Claassen ist wohl ein Risiko eingegangen, als er bei S2M angetreten ist. Dafür hat er eine Prämie erhalten. -------------------------------------------------- Solar Millennium: Üble Geschäftspraktik trifft unmoralischen Manager 28.05.2010 | 12:02
Die Skandale im Hause Solar Millennium reißen nicht ab.
Diesmal wird ein Skandal nur indirekt bekannt und ist bislang noch kaum von den Anlegern wahrgenommen worden: Solar Millennium klagt gegebenenfalls gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Prof. Utz Claassen auf Rückzahlung der Antrittsprämie. Für diesen Fall werden Rückstellungen in einstelliger Millionenhöhe das Ergebnis belasten.
Wie bitte? Eine Antrittsprämie? Da wurde einem Vorstandsvorsitzenden eine Prämie dafür gezahlt, dass er vertragskonform am ersten Tag zur Arbeit erscheint? Prof. Claassen wurde also mit einer Antrittsprämie gelockt? Und dann wundert man sich, dass Prof. Claassen bei der erstbesten Auseinandersetzung im Unternehmen das Handtuch schmeißt? Also das hat mit solider Unternehmensführung in meinen Augen nichts mehr zu tun.
Da beschwert man sich in Deutschland und aller Welt seit einigen Jahren lautstark über die hohen Abfindungen, die Manager erhalten, wenn sie vorzeitig aus dem Unternehmen scheiden. Ein falscher Anreiz sei das, wird von den Universitäten wissenschaftlich belegt. Und in dieser Situation beschließt Solar Millennium, statt des goldenen Handschlags beim Ausscheiden eines Managers solche Prämien bereits bei der Einstellung auszuzahlen? Wenn ich nicht schon unzählige male über die Geschäftspraktiken von Solar Millennium gewettert hätte, dann wäre ich spätestens nach dieser Geschichte überzeugt, dass ich diesem Unternehmen keinen Cent zu treuen Händen geben würde.
Die Meldung lässt offen, ob die Rückstellungen ?in einstelliger Millionenhöhe? allein für die zu erwartenden Rechtsstreitigkeiten gebildet werden müssen, oder ob darin auch die Summe der Prämie selbst enthalten ist, die zuvor vielleicht schon wieder in die Bilanz Eingang gefunden hätte. Auch das würde mich nicht mehr wundern.
Prof. Utz Claassen hat alles richtig gemacht: Wenn man sich schon auf ein Unternehmen wie Solar Millennium einlässt, dann müssen die einem schon vorab ein ziemlich hohes Schmerzensgeld zugestehen. Aber trotzdem: In meinen Augen ist es unmoralisch, sich zu solchen Konditionen anheuern zu lassen. Wenn eine ?Antrittsprämie? erforderlich ist, um mich in ein Unternehmen zu locken, dann würde ich das Unternehmen lieber gleich links liegen lassen. Soviel Anstand würde ich von jedem Manager erwarten ? leider lässt Prof. Utz Claassen diesen Anstand offensichtlich vermissen.
Take Share Stephan Heibel
Herausgeber desHeibel-Ticker Börsenbriefes
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