Geldanlage-Report - Daimler fundamental sehr günstig
11:38 09.10.08
Gerbrunn (aktiencheck.de AG) - Nach Ansicht der Experten vom "Geldanlage-Report" ist die Aktie von Daimler (Profil) fundamental sehr günstig.
Im Vergleich zum Drama am US-Markt, würden die Probleme bei Daimler direkt bescheiden aussehen. Der mit Abstand wichtigste strategische Schachzug von Daimler-Chef Klaus Zetsche sei der Verkauf von Chrysler gewesen wie sich nun im Nachhinein zeige. Nicht auszudenken, wenn das Schicksal der deutschen Nobelmarke immer noch direkt mit dem auf der Kippe stehenden US-Markt verknüpft wäre.
Ganz von der US-Krise lösen könne man sich in Stuttgart freilich auch nicht. Immerhin sei die USA nach wie vor ein wichtiger Exportmarkt für Daimler. Zetsche nehme hier kein Blatt vor den Mund: "Die Menschen, die sich bisher von ihrem Jahresbonus einen Porsche oder Mercedes gekauft haben, werden das momentan vielleicht erst mal nicht tun", habe der Daimler-Boss trocken am Rande des Pariser Automobilsalons gemeint.
Trotzdem: Selbst im Auge des Finanzmarkthurrikans in den USA habe sich Mercedes-Benz wacker und besser als die einheimischen Marken geschlagen. Trotzdem sei ein Absatzeinbruch von 16 Prozent natürlich unter dem Strich nicht erfreulich gewesen. Die Einführung des Smart in den USA, der auf Anhieb immerhin 1,778-mal verkauft worden sei, habe die Absatz-Verluste für den Gesamtkonzern weiter auf nur noch 8,5 Prozent dämpfen können.
Der ewige deutsche Widersacher BMW habe im Vergleich mit einem Absatzminus von 25,8 Prozent im September bei weitem schlechter abgeschnitten. Zetsche habe dann auch folgerichtig davon gesprochen, man habe sich im aktuellen Umfeld "relativ gut" geschlagen.
Unter dem Strich würden die Probleme von BMW und Daimler jedoch die gleichen bleiben. Analysten würden davon sprechen, dass die Stuttgarter wie auch die Münchener Teile ihres Leasing-Portfolios mit Bekanntgabe der Zahlen zum dritten Quartal abschreiben müssten.
Bei Daimler würden Abschreibungen in Höhe von 600 Millionen Euro kolportiert. Das sei kein Pappenstil und würde die Gewinnmarge entsprechend von 8 auf nur noch 6,9 Prozent reduzieren. Hintergrund sei hier, dass die Gebrauchtwagen, die nach dem Ende von Leasingverträgen zurückgenommen würden, beim Weiterverkauf wesentlich weniger einbringen würden als früher.
Offenbar würden sich vor dem Hintergrund der hohen Unterhaltskosten (hoher Spritverbrauch, hohe Versicherung, hohe Steuer, mehr Reparaturen wegen höherem Alter, immer noch relativ hoher Preis, häufig sehr hoher Kilometerstand, da ehemalige Geschäftswagen etc.) im Zweifelsfall immer mehr Autofahrer für einen neueren und dafür kleineren Wagen statt einem gebrauchten Leasingmodell entscheiden.
Hinzu komme: Auch in Europa würden Autobauer nach einer Analyse von Merrill Lynch jährlich insgesamt Leasing- und Finanzierungskredite in Höhe von 250 Milliarden Euro vergeben. Immerhin 80 Milliarden Euro müssten jährlich refinanziert werden. Auch wenn es hierzulande - zum Glück - keine spektakulären Schieflagen bei Autobanken gebe, so würden sich dennoch die Refinanzierungsbedingungen auch für diese Institute verschlechtern. Höhere Zinskosten seien die Folge, was wiederum auf die Margen drücke und letztlich auch das Kreditrating gefährde.
Auch an diesem Beispiel werde deutlich, wie die globale Vernetzung des Finanzmarktes schnell zu den weltweit gleichen Effekten innerhalb einer Branche führen könne. Das mache letztlich aber auch eine vernünftige Einschätzung der Daimler-Aktie und anderer deutscher Automobilaktien so schwierig. Verschlimmere sich die Krise in den USA, werde das auch die Daimler-Aktie belasten. Entfalte das Rettungspaket die beabsichtigte Wirkung, gehe auch Daimler mit nach oben. Zuletzt habe die Aktie jedenfalls mit massiven Verlusten zu kämpfen gehabt.
Für einen Kauf spreche allerdings die momentan im Vergleich zur Konkurrenz klar günstigere fundamentale Bewertung, die bereits eine weitere - keineswegs sichere - Gewinnwarnung einpreist habe. Zudem stemme sich Daimler bei den Verkaufszahlen in der Tat relativ besser gegen den Abwärtstrend als beispielsweise BMW. Sollte keine Gewinnwarnung folgen, bestehe einiges an Aufwärtspotenzial für die Aktie.
Zusammenfassend: Gerüchte über eine neuerliche Gewinnwarnung hätten die Aktie nach unten geprügelt. Mögliche Abschreibungen im Leasing-Geschäft und die grundsätzlich schwierigere Refinanzierung von Krediten würden zusätzlich belasten.
Für die Experten vom "Geldanlage-Report" ist die Daimler-Aktie fundamental sehr günstig, operativ läuft es verhältnismäßig gut. Daimler sei daher im Vergleich zu BMW und erst recht im Vergleich zu VW vorzuziehen. (Analyse vom 09.10.2008) (09.10.2008/ac/a/d)
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