Euro nur mit Etappensieg
Blick auf die vergangene Woche
Gefeiert wie ein Befreiungsschlag wurde von den Marktteilnehmern der leichte Rückgang beim US-Handelsbilanzdefizit auf 55,3 Milliarden USD (Konsens: 57,0 Milliarden USD), obwohl die mit dem Außenhandelsminus korrespondierenden TIC-Daten noch ausstehen. Die verzerrt positive Interpretation von US-Konjunkturdaten setzte sich damit fort. Kurzfristig profitieren konnte der Euro von der Meldung, dass die Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate ihre Devisenreserven künftig verstärkt von US-Dollar in die Gemeinschaftswährung umschichten will. Die Inflationsentwicklung in den USA signalisierte sowohl auf Seiten der Produzenten als auch der Konsumenten einen nur moderaten Preisdruck (unverändert im Monatsvergleich). Die US-Notenbank dürfte daher an ihrem ?measured pace?-Mantra festhalten. Stark fielen die US-Einzelhandelsumsätze aus, die mit einem Plus von 1,7% im Juni die Schätzungen pulverisierten. Auch das Michigan Sentiment wusste mit einem überraschenden Anstieg auf 96,5 Punkte im Juli zu überzeugen.
Ausblick auf die kommende Woche
Der Montag startet mit den EU-Verbraucherpreisen. Dabei dürfte sich die Teuerung im Juni wieder auf 2,1% erhöht haben. In den USA werden die TIC-Daten, die Aufschluss über die Netto-Kapitalzuflüsse geben, veröffentlicht. Nachdem die Kapitalimporte in den beiden Vormonaten jeweils nicht ausreichten, um das US-Handelsbilanzdefizit zu decken, werden die Anleger mit Argusaugen auf die Mai-Zahlen achten. Die Sorge ist, dass nicht mehr genug ausländisches Kapital nach Corporate Amerika fließt, um den Konsum zu finanzieren. Aus Japan kommen am Dienstag die Frühindikatoren und gleichlaufenden Indikatoren für Mai. In Deutschland meldet das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) seine Konjunkturerwartung für Juli. Nach dem deutlichen Anstieg im Juni auf 19,5 Punkte kalkulieren Volkswirte mit einem kleinen Plus auf 22,0 Zähler. Da die ZEW-Konjunturerwartung eine Vorlauffunktion für den ifo-Geschäftsklimaindex hat, würde dies eine positive Entwicklung implizieren. EU-Behörden geben am Dienstag die Industrieproduktion für Mai bekannt (Konsens: +0,2%). In den USA werden die Baubeginne und Baugenehmigungen für Juni gemeldet. Zur Wochenmitte veröffentlicht die Bank of England (BoE) das Sitzungsprotokoll des Treffens vom 7. Juli. Zuletzt hatten zwei von neun Mitgliedern des geldpolitischen Ausschusses der BoE für eine Zinssenkung votiert. Da das Treffen mit den Terroranschlägen in London zusammenfiel, ist eine Beeinflussung des Entscheids durch die Bombenanschläge ausgeschlossen. In Euroland wird am Mittwoch die Handelsbilanz für Mai veröffentlicht. Den Schätzungen zufolge soll der Überschuss von 3,7 Milliarden EUR im April auf 2,0 Milliarden EUR sinken. Das japanische Pedant folgt am Donnerstag. Allerdings dürfte sich hier das Handelsbilanzplus im Juni auf 771 Milliarden JPY mehr als verdoppelt haben. In Italien und Großbritannien stehen die Einzelhandelsumsätze auf der Agenda. Mehr Aufmerksamkeit sollte jedoch den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe sowie den US-Frühindikatoren für Juni und dem Philadelphia Fed Index für Juli zuteil werden. Während bei den Frühindikatoren mit einem Plus von 0,1% gerechnet wird (Vormonat: -0,5%), prognostizieren Ökonomen beim Wirtschaftsbarometer für das verarbeitende Gewerbe im Großraum Philadelphia eine kleine Erholung auf 1,3 Punkte. Im Juni war der Philly Fed noch auf -2,2 Zähler abgestürzt ? der niedrigste Wert seit Anfang 2003. Die US-Notenbank gibt ihr jüngstes Sitzungsprotokoll bekannt, wobei dies das Festhalten an der Zinspolitik der Trippelschritte zeigen dürfte. Relativ ruhig geht es an der Konjunkturfront am Freitag zu. Highlight ist die Veröffentlichung des vorläufigen BIP-Wachstums in Großbritannien im zweiten Quartal. Obwohl das BIP-Plus im Vorquartal zuletzt auf nur noch 2,1% deutlich nach unten revidiert wurde, rechnet der Konsens mit 1,7% mit nochmals weniger. Die Zinssenkungsspekulationen in England könnten dann neue Nahrung erhalten und das Pfund belasten. Beschlossen wird die Woche von den Auftragseingängen in der EU-Industrie, die im Mai ein Minus von 2,3% verzeichnen sollten nach einem Plus von 1,6% im Vormonat.
Ausblick auf die kommende Woche
EUR/USD: Konnte das Währungspaar bis Dienstag auf 1,2256 zulegen, ging es für EUR/USD im Anschluss an die Veröffentlichung der US-Handelsbilanzzahlen spürbar bergab. Am Freitag fiel der Kurs auf 1,2021 im Tief und rutschte damit wieder unter seine 20-Tage-Linie, die aktuell bei 1,2057 verläuft. Im Wochenchart hat EU/RUSD zuletzt einen so genannten bullischen ?Morning Star? ausgebildet. In der Regel deutet diese Candlestick-Formation auf eine Trendwende hin. Jedoch bleibt der im März entstandene mittelfristige Abwärtstrend intakt. Dessen obere Begrenzung verläuft derzeit bei etwa 1,2300. Um den Eurobullen wieder Auftrieb zu geben, müsste zumindest diese Marke überwunden werden. Schwächere TIC-Daten sollten den US-Dollar allerdings belasten. Zuvor trifft das Währungspaar auf Widerstände bei 1,2135 und 1,2225. Unterstützungen lassen sich bei 1,2000, 1,1960 und beim Jahrestief von 1,1868 lokalisieren. Bricht EUR/USD durch die 1,2000, dürfte ein erneuter Test der 1,1868 anstehen. Hält diese Marke nicht, droht ein Rückfall bis in den Bereich von 1,1750-80. USD/JPY: Von 112,60 am Freitag der Vorwoche baute USD/JPY seine Korrektur bis 110,75 aus, bevor der Kurs drehte und wieder 112,43 erreichte wurden. Obwohl die Gefahr der Ausbildung eines Doppeltops latent vorhanden ist, könnte USD/JPY aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage nach Yen-Shorts am Futures-Markt die Zone zwischen 112,40 und 112,60 überwinden und dadurch ein bullisches Signal liefern. Die nächsten Ziele lauteten dann 113,30 und 114,50. Fällt USD/JPY hingegen unter den Unterstützungsbereich von 111,80-65 ? hier liegt auch die 20-Tage-Linie ?, trübt sich das technische Bild ein. GBP/USD: Seine technische Gegenbewegung beendet hat GBP/USD nach Erreichen eines Zwischenhochs bei 1,7789 am Mittwoch. Seitdem tendierte das Währungspaar wieder abwärts. Die nächsten Unterstützungen liegen bei 1,7500 und 1,7450. Eine solidere Marke findet sich allerdings erst bei 1,7310 ? das bisherige Jahrestief. Zinssenkungspekulationen aufgrund eines zunehmend nachlassenden Konjunkturaufschwungs dürften das Pfund weiter belasten. Auch stimmungstechnisch steht die Währung derzeit schwach da. Für eine deutlichere Erholung müsste GBP/USD schon die 1,7790 überwinden. Besser noch wäre ein Anstieg über die 20-Tage-Linie bei 1,7843. Dies erscheint aktuell jedoch unwahrscheinlich. USD/CHF: Unter Druck steht immer noch der Franken. Nicht nur gegenüber dem US-Dollar, auch im Vergleich zum Euro verbucht die eidgenössische Valuta derzeit Verluste. Dass USD/CHF nach Erreichen eines Zwischentiefs bei 1,2702 bzw. 1,2707 am Dienstag und Mittwoch wieder zurück über die 20-Tage-Linie, die aktuell bei 1,2857 verläuft, klettern konnte, deutet auf weitere Kursgewinne hin. Zumal sich bei dem Währungspaar im Gegensatz zu EUR/USD bislang keine Trendwendesignale ergeben haben. Im Fokus stehen nun die Widerstände bei 1,2990 und 1,3005 sowie das 2005er-Hoch bei 1,3075. Wichtig für USD/CHF wird sein, die Zone zwischen 1,3045 und 1,3075 nachhaltig zu knacken, um kein Doppeltop zu riskieren. Auf der Unterseite liegen Unterstützungen bei 1,2840 und 1,2700-05. Christian Pohl FXresearch
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