Börsen rutschen ab Droht uns eine neue Finanzkrise?
VON INGA FRENSER
Dax auf Jahrestief ? knapp 6 Prozent minus ?, die Banken horten ihr Geld. Rezessionsängste weltweit. Das, was sich an den Märkten derzeit abspielt, macht wenig Mut. Droht uns ein Horror-Herbst? ?Wenn sich im September und Oktober die Lage noch mal verschlimmert, müssen wir neu nachdenken?, sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auf einer Tagung des ?Handelsblatts?. Er fühle sich an die Zeit rund um die Lehman-Brothers-Pleite erinnert. ?All dies erinnert an den Herbst 2008, obwohl der europäische Bankensektor im Vergleich zu damals heute deutlich besser kapitalisiert und weniger von kurzfristiger Liquidität abhängig ist?, sagte Ackermann. Damals war die Weltwirtschaft nach dem Zusammenbruch der US-Bank in eine tiefe Krise gestürzt. Auch Börsen-Experte Dirk Müller warnt: ?Es sieht derzeit verdammt gefährlich aus.? Gefestigt wird die Angst durch das Verhalten der großen Geldhäuser. Die Europäische Zentralbank meldet: Neuer Rekord bei den Einlagen der Geschäftsbanken. Die enorme Summe von 151 Milliarden Euro liegt derzeit bei der EZB ? ein Indikator dafür, dass sich die Banken untereinander nicht mehr trauen, sich gegenseitig kein Geld mehr leihen. Überschüssiges Kapital wird lieber bei der Zentralbank gelagert ? sicher ist sicher. ?Seit Jahresbeginn haben manche europäische Banken sogar ein Drittel und mehr ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt?, sagte Ackermann. REZESSIONSANGST! Gift für die ohnehin schon angeschlagenen Märkte. Der Dax stürzte heute auf ein Zwei-Jahres-Tief, minus 5,7 Prozent auf 5222 Punkte. Börsen-Experte Müller: ?Im Moment sieht es so aus, als würde sich der Markt im wichtigen Bereich zwischen 5120 und 5350 Punkten stabilisieren. Bricht dieser Bereich, gibt es kein Halten mehr.? Auch die Analysten der UBS rechneten nicht mit einer baldigen Erholung der Kurse. ?Angesichts der Verschlechterung des wirtschaftlichen und politischen Umfeldes ist es schwierig zu begründen, warum die Aktienmärkte deutlich über ihre Tiefs vom Sommer steigen sollten.? Einen Bruch der Dämme könnte es bereits am kommenden Mittwoch geben. Dann entscheidet das Bundesverfassungsgericht über die Rechtmäßigkeit der deutschen Euro-Hilfen. Erklärt das Gericht den deutschen Beitrag zum Rettungsschirm für nichtig, dann ?stünden wir wieder bei null?, sagt der Darmstädter Professor für Unternehmensfinanzierung, Dirk Schiereck. Dirk Müller: ?Dann wäre der Punkt des Absturzes erreicht.? ?Die Lawine ist ins Rollen gekommen?, sagte ein Börsianer. ?Resignation und Perspektivlosigkeit prägen die Stimmung.? ALARM-SCHREIE WELTWEIT Am Wochenende schlugen bereits die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) Alarm. Weltbank-Präsident Robert Zoellick hatte angesichts von Schuldenkrise und abflauender Konjunktur erklärt, es bestehe das Risiko, ?in diesem Herbst in eine neue Gefahrenzone? zu rutschen. IWF-Chefin Christine Lagarde warnte gar vor einem Rückfall in die Rezession. Deshalb müssten etwa wachstumsfördernde Maßnahmen ergriffen werden, ?um eine drohende Abwärtsspirale abzuwenden?.
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