Sprit aus Hongkongs Frittenfett
German Biofuels GmbH stellt sich den neuen Beimischungsregeln für Biodiesel
FALKENHAGEN - Der Geruch nach warmem Rapsöl liegt über der GBF-Biodieselanlage in Falkenhagen in noch in der Luft, inzwischen mischt sich aber auch ein weiterer Geruch dazwischen. Wurden in der Anlage bislang ausschließlich Rapssaaten zunächst zu Rapsöl und dann zu Biodiesel verarbeitet, muss sich das Unternehmen German Biofuels den neuen Beimischungsbedingungen der Mineralölindustrie stellen. Die EU hatte aus Gründen der Nachhaltigkeit festgelegt, dass der Biosprit aus solchen Anlagen doppelt auf die Beimischungsquote angerechnet werden kann, die nicht ausschließlich aus Raps hergestellt werden. Vor allem sollen nun auch solche Rohstoffe verwendet werden, für die es sonst keine Verwendung mehr gibt – wie etwa alte Speisefette. Anlagen, die diesen Anforderungen nicht mehr genügen und ausschließlich Raps einsetzen, werden in Zukunft mit massiven Absatzproblemen zu rechnen haben.
Schon seit einiger Zeit kauft die GBF deshalb Speisefette von solchen Unternehmen auf, die alte Frittierfette von Gastronomie- und Industriebetrieben zur Wiederverwendung einsammeln. „Haben früher beispielsweise Imbissketten für die Entsorgung ihrer Altfette noch bezahlen müssen, bekommen sie heute einen Erlös dafür“, sagt Jörg Jacob, Geschäftsführer der GBF: „Preislich unterscheidet sich der Einsatz von Altfetten deshalb für uns nicht wesentlich von Raps.“
Wohl aber, was die Verarbeitung angeht. Dass die Falkenhagener Anlage zumindest teilweise bereits die Herstellung von „Biodiesel der 2. Generation“ tragen kann, ist wohl ein Glücksfall für das Unternehmen. Im Gegensatz zu anderen Anlagen ist die Falkenhagener eine so genannte „Multi-Feed-Anlage“: Sie kann neben Rapsöl auch andere Fette verarbeiten.
Grenzen sind dem jedoch aus ganz anderen Gründen gesetzt – und das sind die winterlichen Temperaturen in Deutschland. Da viele Speisefette einen großen Anteil von Palmöl enthalten, muss der Anteil der Altfette im Biodiesel den Temperaturen angepasst werden. Palmöl und auch andere Fette neigen bei niedrigen Temperaturen dazu, auszuflocken, zäh oder gar fest zu werden, was auch im weiterverarbeiteten Biodiesel noch spürbar ist. Das gilt analog übrigens auch für mineralischen Diesel, dessen Zusammensetzung von Mitte November bis Ende Februar Temperaturen von bis zu minus 20 Grad standhalten muss. „Darum mischen wir auch unserem Rapsöl im Winter nur 20 Prozent Altfett bei, im Sommer dagegen bis zu 40 Prozent“, sagt Jacob.
Die GBF rechnet damit, dass der Preis für die so genannten „Used Cooking Oils“ (Uco), also die gebrauchten Speisefette enorm zunehmen wird. Mit aus diesem Grund sind die Geschäftsführer, neben Jacob auch Bengt Korup, kürzlich nach Hongkong geflogen, um sich dort den Nachschub an Altfetten zu sichern. „Erfolgreich“, resümiert Jacob: „Das Fett aus Asien hat eine hohe Qualität.“
Künftig wird die GBF ihren Rohstoff per Schiff aus Asien bekommen. „Vorher steht jedoch eine Menge Aufwand, es einzusammeln“, sagt der GBF-Chef. „Allein die vielen Gassen in Hongkong, die nicht mit dem Auto zugänglich sind, bedeuten, dass es zu Fuß und mit dem Kanister gesammelt wird.“ Später wird es dann in riesige Schläuche verpackt, die ähnlich wie jene funktionieren, in die teilweise auch Apfelsaft verpackt wird. Die großformatigen „Tüten“, die in einem kleinen See-Container Halt finden, können mehrere Tonnen Altfett aufnehmen. Und damit das Öl auch im flüssigen Zustand ankommt, wird es am Boden beheizt. „Alle Verpackungsmaterialien können wiederverwendet werden“, sagt Jacob, „so dass an dieser Stelle keine höheren Abfälle anfallen.“ (Von Claudia Bihler)
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24hs