... dass dieser Wert erfahrungsgemäß einen pedantisch-neurotischen Charakter hat. Eine längere Seitwärtsbewegung hält dieser Zappelphilipp schlecht aus. Irgendwelche Tiefs müssen immer unbedingt nochmals für einen kurzen Moment getestet werden, nur um sofort hektisch nach oben zu drehen. Darauf verlassen kann man sich natürlich so viel oder wenig wie bei anderen historischen Daten - deshalb hat heute schon wieder günstig eingekauft, wer auf Nummer Sicher gehen wollte, mit dabei zu sein bei dieser fundamental unterbewerteten Aktie. Woher die Einschätzung „fundamental unterbewertet“? Aufgrund einiger schlichter Gedanken: Die Verbio hat schon bei allen drei Energieträgern schwere Nackenschläge eingesteckt, beginnend vor einem halben Jahrzehnt mit der politischen Steuerbegünstigungs-Kehrtwende bei Biokraftstoffen und vorläufig endend bei aktuellen Fracking-Ängsten. Aber Totgesagte leben länger, und dieser vermeintliche Zombie hier wächst sogar noch munter weiter, ohne bisher auch nur eine KE verlangt zu haben. Ernsthafte Fracking-Konkurrenz droht in Europa kaum, wie Brmarquis in # 3108 dargelegt hat. Infrage kommt für solche neue Konkurrenz eventuell Polen, aber diesem Land geht es vorrangig um die Unabhängigkeit von russischem Gas, erst danach vielleicht um Export. Außerdem gibt’s auch in Polen sehr viel Stroh jedes Jahr, und auch dort werden die Bauern und Bürger schließlich die Fermentierung von Stroh sauberer finden als die Vergiftung ihres Grundwassers. Und während die europäische Fracking-Versuchsbohrungen noch in den Kinderschuhen stecken, kann Verbio ihr „Strohkraftwerk“ jetzt schon international interessierten Agrarverbänden präsentieren, in einem Jahr dann im großindustriellen Maßstab. Wird bis dahin jede Menge Frackinggas aus Amerika kommen? Nein, auch die Staaten verbrauchen diesen Zuwachs im eigenen Land, sonst wird’s unwirtschaftlich. Hier hat Verbio den infrastrukturellen Vorteil, dass ihr Methan nicht über Tausende Kilometer politisch anfälliger oder teurer Trassen (Ukraine, Ostsee-Pipeline) herangeführt werden muss. Während ich dies tippe, erzählt ein Öl-Gas-Experte auf 3sat in der Sendung „Die Macht der Öl-Milliarden“ genau dies, wörtlich: „Pipelines sind der Flaschenhals, beim Öl wie beim Gas“. Und der Palmöl-Diesel im Sommer? Erstens hat Verbio diesen Angriff der Billigheimer vergleichsweise gut verkraftet (schwarze Null, wenn bereinigt um die miesen Terminkontrakte). Zweitens werden diese rauen Mengen nicht mehr nach Europa kommen dürfen, wenn der Subventionsverdacht nachgewiesen wird. Zudem handelt es sich beim Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl nicht einfach um ein Persilschein-Ausstellungs-Gremium, sondern es wurde immerhin durch die respektable Naturschutzorganisation WWF initiiert. Bei aller denkbaren Scheinheiligkeit wird es also nicht ganz so leicht sein, schmutziges Palmöl aus Regenwaldrodung nach Europa zu bringen.
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