China wertet Yuan auf ? die Hintergründe!
Ich hatte das Thema "Yuan-Aufwertung" bereits öfter aufgegriffen. Aber über den genauen Zeitpunkt der Aufwertung konnte ich keine Informationen erhalten ("das Gras wachsen hören"). Übrigens Lob an Rainer Hahn von Emfis, der in diesem Fall bessere Informationsquellen hatte und kurz vor der Freigabe auf diesen Schritt hinwies! Doch was genau ist überhaupt passiert? Der Yuan wird gegenüber dem Dollar um gerade einmal 2 % aufgewertet (statt 8,28 Yuan je Dollar gibt es für einen Dollar jetzt nur noch 8,11 Yuan), und von Freigabe keine Spur, denn der Yuan soll sich um diesen neuen Kurs von 8,11 nur mit einer Bandbreite von 0,3 % bewegen. Meine Einschätzung: Diese "Breaking News" sind keineswegs so dramatisch, wie ich zuerst dachte. Sie sind im Prinzip überhaupt nicht dramatisch (irgendein Analyst bezeichnete sie sogar als reine "Kosmetik"). Ein wenig Aufwertungsdruck ist nun vom Yuan genommen, ein schneller zweiter Schritt wird wahrscheinlich nicht folgen. Demnach ist durch diesen Mini-Schritt das Thema "Yuan-Aufwertung" zunächst einmal für einige Monate "ad acta" gelegt. Grundsätzlich gilt weiterhin: Am freien Markt würde der Yuan deutlich gegenüber dem Dollar steigen. Weitere Aufwertungen bzw. eine Freigabe sind deshalb mittelfristig weiter auf der Tagesordnung. Interessant die Frage nach den Profiteuren der Yuan-Aufwertung (der aktuellen und der kommenden). Nun ja, eins ist klar: Chinas Rohstoffimporte werden nun günstiger, da diese meist in Dollar berechnet werden. Und China muss nun für einen Dollar nur noch 8,11 statt 8,28 Yuan bezahlen. Ein steigender Yuan wird deshalb die chinesische Nachfrage nach Rohstoffen tendenziell stärken, natürlich nur unter der Annahme, dass China weiterhin so kräftig wachsen wird (wovon ich ausgehe). Aber dieser Effekt ist bei der aktuellen Aufwertung von 2 % wirklich minimal. Denn angesichts massiver Preissteigerungen (ich hatte Sie ja bereits darauf hingewiesen, dass der größte brasilianische Eisenerzproduzent relativ problemlos eine Preissteigerung von 70 % durchdrücken konnte) sind diese 2 % "Bonus" für China nur wenig mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der Grund für diese minimale Aufwertung könnte auch ganz woanders zu suchen sein. Im September besucht das chinesische Staatsoberhaupt Hu Jintao Washington. Ohne zumindest minimale Aufwertung des Yuan (die Bush-Administration drängt da intensiv drauf) wäre das kein einfacher Besuch für ihn. Washington hat ein konkretes Druckmittel: Gerade ist ein 27,5 %iger Zoll auf US-Importe aus China von Washington so lange verschoben worden, bis eine "Entscheidung in der Währungsfrage" (Aufwertung des Yuan) erreicht ist. Durch diese minimale Aufwertung (die prompt vom US-Finanzminister gelobt wurde) kann Hu Jintao den politischen Druck seitens Washingtons verringern und diesen drohenden Zoll wahrscheinlich verhindern. Fazit: Die verkündete Aufwertung ist keine dramatische Nachricht. Auf jeden Fall zeigt diese minimale Aufwertung, dass die chinesische Regierung keinesfalls den Yuan völlig freigeben wird (hatte ich ohnehin für sehr unwahrscheinlich gehalten), sondern dass sie möglichst viel Kontrolle über die eigene Währung halten möchte.
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