AIG (bis vor kurzem weltgrößter Versicherer) ging es "eigentlich" auch sehr gut. Die meisten Konzernbereiche waren profitabel und verdienten im Versicherungsgeschäft gutes Geld. Aber eine kleine Unterabteilung, die Anleihen und CDOs gegen Ausfall versicherte (Vereinnahmung der Prämien, dann "Riesen-Schadensfall" wegen Hypo-Crash), schrieb nun horrende Verluste und riss den ganzen Kahn auf Grund. AIG musste letzte Woche mit einem 85 Mrd.-Hilfspaket von der US-Regierung freigekauft werden. Die Aktien fielen von 70 Dollar auf aktuell um die 3 Dollar.
Wenn eine Firma (HRX) eine Tochter (Depfa) hat, die ihr zu 100 % gehört, haftet sie auch voll für deren Schieflagen. Die kleine Depfa arbeitete mit horrend hohen Beträgen im zig-Milliardenbereich. Das ist im Sektor Staatsfinanzierung normalerweise auch kein Problem, da sind die Margen zwar sehr gering, das Ausfallrisiko aber ebenfalls. Leider sind die Zeiten aber nicht normal. Der seit Jahren von allen Banken verwandte Trick, den auch die Depfa nutzte, funktionierte nicht mehr: Geld langfristig teuer ausleihen und sich kurzfristig auf dem Geldmarkt billig refinanzieren. Der Geldmarkt ist komplett ausgetrocknet. Also gibt es keine Sicherheit mehr für das langfristig ausgeliehene Geld.
Das gleiche Loch bei den Refinanzierung reißt zurzeit auch Karstadt/Arcandor in den Abgrund. Die Kieler Lindenau-Werft musste am WE trotz voller Auftragsbücher Konkurs anmelden, da sie keine Bankbürgschaften mehr erhielt, die für die Auftragsausführung unabdingbar sind.
Fazit: Der Credit Crunch greift zurzeit vom Bankensektor auf die Realwirtschaft über.
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