OUNDUP: Auch Conergy-Chef Ammer im Fadenkreuz der Staatsanwaltschaft
17:02 18.06.09
HAMBURG (dpa-AFX) - Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen den amtierenden Vorstandsvorsitzenden des Solarunternehmens Conergy (Profil), Dieter Ammer. Das räumte der frühere Tchibo-Chef am Donnerstag in einer Mail an die Mitarbeiter ein, die der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegt. Darin wies er die Vorwürfe gegen sich zurück. Die Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch bekanntgegeben, gegen elf "Verantwortliche eines börsennotierten Unternehmens" wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung, Kursmanipulationen und Insiderhandel zu ermitteln. Die Vorwürfe beziehen sich auf Vorgänge in den Jahren 2006 und 2007. Damals war Ammer Aufsichtsratschef bei Conergy.
"Ich habe den Ermittlungsbehörden volle Kooperation zugesagt", schrieb Ammer an seine Mitarbeiter. "Weder ich noch der Bilanzausschuss oder der Aufsichtsrat haben zu irgendeinem Zeitpunkt von eventuellen Bilanzfälschungen gewusst, geschweige denn sie begleitet." Seine Aktienverkäufe im Jahr 2007 habe er niemals mit Insiderwissen getätigt. "Sie liegen ausschließlich in rechtlich abgesicherten Zeitfenstern."
ÜBRIGE VERDÄCHTIGE NICHT MEHR IM UNTERNEHMEN
Die übrigen Verdächtigen, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelt, seien bereits aus dem Unternehmen ausgeschieden. Er sei überrascht und enttäuscht, dass die Staatsanwaltschaft auch gegen ihn ermittele, schrieb Ammer. Er habe maßgeblich an der Aufarbeitung der damaligen Ereignisse vorangetrieben.
Ammer äußerte sich zudem kritisch zum Zeitpunkt der Ermittlung. "Es ist bedauerlich, dass diese Ermittlungen jetzt passieren, wo wir alle Hände voll zu tun haben, in einem extrem schwierigen Markt unser Unternehmen voranzubringen", erklärte der 58-Jährige. Seit der Fast-Pleite Ende 2007 kämpft das Unternehmen um seine Existenz. Ammer übernahm damals die Geschäftsführung und krempelt seitdem die Gesellschaft um. Er trennte sich von zahlreichen Geschäftsfeldern und konzentriert Conergy auf das Solargeschäft. Er konnte es aber nicht verhindern, das Conergy 2008 noch tiefer als zuvor in die roten Zahlen rutschte. Unter dem Strich stand ein Verlust von 307 Millionen Euro. Erschwert wird eine Erholung des Unternehmens durch die angespannte Lage für die gesamte Solarbranche. So brach der Umsatz im ersten Quartal 2009 um 70 Prozent auf 65 Millionen Euro ein.
ZWEI ANZEIGEN
Die seit Herbst vergangenen Jahres laufenden Ermittlungen wurden laut Staatsanwaltschaft durch zwei Strafanzeigen ausgelöst. Keine Angaben machte die Behörde zu den Urhebern der Anzeige. Bekannt ist aber, dass im Oktober vergangenen Jahres eine Münchner Anwaltskanzlei eine Schadensersatzklage gegen Conergy eingereicht hatte, in der von unzulässigen Bilanzierungsmethoden in den Jahren 2006 und 2007 die Rede ist. Die Deutsche Prüftstelle für Rechnungslegung (DPR) und die Börsenaufsicht BaFin hatten den Fall ebenfalls untersucht. Die Ermittlungen gegen das Unternehmen sind inzwischen ohne eine Bestrafung abgeschlossen.
"Der Abschluss 2006, um den es geht, erhielt (...) ein uneingeschränktes Testat einer der großen vier Prüfungsgesellschaften und er wurde in dieser Form vom Aufsichtsrat auch festgestellt", erklärte Ammer. "Er wurde, sobald wir Kenntnis hatten, durch uns in Abstimmung mit der DPR korrigiert und neu aufgestellt."/nl/ck Quelle: dpa-AFX
|
|