Das Ende von GPGPU,der Verwendung einer GPU von Berechnungen abseits seiner ursprünglichen Aufgabe als "Pixelbeschleuniger", im HPC(High-Performance-Computing)-Segment scheint eingeläutet. Der Umfang sieht angeblich die Bestückung mit ca. 100 Tsd. Xeon CPUs und 100 Tsd. Xeon Phi Co-Prozessoren vor. Der Witz bei der Sache ist, das China als Gesamtbudget für diesen dann weltweit leistungsfähigsten Rechner "nur" ungefähr 100 Mio. Dollar vorgesehen hat. Der Autor Theo Valich macht dann folgende Rechnung auf, bei der er unterstellt das jeweils die Top-End-Produkte zum Einsatz kommen: 100.000 x 2500$(geschätzter Preis eines Xeon E5-2567W) = 250 Mio. Dollar 100.000 x 2649$(Preisangabe für eine 5110P-Karte) = etwa 265 Mio. Dollar Zusammen locker über eine halbe Milliarde bei dieser groben Aufrechnung. Aber nach Maßgabe des Gesamtbudgets und in Anbetracht der Tatsache das für diesen Supercomputer ja noch andere Teile benötigt werden, kann man unterstellen, das Intel seine Komponenten nur für vielleicht einen Zehntel der berechneten Summe, also vielleicht 50 Mio. Dollar liefern wird. "...When you look at the pricing model, it is clear as day that Intel won't even cover the manufacturing cost..." - Nein, das kann man ja nicht sagen. Vielleicht kostet Intel so ein Xeon-Chip in der Herstellung ja auch nur 50$. Klar ist nur das man zumindest bei diesem Geschäft erstmal auf die riesigen Gewinnspannen verzichtet. Für eine Firma wie vorallem Nvidia wäre das ein gutes und verhältnismäßig großes Geschäft gewesen. Jetzt beginnt aber in diesem HPC-Geschäft scheinbar eine neue Ära. Erstaunlicherweise steigt Intel groß ein und verwendet dabei wieder altbekannte Unsitten. "...we wonder at what point we can start discussing uncompetitive practices and price dumping..." schreibt Valich. Naja, Intel und Nvidia sind auf dem Gebiet des aggressiven Marketings ja Brüder im Geiste. Hier gehts dann mal nicht gegen AMD sondern gegeneinander. Aus AMD-Sicht schön anzuschauen. Erstaunlich ist es deshalb, weil dieses Segment so klein scheint und scheinbar auch keine große Zuwachsraten aufweisen kann. Passt auf den ersten Blick gar nicht zu Intel. Weil es nicht viele verwertbaren Angaben zu diesem Markt gibt, habe ich nochmal die Nvidia-Bilanzen als Grafik angehängt. Hieraus ergibt sich bei Betrachtung des Segments PSB(Professional Solutions Business) zumindest ein grobes Bild über die Entwicklung. Darin enthalten "Tesla"-GPUs für HPC/GPGPU-Computing und "Quadro" -GPUs für professionelle Grafik-Anwendungen(Workstation). Erste Tesla-Einnahmen gab es mit ein paar ("several") Millionen zum Jahresende 2008. Im Kalender-Jahr 2009 waren es Angaben("The Register") zur Folge 25 Mio. Dollar. Kalender-Quartal Q4/08 entspricht fast dem Nvidia-Fiskal-Quartal Q4/09 Das Jahr 2009 entspricht fast dem Nvidia-Fiskal-Jahr 2010. Es endet am letzten Sonntag im Januar, daher nur "fast". Die Angaben in der Grafik sind Nvidia-Fiskal-Quartale. Das Tesla-Geschäft begann danach also FQ4/09. Der Start fiel unglücklicherweise in diese Zeit der Folgen der Finanzkrise. Hier mal ein Link zu einem "The Register"-Artikel vom März 2011, indem man für das Fiskaljahr(FY) 2011/Kalender-Jahr 2010 von einer Vervierfachung des Tesla-Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr ausging. Die angegebenen 100 Mio. berufen sich auf einen Nvidia-Kommentar( "Tesla achieved over $100 million in revenue in fiscal 2011" - Konferenz zu FQ4/11). Für FY2012, also 2011, erwartete man dann nochmals eine Verdoppelung auf etwa 200 Mio.. Wenn die 100 Mio. für FY2011 durchschnittlich etwa 25 Mio. im Quartal ausmachten, ergebe sich damit ein Durchschnittswert für die Workstation-"Quadros" von etwa 180 Mio. pro Quartal. Man könnte jetzt noch genauer nachforschen, was sich seit dem im Workstation-Bereich vielleicht in 2011 verändert hat. Zum Beispiel hatte AMD dort laut "JPR" wieder etwas Boden gut gemacht und erreichte mit 18,5%(Q2/11), 19,5%(Q3/11) und 18,4%(Q4/11) fast ein Fünftel Marktanteil. Diese Marktanteile nach Stückzahlen sagen aber nichts über die erzielten Umsätze aus. Man kann gut annehmen, das Nvidias Quadro-Umsätze in 2011 zumindest keine signifikante Veränderungen zeigten und man vielleicht einen Durchschnitt von 175 Mio. im Quartal unterstellen. Das macht 864 Mio. gesamt minus 700 Mio. für "Quadro" etwa 164 Mio. für Tesla. Die 200 Mio. werden mutmaßlich nicht erreicht worden sein. Also der Schein trog etwas. Es gibt bzw. gab Wachstum in 2011 und zwar nicht schlecht. Und die Profitabilität ist ja eh bei beiden Geschäftsfeldern sehr gut. In 2012 dagegen lief es umsatzmäßig offenbar nicht so gut, was aber dem gesamtwirtschaftlichen Umfeld geschuldet sein kann. Jedenfalls wird es vermutlich die hohe Profitabilität sein, die Intel reizt. In Bezug auf den Umsatz sind es für Intel ja geradezu Peanuts. Aber wo viel Profit winkt, da wird der nimmersatte "Geldgeier" natürlich aufmerksam und nun scheint man ganz aggressiv vorgehen zu wollen. Ja und was hat das mit AMD zu tun? AMD hat sicher aber nur einen kleinen Anteil und steht gewissermaßen eher noch am Anfang. Als Ende 2011 die neue 28nm-GPU von AMD auf den Markt kam, verwendeten einige Tester die Bezeichnung Multipurpose-GPU, also ein Konzept das beiden Aufgabenbereichen gerecht werden sollte. Pixelbeschleunigung und GPGPU-Computing. Manche vermuten das deshalb dieser Chip so groß ausfiel(365mm2). 4,3 Mrd. Transistoren. Transistoren bedeuten Platz, also Die-Size und u.U., falls man keine optimalen Verbrauchsmechanismen verwendet, mehr Stromverbrauch. So scheint der Tahiti-Chip ein guter Kompromiß, aber wie das halt so mit Kompromissen ist, man ist gut, aber nicht optimal. Im Grafik-Bereich kann man gut in der Spitze mithalten, hat aber einen höheren Stromverbrauch. Und im GPGPU-Bereich führt man z.Z. zwar, wird aber von dem erwarteten Nvidia GPGPU-Spezial-Chip GK110 sicher übertrumpft werden. Die Frage stellt sich erst recht jetzt wo der blaue 800-Pfund-Gorilla mit roher Gewalt in den HPC-Markt einbricht, ob sich AMD nicht besser auf die alte klassische Anwendung der Grafik-Darstellung konzentrieren sollte und die folgenden GPUs darauf zu optimieren. Also möglichst kleiner Chip und Energieeffizient. Man ist wie erwähnt gerade erst am Anfang und hat vermutlich nur einen kleinen Marktanteil im HPC-Markt. Wenn man der Argumentation von Dermerjian folgt und versucht es zu verstehen, dann wird Intel mit dem Xeon Phi und dessen Vorteile bezüglich Anwendung und Kosten vermutlich schon in absehbarer Zeit selbst Nvidia als Marktführer "das Wasser abgraben". Und diese China-"Supercomputer"-Geschäft zeigt, das Intel es ernst meint. Und der Gorilla will bekanntlich nicht etwas vom Kuchen, sondern so viel wie möglich. Dieser Kuchen ist aber nicht so besonders groß und man sollte sich jetzt gut überlegen ob sich eine weitere Investition in das Ergattern von übrigbleibenden Krümmeln des Kuchens eigentlich lohnt. Was meint ihr? Sollte sich AMD zurückziehen,das Geld einsparen und sich auf das klassische GPU-Geschäft konzentrieren? Sollte "Copycat"-AMD vielleicht ein ähnliches Produkt wie Xeon Phi entwickeln, das angeblich flexibler, kostengünstiger und anwenderfreundlicher als AMDs und Nvidias GPGPU-Konzept ist?
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