FTD HRE-Notrettung Das Schweigen der Depfa von Rolf Lebert (Frankfurt)
Sie ist die eigentlich Schuldige an der 35-Mrd.-Euro-Notrettung des Dax-Konzerns HRE: die Irland-Tochter Depfa. Noch vor vier Wochen schien das Geldhaus laut Eigendarstellung auf Wolke sieben zu schweben. FTD.de dokumentiert die heute kurios erscheinenden Aussagen.
"Wir profitieren weiterhin von der ausgeprägten Präferenz für Qualität und Sicherheit". Das sagte vor gerade vier Wochen der im Vorstand der Hypo Real Estate für das Kreditgeschäft mit Staaten und öffentlichen Einrichtungen zuständige Depfa-Manager Bo Heide-Ottosen.
Das gute Standing der Depfa an den Kapitalmärkten habe sich zuletzt im Februar 2008 gezeigt, als es der Depfa nach dreijähriger Abstinenz gelungen sei, einen öffentlichen Jumbo-Pfandbrief mit fünfjähriger Laufzeit über 2 Mrd. Euro am Markt zu platzieren. Die ursprünglich auf 1 Mrd. Euro ausgelegte Emission wurde aufgrund dreifacher Überzeichnung verdoppelt.
Das, so Heide-Ottosen, sei ein deutlicher Beleg für das Vertrauen professioneller institutioneller Anleger im In- und Ausland in die Schuldnerqualität der Depfa. Die Bank, so Heide-Ottosen weiter, habe noch nie den Ausfall eines öffentlichen Schuldners erlebt. Entsprechend sei ihre Risikovorsorge stets gleich null gewesen. "Wir fahren bewusst kein Zinsrisiko, sondern orientieren uns ausschließlich am Kreditrisiko", beteuerte Heide-Ottosen.
Langfristig wolle die Depfa ihr "AA+"-Rating erhalten. Das bedeute auch, dass die Kreditexpansion von den Refinanzierungsmöglichkeiten abhängig gemacht werde. "Wir machen nur Geschäft, das auch entsprechend refinanziert werden kann".
Deshalb, so Heide-Ottosen, seien die Refinanzierungsplattformen der Depfa trotz der Finanzmarktkrise stabil geblieben. "Der Refinanzierungsmix ist mit jeweils rund 50 Prozent kurzfristigen und langfristigen Mitteln praktisch unverändert". Ziel sei ein langfristiger und besicherter Refinanzierungsanteil von insgesamt 75 Prozent. Am Ende des ersten Halbjahres 2008 betrug dieser Anteil 80 Prozent.
Bewusst, so Heide-Ottosen, werde der Umfang gedeckter Emissionen stabil gehalten. In ihr Repo-Geschäft, das im ersten Halbjahr 88 Mrd. Euro ausmachte, beziehe die Depfa auch Aktiva ein, die in die Deckungsmasse für gedeckte Anleihen einbezogen würden.
Damit, so Heide-Ottosen, "werden derzeit bei längeren Laufzeiten Erträge auf Rekordniveau erzielt". Wie es in dieser heilen und angeblich perfekten Depfa-Welt in nur vier Wochen zu einer liquiditätsmäßigen Unterdeckung in zweistelliger Milliardenhöhe kommen konnte, bleibt Heide-Ottosens Geheimnis.
FTD.de, 11:36 Uhr
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