Kein Tag ohne Zahlen aus den USA. Irgendwie sieht es nie so richtig schlimm aus. Aber wenn man genau hinsieht...- Gestern gab es wieder ein Beispiel für die kreative Zahlenakrobatik der Amis: da wurden die BIP-Wachstumsraten gleich serienweise nach unten korrigiert. Sie nennen das euphemisch "Revision". Honni soit, qui mal y pense. Auch das nächste Mal wird wohl wieder nach der gleichen Masche verfahren: Zahlen..na ja, aber doch nicht sooo schlecht, oder? Und wie immer freut sich der Dollar und das Volk ist sediert. Und ein paar Monate später, wenn sich kein Schwein mehr drum schert, wird wieder klammheimlich "Revisionerles" gespielt...
"Zahlenwächter" Folker Hellmeyer, Chefanalsyt der Bremer Landesbank, schreibt heute früh in seiner täglichen Kolumne (Auszug):
"Der ersten Wachstumsschätzung per 2. Quartal 2008 räumen wir hier angemesse- nen Raum ein. Die gestrige Veröffentlichung beinhaltete Revisionen zurückgehend bis zum Jahr 2005. Entsprechend legen wir hier zunächst den Fokus auf die "ältere" Vergangenheit:
Jahresveränderungsraten BIP: Revision 2005 von bisher 3,1% auf 2,9% Revision 2006 von bisher 2,9% auf 2,8% Revision 2007 von bisher 2,2% auf 2,0%
Natürlich interessiert die jüngere Vergangenheit am stärksten: Annualisiertes Wachstum per Quartal: Revision 3. Quartal 2007 von bisher 4,91% auf 4,76% Revision 4. Quartal 2007 von bisher 0,58% auf -0,17% Revision 1. Quartal 2008 von bisher 0,96% auf 0,87%
Wir weisen darauf hin, dass alle Revisionen nach unten gerichtet sind. "Food for thought!"
Das Berichtsquartal lieferte mit einem annualisiertem Wert von 1,89% eine leichte Enttäuschung. Analysten hatten einen Anstieg um 2,00% prognostiziert. So viel zur oberflächlichen Betrachtung. Was war auffällig an den Daten?
* Der BIP-Deflator (je geringer der Deflator, desto höher das Wachstum) wurde auf annualsierter Basis per 2. Quartal 2008 auf 1,11% nach zuvor 2,56% per 1. Quartal 2008 veranschlagt. Damit wurde hier trotz inflationärstem Umfeld der niedrigste Wert seit dem 2. Quartal1998 ausgewiesen. Wir nehmen diesen Wert (mit leichtem Staunen) zur Kenntnis. "Chapeau!" * Der private Verbrauch legte markant um 1,52% nach zuvor 0,87% zu. Ist schon gut, wenn man den privaten Verbrauch mit Steuerschecks subventioniert. * Der Exportsektor trägt zum Wachstum bei. Hier kam es zu einem Anstieg um 9,23% auf annualisierter Basis.
Unsere kritische Haltung zur Datenqualität setzen wir als bekannt voraus. Um eine Vergleichbarkeit mit europäischen Wachstumsdaten herzustellen, bedarf es einer Anpassung in der Größenordnung von mindestens 1%."
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