Millionen US-Bürger können ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen. Bei Massenspektakeln einer gemeinnützigen Organisation wird das Elend neu verhandelt.
"Alle erzählen, dass ein Wunder geschehen ist" "Save the Dream Tour" heißt die Veranstaltung, zu der die beiden Kollegen aus Südkalifornien extra eingeflogen sind: ein fünftägiges Massenspektakel rund um das Elend des kollabierten Häusermarkts, organisiert von der NACA, einem gemeinnützigen Verein aus der Nähe von Boston, der sich auf Hilfe zur Häuser-Finanzierung spezialisiert hat. Quer durch Amerika ist die NACA schon gereist mit ihrem Versprechen, all jenen beizustehen, die sich mit ihren Hypotheken verkalkuliert haben, denen die Zahlungsverpflichtungen über den Kopf wachsen. Ein weit verbreitetes Problem: In den ersten neun Monaten verloren über drei Millionen Hausbesitzer in den USA ihr Heim, Tendenz steigend - immer noch, auch zwei Jahre nach dem Platzen der Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt.
So, wie es Andre Spicer von Bekannten gehört hat, die in Las Vegas dabei waren: "Alle, die zurückkommen, erzählen Geschichten, dass ein Wunder geschehen ist", berichtet der 38-jährige Schulangestellte. Und er braucht ein Wunder, nichts weniger als das. Über 600.000 Dollar hat Spicer zu Boom-Zeiten für sein Haus bezahlt, heute ist es gerade noch die Hälfte wert - doch die Hypothek richtet sich, gnadenlos, nach dem ursprünglichen Preis. Und sie ist von der Sorte, die mit niedrigem Einstiegs-Zinssatz lockte, nur um später sprunghaft anzusteigen. Monat für Monat verlangt die Bank nun 3823 Dollar (derzeit gut 2500 Euro), und Spicer weiß nicht, woher er das Geld nehmen soll. "Seit vier Monaten habe ich nicht mehr gezahlt", gesteht der Familienvater. "Wenn ich hier keine Hilfe bekomme, hängt wohl bald ein großes Schloss vor unserer Tür."
Seiner Kollegin geht es ähnlich: In guten Zeiten belieh Sherree Lewis-Devaughn ihr Haus, um Rechnungen zu begleichen und den Kredit für ihr Studium abzuzahlen - dadurch stieg ihre Hypothek von 900 auf 1700 Dollar. "Es war leicht, das Geld zu bekommen", erzählt die alleinstehende Mutter, "aber die Zahlungen sind mir über den Kopf gewachsen." Die Wirtschaftskrise erhöht die Not. Früher konnte die Lehrerin während der Sommerferien Nachhilfeunterricht geben, doch dafür haben viele Schulen in der Krise kein Geld mehr übrig. Nun lasten 30.000 Dollar Kreditkarten-Schulden auf Lewis-Devaughn, und zum ersten Mal fand sie keinen Weg, ihre Hypothek zu zahlen. "Hoffentlich können die mir hier helfen", sagt die 36-Jährige, in der rechten Hand einen Schirm, um sich beim Warten in der Schlange vor der brennenden Sonne zu schützen, der Blick geht ins Leere. "Sonst wird es wirklich hart."
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