Nachfolgend meine Gedanken zu den AMS Zahlen, aber vorab erst mal ein anderer Punkt: Jack, wenn Du mich schon direkt darauf ansprichst, lass ich mal eine Aussage von Everke aus dem September 2019 für sich selbst sprechen:
********** Die Zusammenlegung der Sparte Opto Semiconductors von Osram und AMS habe laut Everke zwar keine Auswirkung auf deutsche Standorte, allerdings auf Standorte in Asien. ?Wir erwarten in Kulim in Asien Arbeitsplätze in dieser Sparte abzubauen?, so Everke. Zudem würde AMS ?den einen oder anderen Standort in Asien? prüfen und dort ?gegebenenfalls Mitarbeiter abbauen?. ?Gleichzeitig werden wir die Produktion in Regensburg verstärken und dort Personal aufbauen. Wir sehen den Fokus der Stärkung der Produktion in Europa mehr als in Asien?, sagte Everke. (https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/...talsparte/25006224.html) **********
Also: ich habe nie gesagt, dass Kulim ein schlechter Standort ist, aber die jüngste Aussage von Berlien (? Für die Zukunft plant Osram, das Werk in Kulim weiter auszubauen.?) im Vergleich mit den obigen Aussagen von Everke (?wir werden abbauen?) zeigen doch, mit wie wenig Ahnung Everke in diese Übernahme gegangen ist bzw. mit welchen falschen Prämissen. Kulim wird noch ausgebaut und in Regensburg darf nicht abgebaut werden (Gewerkschaften), aber die Synergien kommen bestimmt.
So, nun zu meinem eigentlichen Posting ;-)
Kerngedanke: AMS stand-alone ist und bleibt top! Sowohl von den Zahlen als auch von den Produkten her. Und, ja, das Design Out Risiko beim Face-ID darf man als begrenzter ansehen nach der gezeigten Konfidenz auf Seiten von AMS und den Aussagen von STM, dass es sich bei dem ?important customer? um Samsung handelt (die Möglichkeit hatte ich hier vor ein paar Wochen auch mal geschrieben). Insgesamt: schnell wachsend, hohe Margen, die hätten ohne den Osram Deal keine Schulden - die AMS stand-alone Aktie würde ich unheimlich gerne kaufen!
Zweiter Gedanke: Osram hat eine EBITDA-Guidance für das Jahr 2021 iHv von ca. 328 Mio Euro in der Mitte herausgegeben (also adjustiert, Restrukturierungskosten sind da rausgerechnet). Das entspricht ungefähr dem gleichen Wert wie in 2019 als Osram adjustierte 307 Mio Euro berichtete. In 2019 resultierte das in einem Vorsteuergewinn von -377 Mio Euro bei Osram, wobei da 220 Mio Euro Sonderabschreibung für das Conti JV dabei waren. Nehme ich die raus, bedeutet das -157 Mio Euro.
Im Ergebnis: 2019: 307 Mio EBITDA => -157 Mio Ergebnis vor Steuern 2021e: 328 Mio EBITDA => -1xx Mio Ergebnis vor Steuern? Ich bleibe daher bei meiner Erwartung, dass Osram in diesem Jahr ein dreistellig negative Ergebnis beitragen wird.
Dritter Gedanke: Synergien. Dazu drei Aussagen von AMS:
Oktober 2019: ?Expected cost and revenue synergies with an expected annual pre-tax run-rate in excess of ?300m? (AMS Präsentation Okt 2020)
November 2019: ?It should be possible to deliver the majority of these synergies within the first 24 months after the completion of the Transaction independent of ams? final ownership level.? (S. 24 des Offer Dokuments)
November 2020: ?Expected annual run-rate pre-tax synergies 3 years after closing? und in der Fußnote ?Synergies based on assessment of summer 2019 with updates; run-rate synergies expected to be achieved by year 3 post closing; one-off expected integration costs of up to EUR400m? (S. 9 der letzten Investor-Präsentation). Mit Closing ist dann wohl der 1. Januar 2021 gemeint lt. Aussage Berlien, oder?
Für mich ist das wieder eine typische AMS Kommunikation wenn man aus ?within 24 months? ein ?3 years after closing? macht und das unkommentiert lässt. Stand das irgendwo im Text, dass sich die Synergien um ein Jahr nach hinten schieben? Wenn ich im Juli 2019 den Text gelesen hätte, wäre ich also von 300 Mio Synergien in 2022 ausgegangen, jetzt gibt es diese 300 Mio eben erst in 2024 ? zwei Jahre hinter Plan. Aber vllt sehe ich das zu kritisch.
Letzter Gedanke: Einmalkosten für die AMS Aktionäre
200 Mio Transaktionskosten (einmalig) 600 Mio Zins-und Dividendenkosten (2020-23) 400 Mio Restrukturierungsaufwendungen (einmalig) 1.600 Mio Prämie an die Osram-Aktionäre (nach Steuer)
Letzteres basiert auf der Annahme, dass AMS die restlich fehlenden Aktien bei 55 Euro kauft und auf der Aussage im Übernahmeangebot (?Offer price of ?38.50 reflects premium of 33% to undisturbed OSRAM share price (?28.92)?; Juli 2019 AMS adhoc)
Man hat also rund 2,8 Mrd. ?Kosten? gehabt, um ab 2024 die 300 Mio Synergien möglicherweise zu erzielen. Aber vllt ist das ja eine vernünftige Relation, das kann ich nicht richtig einschätzen. Vor allem: für alle, die nach der KE eingestiegen sind, ist das ohne Belang.
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