Die gestrige Nachricht konterkariert das Versprechen einer deutlich verbesserten Kapitalmarktkommunikation. Dem Vorwurf der Unklarheit kann ich nicht zustimmen.
Aurelius hat die Beweggründe doch ganz klar kommuniziert. Die mit dem m:access Listing verbundenen Compliance Vorschriften laufen dem Geschäftsmodell eines private equity Unternehmens teilweise zuwider, werden von der Geschäftsleitung demnach als geschäftsschädigend wahrgenommen.
Dies dürfte u.a. die Pflicht zur Meldung wesentlicher Unternehmenskäufe und -verkäufe betreffen. Bei Restrukturierungsfällen im Konzernverbund steht die geforderte Transparenz u.U. im Widerspruch zu den Interessen des veräußernden Konzerns.
Bei Exits wiederum steht ein von Aktionärsseite gewünschter möglichst transparenter Ausweis der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie des NAV auf Beteiligungsebene im Widerspruch zu den auf Gewinnmaximierung / Erzielung eines höchstmöglichen Verkaufspreises gerichteten Interessen der Verkäuferin (Aurelius Equ. Opp).
Es ist kein Zufall, dass private equity Unternehmen in der Regel nicht börsennotiert sind.
Im Fall von Aurelius ist zu konstatieren, dass der Kapitalmarkt Aurelius permanent mit einem enormen Abschlag zum NAV handelt.
Wenn die Börsennotierung von Aurelius eine permanente Unterbewertung bedingt, wäre es betriebswirtschaftlich geboten, die Ursache der Unterbewertung zu beseitigen.
Für Daytrader, Shortseller und sonstige Kurzfristzocker wäre mit einem Delisting das Ende ihres Geschäftsmodells in der Aurelius Aktie besiegelt.
Indes habe ich in diesem Forum beständig von einer enormen Unterbewertung gelesen. All jene, die von einer tiefgreifenden Unterbewertung der Aurelius Aktie überzeugt sind, könnten sich spätestens heute mit einem weiteren Abschlag von fast 20% mit Unternehmensanteilen eindecken.
Die Art und Weise der gestrigen Ankündigung empfinde auch ich als Zumutung. Allerdings finde ich es auch einigermaßen schockierend, dass fundamentale Themen wie Bewertung, hohe Dividendenrendite, Zukunftsaussichten in diesem Forum mit einer einzigen Mitteilung verschwinden und komplett in Frust umschlagen.
Nachdem diese sprunghaften Umschwünge des Sentiments bei Aurelius nicht das erste Mal zu beobachten sind, sollten sich einige Aktionäre die Frage stellen, ob sie tatsächlich in ein Unternehmen investieren oder lediglich auf kurzfristige Zockereien aus sind.
Für das operative Geschäft von Aurelius und den auf Grundlage der zukünftigen Erfolgsaussichten abgeleiteten objektivierten Unternehmenswert war die gestrige Nachricht ein Nonevent.
Die von der Entwicklung der Fundamentaldaten vollständig abgelöste Marktreaktion indes spricht m.E. dafür, dass das Management u.U. zu recht vermutet, dass das aktuelle Aktionariat einer dem objektivierten Unternehmenswert angenäherten Bewertung nachhaltig im Wege steht, da es Kauf- und Verkaufsentscheidungen offensichtlich nicht anhand der zukünftig erwarteten Unternehmensentwicklung trifft sondern vor allem wegen der hohen Volatilität und damit verbundener Chancen auf kurzfristige Kursgewinne in Aurelius investiert ist.
Das langfristig orientierte Geschäftsmodell eines private Equity Investors passt nicht zu einem mehrheitlich kurzfristig orientierten Aktionariat.
Vor diesem Hintergrund wäre ich nicht verwundert, wenn die Kündigung des Börsenlistings in München nur der erste Schritt auf dem Weg zur Reprivatisierung des Unternehmens ist.
Die heutige Marktreaktion dürfte aus Sicht des stark in Aurelius Aktien investierten Managements die Attraktivität eines Delistings definitiv erhöht haben.
Im Zweifelsfall wird ein Übernahmeangebot an die verkaufswilligen Kleinaktionäre nun deutlich billiger...
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