16.09.2008 , 08:20 Uhr Abspaltung der LKW-Sparte Daimler: Fonds erhöhen Druck auf Zetsche von Carsten Herz Der Druck der institutionellen Investoren auf Daimler-Boss Dieter Zetsche steigt, die LKW-Sparte abzuspalten. Mit DWS, Deutschlands größter Fondsgesellschaft, sowie SEB Asset Management haben sich die ersten größeren Daimler-Aktionäre grundsätzlich auf die Seite des schwedischen Hedge-Fonds Cevian geschlagen, der offenbar auf einen Verkauf oder Börsengang der Nutzfahrzeugsparte dringt.
Dieter Zetsche: Die Fonds setzen dem daimler-Chef zusehends zu. Foto: ap FRANKFURT. "Allgemein lässt sich festhalten, dass wir mittelfristig einer Veräußerung der LKW-Sparte durchaus positiv gegenüber stehen, da das LKW-Geschäft sehr zyklisch ist und Synergien zwischen den Sparten nur sehr begrenzt vorhanden sind", sagte DWS-Fondsmanager Stefan Bauknecht dem Handelsblatt.
Thomas Körfgen, Geschäftsführer bei SEB Asset Management sieht das ebenso. "Eine Abtrennung der LKW-Sparte würde die Werte der einzelnen Bereiche klarer zum Vorschein bringen", sagte Körfgen dem Handelsblatt. "Im aktuellen Marktumfeld ist jedoch sicherlich kein adäquater Preis für das LKW-Geschäft zu erzielen."
Der Hedge-Fonds Cevian, der offenbar massiven Druck auf das Daimler-Management ausübt, erhält damit erstmals Rückendeckung von Seiten institutioneller Investoren. Laut Branchenkreisen ist der schwedische Finanzinvestor jüngst bei dem Autobauer eingestiegen und soll eine Zerschlagung des Unternehmens gefordert haben.
Prinzipiell würde sich DWS einer Abspaltung der LKW-Sparte nicht verschließen, falls durch eine solche der Wert des Unternehmens gehoben werden könnte, betonte Bauknecht. Doch den Zeitpunkt dafür hält auch DWS für schlecht gewählt. So seien die Bewertungen sehr tief gefallen, viele Analysten und Investoren rechneten außerdem mit einem zyklischen Abschwung, der mindestens bis 2009 anhalten dürfte. "Deshalb erscheint mir ein Börsengang wenig erfolgversprechend", sagte der Fondsmanager. "Darüber hinaus glaube ich nicht, dass sich ein harter Bieterwettkampf entwickeln dürfte."
Die meisten Experten sagen der Branche nach langen Boomjahren in den nächsten beiden Jahren einen Abschwung voraus. Die Daimler-Nutzfahrzeugsparte machte im vergangenen Jahr rund 28 Mrd. Umsatz und ist der größte LKW-Hersteller der Welt mit Marken wie Freightliner, Fuso und Mercedes-LKW. Der Spielraum von Daimler im Tauziehen mit Cevian wird damit enger. Noch heißt beim Autokonzern Daimler die offizielle Marschroute, eine Trennung von der LKW-Sparte sei kein Thema. "Wir haben nicht die Absicht, das LKW-Geschäft abzuspalten", sagte eine Konzernsprecherin.
Daimler-Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm löste bereits Heuschreckenalarm aus. Sollte ein Investor den Konzern zerschlagen wollen, werde es massiven Widerstand der Beschäftigten geben, kündigte er an.
Bislang ist der Einstieg von Cevian indes nicht von den Unternehmen bestätigt worden. "Ich habe keinen Kommentar", war das einzige, was Cevian-Chef Christer Gardell dazu sagen wollte.
Doch der drastisch gesunkene Aktienkurs der Stuttgarter hat im Konzern bereits Sorgen vor einem feindlichen Übernahmeversuch geschürt. Trotz der Trennung von Chrysler im vergangenen Jahr hat sich der Börsenwert des Stuttgarter Autobauers seitdem nahezu halbiert. Das macht den Konzern anfällig für Attacken aggressiver Aktionäre, die rasch Kasse machen möchten. Der Konzern hat seit dem Rückzug der Deutschen Bank nur noch das Emirat Kuwait mit einem Anteil von 7,6 Prozent als nennenswerten Großaktionär. Rund 20 Prozent des Grundkapitals werden dagegen laut Daimler von verschiedenen Finanzinvestoren gehalten.
Der Versuch, aktiv Einfluss auszuüben, gehört zu Cevians Strategie. Ein ähnlicher Vorstoß der Schweden beim zweitgrößten LKW-Hersteller der Welt, Volvo, war bislang allerdings nur teilweise von Erfolg gekrönt.
Das Management um Zetsche hält allerdings eine Trennung von der Nutzfahrzeugsparte nicht für sinnvoll. "Das gehört ganz klar zusammen", heißt es in Firmenkreisen.
Auch viele Experten glauben, dass der Konzern Daimler auf den zwei Säulen besser steht als auf einer und eine Abspaltung ein Fehler wäre. "Es gibt zu viele Synergien zwischen dem LKW- und dem PKW-Geschäft", sagte Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft. ----------- Hätten Analysten ein Loch im Kopf, könnten sie wenigstens als Nistkasten dienen!
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