VW-Aktie: Am 19. Juni schlägt die Stunde der Wahrheit 11. Mai 2009 10:26
Die internationalen Aktienmärkte haben sich mit deutlichen Kursgewinnen ins Wochenende verabschiedet. Selbst die US-Banken, die beim geschönten Stress-Test besonders schlecht abgeschnitten haben, verbuchten ein deutliches Kursplus. Manchmal sind die Börsen unberechenbar.
Das größte Börsen-Rätsel können Sie momentan jedoch in Deutschland erleben. Am Mittwoch wurde die Nachricht veröffentlicht, dass die VW-Übernahme durch Porsche geplatzt ist. Jetzt wollen beide Autobauer fusionieren. Die Details sollen in den nächsten Wochen ausgehandelt werden.
2 Aktien reagieren wie erwartet, 1 Aktie bleibt ein Rätsel
3 Wertpapiere waren von dieser Meldung betroffen: Die Porsche-Aktie, die VW-Vorzugsaktie und die VW-Stammaktie. Die ersten beiden haben erwartungsgemäß reagiert. Da Porsche nach der geplatzten VW-Übernahme keinen Zugriff auf die prall gefüllte VW-Firmenkasse erhält, muss das Unternehmen wahrscheinlich frisches Kapital aufnehmen, um die Schuldenlast zu reduzieren. Das belastet den Aktienkurs. Die Porsche-Aktie sackte von 58 auf 47 Euro.
Zu den Verlierern gehörte auch die VW-Vorzugsaktie. Hätte Porsche 75% der VW-Stammaktien erworben, hätten die VW-Vorzüge gleich doppelt profitiert: Die Vorzüge hätten die Stämme im DAX ersetzt und Porsche hätte auch für die Vorzüge ein Übernahmeangebot vorlegen müssen. Da diese Träume geplatzt sind, fiel der Kurs von 55 auf 45 Euro. Die Spekulanten haben sich verabschiedet, obwohl der Buchwert je Aktie bei rund 85 Euro liegt und die Vorzüge damit fundamental günstig sind.
Während Kursrückgänge von 10 bis 20% bei Porsche und den VW-Vorzügen im Falle eines Scheiterns im Rahmen der Erwartungen lagen, wurde für die völlig überteuerten VW-Stammaktien ein Schlachtfest prognostiziert. Der Kurs lag vor der Entscheidung bei knapp 240 Euro, der faire Wert dürfte anhand von Kennzahlen wie Kurs-Buchwert-Verhältnis oder Kurs-Gewinn-Verhältnis aber nur bei 80 bis 120 Euro liegen. Am Donnerstag hätte sich der Kurs der VW-Stammaktie daher mindestens halbieren müssen.
VW-Stammaktie auf einem absurd hohen Kursniveau einzementiert
Und was passiert? Die Aktie bewegt sich kaum und pendelt zwischen 230 und 240 Euro. Völlig absurd! Die Aktie mit der höchsten Überbewertung hält sich am besten. Das könnte man vielleicht noch verstehen, wenn es sich um eine Aktie handeln würde, die kaum gehandelt wird. Wir reden aber von einem DAX-Wert. In dieser Woche wurden rund 2,5 Mio. VW-Stammaktien zu einem Durchschnittspreis von 230 Euro gehandelt. Die Verkäufer können glücklich sein, einen solch hohen Preis erhalten zu haben.
Aber wer hat die völlig überteuerten Aktien gekauft? Für die 2,5 Mio. Aktien wurden rund 575 Mio. Euro auf den Tisch gelegt. Fundamental betrachtet, sind die Aktien aber nur 200 bis maximal 300 Mio. Euro wert. Die Käufer haben also mehrere 100 Mio. Euro in heiße Luft investiert. Dafür sind auch nicht nur kleine Zocker verantwortlich, die ein paar Euro riskieren wollen. So zeigt die Kursliste an, dass heute am Nachmittag innerhalb von 18 Sekunden 2.600 und 2.800 VW-Stammaktien gekauft wurden. Zeitpunkt und Volumen sprechen dafür, dass es sich um einen Käufer handelt, der fast 12,5 Mio. Euro investiert hat.
Planen VW und Porsche einen Überraschungscoup?
Ich sehe überhaupt nur 2 mögliche Erklärungsansätze, die diese verrückten Kurse und Umsätze erklären können. In der ersten Variante fusionieren Porsche und VW, hebeln so das bestehende VW-Gesetz aus und in der neuen Dachgesellschaft erwirbt Porsche doch noch 75% der VW-Stammaktien und damit die Kontrollmehrheit (die Porsche-Kredite könnten dann mit den Geldern aus der VW-Kasse abgedeckt werden).
Juristisch wäre das wahrscheinlich irgendwie machbar, aber Politik und Gewerkschaften dürften dagegen Sturm laufen. Die Variante ist theoretisch denkbar, aber relativ unwahrscheinlich.
Der VW-Kurs wird am Terminmarkt bestimmt
Die 2 Variante teilt sich in 2 Unter-Varianten: Termingeschäfte "zemtentieren" den VW-Kurs bei rund 230 bis 240 Euro. So besagen Marktgerüchte, dass Porsche den Kurs der VW-Stammaktie künstlich hoch hält, damit die noch offenen VW-Optionen im Porsche-Portfolio einen möglichst hohen Wert behalten und am Tag der Fälligkeit hohe Gewinne abwerfen. Der Kurs würde dann erst implodieren, wenn Porsche die Termingeschäfte auflöst. In der zweiten Unter-Variante stützt nicht Porsche den Kurs, sondern die Leerverkäufer, die über Monate und Jahre auf fallende VW-Kurse gesetzt haben und sich jetzt zwangsweise nach und nach wieder mit VW-Aktien eindecken müssen. Auch bei dieser Variante würde der VW-Kurs erst dann einbrechen, wenn die Termingeschäfte "abgearbeitet" wurden.
Aber wann könnte der große Entscheidungstag für die VW-Aktie am Terminmarkt sein? Da viele Geschäfte am Terminmarkt relativ kurz laufen, bietet sich der nächste große Verfallstag an. Der "Hexensabbat" ist jeweils am dritten Freitag im letzten Monat des Quartals. Am 19. Juni könnte daher für die VW-Stammaktie die Stunde der Wahrheit schlagen. Wenn Sie sich für den VW-Porsche-Krimi interessieren, sollten Sie sich den 19. Juni rot im Kalender markieren
VW-Stämme unberechenbar, Vorzüge die bessere Wahl
Meine Empfehlung: Wetten Sie nicht gegen oder auf die VW-Stammaktie. Das ist kein ehrliches Spiel. Alles ist möglich. Wenn Sie auf VW setzen wollen, dann sollten Sie sich die in den GBT-Eil-Mitteilungen empfohlene VW-Vorzugsaktie anschauen, die fast 50% unter dem Buchwert notiert und im Falle einer doch noch erfolgreichen VW-Übernahme das größte Potenzial aufweist.
Quelle: http://www.wallstreet-online.de/diskussion/...nus-bis-ende-des-jahres ----------- 2009 wird ein Gewinnerjahr!
hollewutz
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