"...es macht einen Unterschied, ob Zan einen neuen Geschirrspüler braucht oder Fill eine neue Fabrik in Malaysia hochziehen will (um coins bei moderaten Lohnkosten minen zu lassen)... "
...und Du glaubst, dass die Banken Dir dafür eine 100% Finanzierung geben würden, noch dazu ohne Sicherheiten zu verlangen? ;)
Eine Sicherheit muss dabei übrigens nicht notgedrungen immer ein materieller Pfand sein. Neben der immer etwas fiktionalen zukünftigen Ertragskraft, kommt z.B. auch die gegenwärtige Ertragskraft in Betracht, je höher und gesicherter diese erscheint, umso weniger wird die Bank auf einen zusätzlichen materiellen Pfand Wert legen, in den sie ggf. vollstrecken könnte. Auch der gute Ruf, Qualifikation, Bildung und eine langfristige und von guten Erfahrungen und Vertrauen gekennzeichnete Geschäftsbeziehung zur entsprechenden Bank, sind Dinge, die auf einer Metaebene beliehen werden können. Beim Studentenkredit werden zum Beispiel die mit dem Studium verbundenen späteren Berufsaussichten beliehen. Wenn allerdings auf Grundlage dieser Dinge bereits Kredit (Glaube) in Anspruch genommen wurde, wird es irgendwann schwer, noch weiteren Kredit aufzunehmen. Fremdkapital bedeutet bei Unternehmungen immer einen Hebel und damit auf der einen Seite einen Performanceboost und auf der anderen Seite ein höheres Risiko, wobei das bereits eingegangene (Kredit)Risiko eben eine Rolle spielt - sowohl auf Seite des Kreditnehmers bei dem Ansinnen, weiteren Kredit zu ziehen, als auch auf Seite des Kreditgebers, diesen zu gewähren.
Daran lässt sich auch mit QE oder höheren Staatsausgaben nichts ändern.
Wenn der Staat dabei bereits versucht hat, antizyklisch gegenzuwirken indem er seine eigene Verschuldung hochfährt, nach der Krise allerdings verpasst hat, diese wieder zurückzuführen, dann gerät er nach einigen weiteren Krisen bei dieser Methode irgendwann an den Punkt, seine Schuld nicht mehr beliebig erhöhen zu können, ohne selbst in eine Schuldenkrise zu geraten.
Wenn die Privaten wieder investieren und sich verschulden sprudeln in der Boomphase beim Staat auch die Steuereinnahmen. Es bräche keine Armut und keine Krise aus, wenn er in dieser Phase mit diesem (+) an Steuereinnahmen auslaufende Anleihen zurückzahlen würde, ohne diese mit neuen zu substituieren. Wenn sich die privaten wieder verschulden kann er sich wieder etwas entschulden.
Das ist auch das, was Keynes im Sinn hatte, so allerdings niemals umgesetzt wurde.
Von der Idee hielte ich allerdings auch dann nicht all zu viel. Inflation entsteht erfahrungsgemäß sehr zeitverzögert, mitunter sogar erst nach einigen Jahren. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es entsprechend lange dauert, bis das Geld tatsächlich in der Realwirtschaft zirkuliert. Es besteht daher die Gefahr, dass man mit dem Versuch, sich antizyklisch gegen Wirtschaftseinbrüche zu stemmen, am Ende prozyklisch handelt und die zyklischen Bewegungen (Boom+Bust) damit auf beiden Seiten nur noch verstärkt.
Wenn man diesen delay vernachlässigt ergibt sich dann allerdings noch ein weiteres Problem. Es funktioniert auch dann nur in einer Betrachtung ex foreign oder bei einem Staat mit ausgeglichener Handelsbilanz, in der sich Exporte und Importe die Waage halten, was kaum irgendwo der Fall ist. Es hilft nichts, wenn die als Ausgleich zur Veringerung der Geldmenge durch die Privaten vom Staat durch Verschuldung erhöhte Geldmenge nicht im Inland zirkuliert, sondern ins Ausland abfließt. Dieses Problem besteht in Griechenland genauso wie in den U.S.A., nur in einem anderen Maße. Das Problem lässt sich in diesem Falle durch zusätzliches deficit spending nicht verringern, sondern verschlimmert es im Hinblick auf die immer weiter ansteigende Schuld lediglich. In diesem Falle ist auch klar, dass die Staatsschuld nicht mehr antizyklisch zurückgeführt werden kann.
Keynes funktioniert vielleicht bei Liquiditätsproblemen, die sich während einer Entschuldungsphase der Privaten ergeben können - das antizyklische Zurückführen der Schuld vorrausgesetzt. Es funktioniert allerdings nicht bei Solvenz- bzw. Produktivitätsproblemen. Sowas lässt sich nicht mit der Druckerpresse lösen.
(Ein Fiatmoney-System ist nicht zwangsläufig ein Schneeballsystem, aber ein derartiger Umgang damit macht daraus eines.)
Was ebenfalls problematisch ist, ist die quantitative Geldmenge mit Vermögen gleichzusetzen. Der Vermögensbegriff reicht weit über Geld hinaus. Auch Sachwerte zählen zum Vermögen, Geld ist lediglich ihr Substitut. Geld hat zum einen die Funktion als Tauschmittel, zum anderen kann es auch der Wertaufbewahrung dienen.
In seiner Funktion als Tauschmittel ist es unerheblich, ob man den Schokoriegel mit einer 1.000 Lira Note oder mit einer 1 Euro Münze bezahlt. In seiner Funktion als Wertaufbewahrungsmittel spielt dieser Unterschied allerdings schon eine Rolle. Durch Inflation verliert das Geld an Wert, durch Deflation steigt sein Wert. Wenn sich die zirkulierende Geldmenge erhöht oder verringert spielen am Ende Verteilungsgesichtspunkte eine Rolle, wobei es unsinnig ist, zu behaupten, dass die Menschen bei einer größeren umlaufenden Geldmenge reicher würden und bei einer geringeren Geldmenge ärmer. Die Effekte auf den Wert des Geldes und auf der anderen Seite der der Schuld gleichen sich am Ende aus, wobei es bei der Frage, ob und wer dabei ärmer oder reicher ist auch darauf ankommt, wie groß der Geldanteil am Vermögen ist. Bei ärmeren Menschen wird er größer sein, als bei reicheren Menschen.
Da im Geld als Wertsubstitut, geleistete Arbeitskraft und getätigte Tauschbeziehungen in ihren Wertverhältnissen gespeichert sind, ist Preisstabilität ein wichtiges Ziel. Durch eine signifikante Inflation oder Deflation würden je nachdem einer der Tauschpartner (Geld gegen Arbeitskraft oder Waren) unangemessen bevorteilt oder benachteiligt. Kleine Schwankungen in die eine oder andere Richtung wären allerdings alles andere, als eine Katastrophe.
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