Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Der deutsche Aktienmarkt ist zur Wochenmitte hin abermals kräftig unter die Räder gekommen. Der DAX rauschte gestern um 1,86 Prozent in die Tiefe auf 4.799,98 Punkte. Für die zweite Reihe lief es noch schlechter. Der MDAX verlor am Ende 2,73 Prozent auf 5.600,75 Zähler. Der SDAX folgte mit einem Minus von 3,04 Prozent auf 2.815,42 Indexpunkte. Gleichzeitig fiel der TecDAX um 3,70 Prozent zurück auf 603,45 Zähler.
An der Wall Street war zum Xetra-Schluss keine klare Tendenz zu erkennen. Am Dienstagabend hat der Software-Hersteller Adobe überzeugende Quartalszahlen auf den Tisch gelegt. Die gestern Nachmittag vorgestellten Ergebnisse sowie der Ausblick des Logistikkonzerns FedEx konnten die Investoren indes nicht überzeugen. Wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte, hat sich der Verbraucherpreisindex im Mai leicht um 0,1 Prozent erhöht. Volkswirte hatten zuvor eine Preissteigerung um 0,3 Prozent erwartet. Die Kernrate zeigte wie erwartet einen Anstieg um 0,1 Prozent. Unterdessen wies das US-amerikanische Leistungsbilanzdefizit im ersten Quartal einen deutlichen Rückgang aus. Laut Angaben des Handelsministeriums verringerte sich das Defizit um 34,5 Prozent auf 101,5 Mrd. Dollar, während Volkswirte sogar eine Abnahme auf 85,0 Mrd. Dollar prognostiziert hatten. Hierbei handelt es sich um den niedrigsten Stand seit dem vierten Quartal 2001.
Gestern Nachmittag hat der Salz- und Düngemittelkonzern K+S mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung geschockt. Dem Unternehmen zufolge habe die Düngemittelnachfrage trotz stabilisierter Agrarpreise auch im zweiten Quartal auf sehr niedrigem Niveau gelegen. Angesichts der außergewöhnlich schwachen Absatzentwicklung hat K+S die Absatzschätzung für 2009 auf 4,0 bis 4,5 Millionen Tonnen reduziert. Vor diesem Hintergrund wird der Konzern die Kaliproduktion in der zweiten Jahreshälfte um bis zu zwei Millionen Tonnen zurückfahren. In Anbetracht dieser Situation und der bevorstehenden Herbstdüngung wurde außerdem der Preis für Kaliumchlorid reduziert. Angesichts dieser Entwicklungen sei mit zusätzlichen, deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgängen im laufenden Geschäftsjahr zu rechnen. Die Aktie brach daraufhin um 14 Prozent ein. Die Aktie der Deutschen Post verlor nach den enttäuschenden FedEx-Zahlen 5,9 Prozent. Der Logistikkonzern will Presseangaben zufolge bei seiner Tochter DHL in Belgien rund 430 Jobs abbauen. Auch am Unternehmenssitz in Bonn sollen den Angaben zufolge bis zu 90 Stellen gestrichen werden. Titel der beiden Stahlkocher Salzgitter und ThyssenKrupp gaben jeweils mehr als 6 Prozent ab. Einen weiten Bogen machten die Anleger mitunter auch um die Commerzbank (-6,6 Prozent), die Deutsche Bank (-4 Prozent) und BASF (-3,8 Prozent). Volkswagen zählten mit einem Plus von 1,3 Prozent zu den wenigen Gewinnern. Hier stand ein Pressebericht im Blick, dem zufolge der Einstieg des Wüstenstaates Katar beim Sportwagenhersteller Porsche (-1,4 Prozent) nicht ganz reibungslos zu verlaufen scheint. So habe Großaktionär Ferdinand Piëch bei einem Treffen der Eigentümerfamilien eine rasche Einigung mit den Scheichs verhindert. Unterdessen hat Porsche den Bericht dementiert. An der DAX-Spitze gewannen FMC 3 Prozent, Fresenius 2,4 Prozent und die Deutsche Telekom 2,1 Prozent.
Im MDAX sackten Arcandor um knapp 3 Prozent ab. Presseangaben zufolge überdenkt die Luxemburger Privatbank Sal. Oppenheim ihr Engagement als Großaktionär bei dem insolventen Einzelhandels- und Touristikkonzern. Demnach werde derzeit geprüft, ob man noch einmal in den Konzern investiere oder die Beteiligung verkaufe. Zudem wurde bekannt, dass Arcandor für 15 weitere Tochtergesellschaften Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hat. In den betroffenen Gesellschaften arbeiten insgesamt 6.700 Mitarbeiter, womit sich die Zahl der in Deutschland von den Insolvenzanmeldungen betroffenen Arcandor-Mitarbeiter auf rund 50.000 erhöht. Am Indexende verloren FUCHS PETROLUB und KlöCo jeweils mehr als 5 Prozent.
Im TecDAX schlugen sich Kontron mit einem leichten Minus vergleichsweise wacker. Der Anbieter von Embedded Computer Systemen hat zuvor zwei Design Wins mit einem Gesamtvolumen von rund 60 Mio. Dollar vermeldet. Demnach liefert Kontron für einen der weltweit größten Hersteller hochkomplexer technischer Applikationen für die Informations- und Telekommunikations-Branche ab dem vierten Quartal 2009 über zunächst drei Jahre seine neuesten Dual Nehalem CPU Motherboards. Titel der Software AG gewannen als Spitzenreiter 1 Prozent. Auf der Gegenseite setzten Drägerwerk die Talfahrt vom Dienstag fort und schlossen mit 9,8 Prozent im Minus. Deutlich rote Vorzeichen prägten das Geschehen unter anderem auch bei Infineon (-9,4 Prozent), SMA Solar (-9,1 Prozent) und IDS Scheer (-8,7 Prozent).
Asiatische und US-Börsen:
Die US-Leitindizes beendeten den Handel am Mittwoch unentschlossen. Während der Dow Jones mit 8.497,18 Punkten um 0,09 Prozent abnahm, zog die NASDAQ um 0,66 Prozent auf 1.808,06 Zähler an. Der S&P 500 schrumpfte um 0,14 Prozent und schloss bei 910,71 Zählern. Die Futures notieren derzeit uneinheitlich. So tendiert der Dow Jones Future bei 8.457,00 Punkten (+20,00 Punkte), der NASDAQ Future bei 1.450,75 Punkten (-2,75 Punkte) und der S&P Future bei 907,80 Zählern (+2,50 Punkte).
Die größten Börsen in Asien entwickeln sich heute nach den unterschiedlichen Vorgaben der US-Börsen mehrheitlich schwächer. Nach der positiven Entwicklung des vorangegangenen Handelstages notiert der Nikkei-Index heute in Tokio mit einem Minus von 1,39 Prozent bei 9.703,72 Punkten.
In China zeigen die Aktienmärkte unterschiedliche Vorzeichen. So steht der Hang Seng derzeit mit 1,97 Prozent im Minus bei 17.728,08 Punkten, während der Shanghai Composite um 1,01 Prozent zulegt auf 2.838,47 Punkte.
Der Markt heute:
Der Bund Future fällt bisher um 0,04 Prozent auf 119,70 Punkte.
Die Banken und Handelshäuser sehen den Deutschen Aktienindex heute mit Gewinnen starten. Die Deutsche Bank rechnet zu Handelsbeginn mit 4.814 Punkten. Der DAX-Future notiert derzeit bei 4.807,50 Zählern (+0,05 Prozent).
In Italien steht heute die Handelsbilanz zur Veröffentlichung an. Ferner wird in Großbritannien der Einzelhandelsumsatz bekannt gegeben. Aus den USA werden heute die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, Frühindikatoren sowie der Philadelphia Fed Index gemeldet.
Quartalszahlen, Hauptversammlungen und Analystenkonferenzen:
Quartalszahlen stehen heute bei Carnival Corp., J. M. Smucker Co., Pier 1 Imports Inc., Progress Software Corp., Research In Motion Ltd., Winnebago Industries Inc. und Arcandor AG an.
Wichtige Meldungen:
Die amerikanischen Großbanken JPMorgan Chase & Co. (JPMorgan) (Profil), Morgan Stanley (Profil), Goldman Sachs Group Inc. (Profil), sowie weitere Finanzkonzerne haben am Mittwoch Mittel aus dem sogenannten TARP-Programm (Troubled Asset Relief Program) zurückgezahlt.
Aktuellen Presseberichten zufolge ist die Refinanzierung des hoch verschuldeten Baustoffkonzerns HeidelbergCement AG (Profil) nahezu perfekt.
Die Pfleiderer AG (Profil) gab am Mittwoch bekannt, dass nach den jetzt vorliegenden vorläufigen Zahlen der Monate April und Mai 2009 und geht nicht mehr von einer Fortsetzung der Geschäftsbelebung, die sich im Verlauf des ersten Quartals abgezeichnet hat, aus.
Aktuellen Presseberichten zufolge will die staatseigene Förderbank KfW der Deutsche Postbank AG (Profil) unter die Arme greifen. (18.06.2009/ac/n/m) ----------- Keine Kauf Empfehlung!! Das Warten ist die grausamste Vermengung von Hoffnung und Verzweiflung, durch die eine Seele gefoltert werden kann. Devise: "Kaufen, wenn alle anderen verkaufen"
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