Ich glaub auch, dass die ganze Rechnerei wenig bringt. Die Basis für die Zahlen, mit denen man operiert, ist dafür viel zu undurchsichtig. Die HRE-Bosse sind Lügenbarone. Sie haben in der Vergangenheit immer wieder gelogen, sie lügen jetzt (siehe unten, unterstrichen) - und wenn sie nicht Pleite gehen, dann lügen sie noch morgen.
Den Behörden (Bafin usw.) geht es bei der "schonenden Abwicklung" vor allem darum, den Pfandbriefmarkt nicht auch noch zu gefährden, weil dies zu einem Flächenbrand führen könnte. Die "Schonung" gilt diesen Pfandbriefen und anderen Obligationen, NICHT der HRE!
Rettungsplan mit Lücken Finanzaufsicht will HRE zerlegen von Birgit Marschall, Maike Rademaker (Berlin) und David Böcking (Hamburg)
Hypo Real Estate werde nicht abgewickelt, beteuert der Dax-Konzern bislang. Doch Bafin, Bundesbank und Finanzministerium sagen das Gegenteil. Treffen wird es Aktionäre und Steuerzahler. Der Anteil privater Banken am Rettungspaket ist dagegen deutlich geringer als bislang angegeben.
Die Deutsche Presse-Agentur und die Nachrichtenagentur Reuters zitierten am Dienstag aus einem Schreiben an das Bundesfinanzministerium. Darin heißt es: "Anders als bei einer sofortigen Insovlenz, wird eine geordnete und Substanz schonende Neustrukturierung der HRE-Gruppe durch einen den Wert erhaltenden Verkauf der Bankentöchter oder von deren Vermögenswerten ermöglicht."
Eine nicht vertretbare Schonung der Aktionäre der börsennotierten HRE-Holding werde dadurch vermieden, dass die Aktien der Gruppe als Sicherheit zur Verwertung abgetreten würden, heißt es in dem Schreiben von Bundesbank und BaFin weiter. Zuvor hatte auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) von einer "geordneten Abwicklung" der HRE-Gruppe gesprochen, was der Münchener Finanzkonzern bisher stets vehement zurückgewiesen hatte.
Die Hypo Real Estate-Aktie war am Dienstag dennoch um bis zu 30 Prozent gestiegen. Anlass war die Meldung, dass die irische Regierung ihre Banken stützen will. Hintergrund der HRE-Beinahe-Pleite waren massive Refinanzierungsprobleme bei der Dubliner Tochter Depfa. Allerdings ist Depfa nicht auf der LiIste der irischen Regierung enthalten.
Am Dienstag berieten sämtliche Bundestagsfraktionen in Sondersitzungen über den Rettungsplan für die HRE. Dabei sagte Bundesbankchef Axel Weber nach Angaben von Teilnehmern gegenüber der CDU/CSU-Fraktion, ohne die Rettungsaktion "wäre der gesamte EU-Zahlungsverkehrsmarkt zusammengebrochen". Vor allem der deutsche Pfandbrief "hätte überhaupt keinen Wert mehr gehabt", sagte Weber weiter. Der Bundesbankchef erklärte zudem, Versorgungswerke, Berufsgenossenschaften und Kommunen hätten gegenüber HRE zum Teil Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe.
Der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs sagte nach der Sitzung mit Weber und Kanzlerin Angela Merkel: "HRE wird als selbstständiges Institut nicht überleben." Steinbrück wurde von Teilnehmern der SPD-Fraktionssitzung mit den Worten zitiert: "Die HRE wird es so nicht mehr geben."
Die potenzielle Belastung der privaten Banken durch das Rettungspaket ist offenbar geringer als bislang angenommen. Der Bankenverband BdB bestätigte Informationen aus Finanzkreisen, wonach die Geschäftsbanken lediglich 3 Mrd. Euro der ausgehandelten Ausfallbürgschaften stellen. Dies sei bei den Krisengesprächen am Wochenende vereinbart worden. Die Bundesregierung hatte am Montag noch mitgeteilt, die Privatbanken gäben Garantien über insgesamt 8,5 Mrd. Euro. Zunächst hatte es sogar geheißen, die Privatbanken würden die Rettung komplett finanzieren. Aus Finanzkreisen hieß es nun, es liefen derzeit Verhandlungen mit anderen Finanzinstituten wie etwa Versicherern, wer die restlichen 5,5 Milliarden Euro übernehme.
Die Fraktionen der Regierungsparteien stimmten dem Rettungsplan am Dienstag zwar grundsätzlich zu, kritisierten aber deutlich, das es kein stärkeres Engagement privater Banken geben habe. Der SPD-Finanzexperte Florian Pronold sagte: "Es hat in der Fraktion große Verärgerung darüber gegeben, dass die Banken nicht bereit sind, stärker ins Obligo zu gehen." Fraktionsvize Joachim Poß räumte ein, man müsse sich fragen, "ob die Interessen der Steuerzahler ausreichend berücksichtigt sind."
Dietmar Bartsch, Geschäftsführer der Linken, sagte: "Was da passiert, ist unfassbar, ist ein beredter Ausdruck dafür, dass wir eine Regulierung der Finanzmärkte brauchen und stürzt auch uns in große Sorge. Niemand kann voraussehen, welche Ausmaße das noch annimmt und welche Auswirkungen es für alle Menschen haben wird."
(Link im Posting vor diesem)
FTD.de, 14:52 Uhr
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