Alle Akteure können auf vernüftige Gründe verweisen, Kredit zu geben oder zu verweigern bzw nachzufragen oder zu verzichten. Auf einer individuellen Ebene mag dies sehr gegensätzlich ausfallen, in der Summe entsteht jedoch die zyklische Überakkumulation von Kredit, die ebenso zyklisch korrigiert wird. Dagegen gibt es kein Instrument und keine 'vernünftige' Vorkehrung, weil es sich um eine Funktion des Kredits selbst handelt. Die tatsächlichen Motive sind deshalb die, im Bust auf Kosten der Konkurrenz zu überleben und ihm Boom mittels Kredithebel die Konkurrenz in Volumen und Ertragskraft auszustechen. Dies gilt sowohl branchenspezifisch wie auf der nationalen Ebene, denn jeder Staat konkurriert mit seinesgleichen um Kredit und Kreditfähigkeit... Ein Staat, der money issuer ist, kann sich in beliebiger Höhe verschulden, ohne in eine 'Schuldenkrise' zu geraten. Japans Erfahrungen belegen diese MMT-These evident. Eine rote Linie ist hier nirgends in Sicht. Dein Paradebeispiel Irland zeigt umgekehrt, dass ein konsequent sparender Staat mit einer exzessiven Verschuldung des Privatsektors einhergeht, welche Irland dann bekanntlich das Genick gebrochen hatte. Spanien ähnlich... Alle primären Industriestaaten erhöhen recessiv ihr Deficit, um es postrecessiv wieder schrumpfen zu lassen. Dies ist empirisch evident - ich versteh nicht, wieso Du den zweiten Teil stets erneut bestreitest... Sinkende Staatsausgaben und steigende Steuern bedeuten einen entsprechenden Abschlag am GDP. Der private Sektor muss sich entsprechend verschulden, allein um das Niveau zu halten. Sparen die Privaten ebenfalls, sinkt die Gesamtersparnis, weil das Gdp schrumpft. Das ist Saldenmechanik.... Die historische Erfahrung zeigt, dass die antizyklische Fiskalpolitik der letzten 80 Jahre die Kreditzyklen in ihren Ausschlägen limitiert. Dramatische Krisen waren an der Tagesordnung, als der Markt noch frei, das Geld gedeckt und der Staat in der Krise kontraktiv war. Die Great Recession 08 ff verdankte sich dem Zusammenspiel historisch so nicht bekannter Faktoren: Eine restrektive Finanzpolitik, eine exzessive private Verschuldung bei gleichzeitiger Stagnation des Lohnniveaus aufgrund des industriellen Outsourcings in den US - letzteres war neu.... Wenn Du die Saldenmechanik global anwendest, kürzen sich Deficite und Überschüsse in der Leistungsbilanz wieder heraus. Es erscheint zulässig, seit der Globalisierung von einer closed economy im globalen Maßstabl zu sprechen. Je höher das Leistungsbilanz-Deficit, desto mehr an Verschuldung muss aufgewandt werden, um das GDP-Niveau zu halten - und umgekehrt. Die erzielten Überschüsse entsprechend den eingefahrenen Deficiten und werden auch genau dort angelgt... Griechenland mit den US zu vergleichen ist nonsense. Griechenland ist auf Kredit wie ein Privathaushalt angewiesen und wird seit seiner Insolvenz auch genauso gemassregelt - während die US ein weltweit nachgefragtes Geld emittieren... Die Privaten verschulden und entschulden sich prozyklisch, der Staat spielt dazu den Counterpart. ... Richtig, Geld ist nicht unmittelbar mit Vermögen identisch bzw wird es erst dann, wenn ein Swapp durchgeführt werden soll. Geld selbst ist über seine Kreditfunktion definiert, also über seine Fähigkeit, Kredit zu ziehen und dem Versprechen, diesen Kredit durch noch mehr Kredit abzulösen... ----------- 'Being a contrarian is tough, lonely and generally right'
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