Durch defizitspending stellt der Staat selbst eine gewisse Nachfrage, hat allerdings keinen Einfluss darauf, was mit dem Geld nach seiner Ausgabe passiert. (Fliest es wieder in den Konsum - ins Inland oder ins Ausland - oder wird es gespart). Aus den og Identitätsgleichungen folgt, dass ein federal deficit sich auf der privaten Seite als income (Haushalte) bzw earning (Unternehmen) spiegelt. Aus ersterem folgt mehr Konsum und / oder mehr Ersparnis, aus letzterem mehr privates investment. Theoretisch - praktisch werden die Entscheidungen der Privaten massgeblich von Erwartungen über zukünftige Entwicklungen beeinflusst und damit auch von der Glaubwürdigkeit umlaufender Narrative. Dieser psycholgische Faktor ist aus den Identitätsgleichungen nicht abzuleiten.. Natürlich hängt die Anwendung dieser Gleichungen auch von Grösse und Breite einer Volkswirtschaft ab. So dürfte in den US das Volumen des Defizits im Lande bleiben, während es zB in Liechtenstein nach draussen ginge... Wenn Du allerdings ohnehin der Auffasung bist, dass Die Versuche der NB, die Geldmenge zu steuern, sei es über den Zins, Reserves oder Mindestreservesätze, zum scheitern verurteilt seien, was spräche dann eigentlich dagegen, den Zins tatsächlich frei den Märkten zu überlassen... Tatsächlich bin ich der Auffassung, dass der lange Zins frei am Markt gebildet wird und sich die versuchte Einflussnahme der NB herauskürzt. So stiegen zB mit jedem QE die Renditen und fielen nach seiner Aussetzung. Die Macht der NB wird auch hier weit überschätzt, was diese aber psychologisch geschickt nutzen konnte, um wirksame Narrative zu bauen... und zum Vollgeldsystem zurückzukehren Wünschen darf man sich alles. In der empirischen Welt draussen hat der Staat seine Geldschöpfung an die Privatbanken delegiert, was die Krisenanfälligkeit des Kreditgeldsystems bekanntlich erhöht. Nur entsprechen die Krisen - streng saldenmechanisch - den Expansionsphasen. Die Krisen sind kein notwendig oder überflüssigerweise in Kauf genommenes Übel, sondern die andere Seite der Wachstumsmedaille. Fiat, so wie wir es kennen, ist also ein Wachstumsbeschleuniger. Ein Staat, der isoliert darauf verzichtet, würde in der internationalen Konkurrenz nach unten durchgereicht... Der Umstand, dass sich die Geldmenge in den letzten Jahrzenten um ein Vielfaches erhöht hat als das Wachstum in der Realwirtschaft geht allerdings nunmal gerade maßgeblich auf die Geldpolitik der Notenbanken und die Defizitpolitik der Staaten zurück!
Natürlich tragen auch die Privaten im Hinblick auf die Nachfrage daran ihren Anteil. Blasen werden auch in der Regel immer durch die Privaten aufgepummt, Staat und NB legen allerdings die dafür notwendigen monetären Voraussetzungen. Ohne eine entsprechende Politik wäre das Angebot nicht in diesem Maße - und auch nicht so billig - verfügbar gewesen... Dem Wachstum der Geldmenge liegt dasjenige der Kreditmenge zugrunde. Diese wird aufgeblasen durch die Hoffnung auf (eskalierendes) zukünftiges Ertragswachstum und liegt deshalb von hausaus zu einem gewissen Prozentsatz über dem realen Wachstum. Diese Hoffnung wird notwendig zyklisch enttäuscht, was sich in einer temporären Entwertung von Kredit niederschlägt. Ich glaube nicht, dass die Geldpolitik diese Bewegung kausal kontrollieren kann. Historisch gesehen gab es Kreditexzesse auf jedem Zinsniveau ebenso wie bei jeder Form gedeckten Geldes....... ----------- 'Being a contrarian is tough, lonely and generally right'
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