Kabel Deutschland hat noch keinen Vertrag mit Arena. Kommt Premiere doch noch zum Zug? Von Mathias Eberenz | 420 Millionen Euro zahlt Bernard de Roos (l.) von der Bietergemeinschaft Arena an die Deutsche Fußball Liga, vertreten durch Christian Seifert (r.), für die Übertragungsrechte der Spiele. Foto: dpa |
Hamburg - Das Kabelbetreiberkonsortium Arena hat noch nicht entschieden, wie die 240 Millionen Euro teuren Rechte für die Übertragung der Fußball-Bundesligaspiele von der Saison 2006/2007 an verwertet werden. Die Details und die Preise würden im März bekanntgegeben, sagte Arena-Chef Bernard de Roos gestern. Das Arena-Konsortium, das über seine Mitgliedsunternehmen rund sieben Millionen Kunden bedienen kann, hatte am Mittwoch überraschend den Bezahlsender Premiere als Rechteinhaber abgelöst. Doch jetzt stellt sich heraus: Arena hat den größten Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) mit seinen knapp zehn Millionen Kunden - anders als von vielen Beobachtern vorher vermutet - vertraglich gar nicht "mit im Boot". Verhandlungen über den finanziellen Einstieg von KDG laufen noch, wie beide Seiten dem Abendblatt bestätigen. Klar ist aber: Ohne einen großen Partner kann Arena die in den Ausschreibungsbedingungen der Deutschen Fußball Liga geforderte Reichweite von 40 Prozent der Haushalte nicht erreichen. Ob die Gespräche mit KDG zum Erfolg führen, ist offen. "Es gibt viele Möglichkeiten, mit weiteren Partnern zusammenzuarbeiten", sagte Arena-Chef de Roos gestern. Branchenkenner schließen deshalb nicht aus, das Premiere trotz der Schlappe am Mittwoch eine zweite Chance hat. Unterdessen wird immer deutlicher, daß das Arena-Konsortium einen neuen, bisher kaum beachteten Wettbewerber hat: die Deutsche Telekom. Denn die hatte sich am Mittwoch ebenfalls Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga gesichert, nach Medienberichten für einen Betrag von bis zu 50 Millionen Euro. Wie das Abendblatt erfuhr, plant die Telekom über ihre Internet-Tochter T-Online einen großangelegten Einstieg ins Bezahlfernsehen. Dabei sollen komplette Live-Spiele über das Breitband-Internet angeboten werden, dazu Live-Konferenzschaltungen und Spielaufzeichnungen. Alles natürlich gegen Bezahlung. Preise oder Paketangebote stehen aber noch nicht fest. Das Interessante: Die Fußballspiele werden nicht nur am Heimcomputer zu sehen sein, sondern - über eine knapp 50 Euro teure Settop-Box - auch auf dem Fernsehgerät. Die Technik dazu heißt IPTV - Fernsehen über das Internet-Protokoll. Die Telekom baut diese Technik gerade in zehn Städten aus - auch in Hamburg. "Hier gab es im Herbst schon erste IPTV-Feldversuche mit zehn Sendern", sagt T-Online-Sprecher Martin Frommhold dem Abendblatt. Mit der neuen Technik werde es sogar möglich sein, Sendungen im hochauflösende HDTV-Format anzubieten. Abseits der Diskussionen um die Details der künftigen Sendeformate und Programmpakete für die Bundesligaspiele steht der Verlierer des Rechtepokers - der Pay-TV-Sender Premiere - offenbar vor großen Problemen. Nicht nur, weil die Börse den Verlust der Rechte "gnadenlos abgestraft" hat, wie der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz, dem Abendblatt sagte. "Auch eines der Hauptargumente, bei Premiere Kunde zu werden - die Bundesliga - fällt jetzt weg. Damit sind auch die Wachstumsziele von Premiere Makulatur", so Kurz. Viele Kunden würden abspringen. Und diese Entwicklung sei für das Münchner Unternehmen "bedrohlich". erschienen am 23. Dezember 2005
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