Minderheit ist schon ziemlich wichtig. Genau deshalb wäre es ja gut, wenn man Volksvertreter (und nicht Parteivertreter) hätte. Ein gewählter Volksvertreter müsste abwägen. Er kann durchaus eine Mehrheitsmeinung vertreten, kann aber auch so agieren, dass die Minderheiten nicht ausgeblendet werden. Hier braucht man natürlich gestandene Leute, die in in ihrem Wahlkreis abwägen und vermitteln können. Erfahrung spielt eine wichtige Rolle. Hängt viel vom Charakter und der Lebenserfahrung ab.
Wenn ich mir die Literatur früherer Jahre ansehe: Demokratie funktioniert nur, wenn die Wähler durch Menschen vertreten werden, die allgemein als ehrenwert anerkannt sind, die es nicht nötig haben, irgendwelchen Pfründen hinterherzurennen und die die Wähler als Souverän ansehen und nicht als irgendwelche Figuren, die von den Politikern auf den rechten, ideologischen Weg gebracht werden müssen.
Und was haben wir in Deutschland? Apparatschicks. Die Spitzen der Parteien und der Bundestag ist voll von Leuten, die in ihrem Leben und in in ihrer Erwerbstätigkeit nichts Anderes kannten als ihre Partei. Schon vor mehr als 30 Jahren haben die Scheuchs (Kölner Schule der Soziologie) darauf hingewiesen, dass die politische Klasse in Deutschland immer dümmer wird. Zu meiner Jugendzeit wäre es völlig unvorstellbar gewesen, dass berufliche Versager politische Spitzenpositionen einnehmen können. Heute ist es aber so, dass man als Bundesvorsitzende der Grünen eine Studienabbrecherin hat, als Generalsekretär der SPD gibt's einen Kevin ohne Berufsabschluss und über die Besetzung der Präsidiums des Bundestags legt man lieber einen Mantel des Schweigens.
Was soll angesichts all dieser schrägen Figuren wohl jemand denken, der als Schlosser jeden Morgen früh aufsteht - oder als Arzthelferin dasselbe tut und mit einem ziemlichen mickrigen Einkommen über die Runden kommen muss?
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