft ausgingen, würden sich schon in den nächsten Monaten bemerkbar machen. KONJUNKTUR-ANGST Für den Wirtschaftsweisen Peter Bofinger ist noch nicht klar, ob die Binnennachfrage schon stark genug ist, um diese Lücke komplett zu schließen. ?Für die nächsten Quartale sind in Deutschland relativ niedrige Wachstumsraten zu erwarten?, sagt der Würzburger Ökonomie-Professor zu Reuters. Reine Schwarzmalerei wollen die Fachleute aber nicht betreiben. Ihre Rechenmodelle lassen immerhin auch optimistische Szenarien zu. ?Wenn die Turbulenzen Ende der Woche durch sind, und sich die Börsen auf niedrigem Niveau einpendeln, dann sieht die Welt schon wieder anders aus?, sagt Ifo-Mann Carstensen. ?Dann wären die Folgen für die Realwirtschaft begrenzt.?
|