NTERVIEW-FOKUS 3-VW-Betriebsrat erwartet trotz Krise Gewinn Fri Feb 13, 2009 (neu: Winterkorn, Porsche-Betriebsratschef Hück)
- von Jan Christoph Schwartz -
Wolfsburg, 13. Feb (Reuters) - Volkswagen(VOWG.DE) wird nach Einschätzung von Betriebsratschef Bernd Osterloh in diesem Jahr trotz der schärfsten Krise in der Automobilindustrie seit Jahrzehnten Geld verdienen. "Ich gehe davon aus, dass der Konzern 2009 mit einem Gewinn abschließen wird. Unser Ergebnis trägt sich auch mit kleinen Autos", sagte Osterloh der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Die Autobauer verkaufen derzeit wegen der Abwrackprämie für alte Autos in Deutschland vor allem kleinere Wagen. Daran verdienen sie weniger als an großen Limousinen und hochmotorisierten Geländewagen.
Analysten erwarten nach Daten der Reuters-Tochter StarMine, dass Europas größter Autokonzern 2009 einen Überschuss von 1,95 Milliarden Euro erzielen wird, nur halb soviel wie im Rekordjahr 2007.
VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch schließt für das erste Quartal einen Verlust nicht aus. "Weil wir kurzfristig recht kräftig auf die Bremse treten, wird das entsprechend negative Auswirkungen auf das Ergebnis haben", sagte er kürzlich. VW und die Ingolstädter Schwestermarke Audi(NSUG.DE) schicken Ende Februar im Inland Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit.
Laut Osterloh, der seit kurzem auch Betriebsratschef der Porsche Holding ist, gibt es für das VW-Stammwerk in Wolfsburg derzeit keine Pläne für weitere Kurzarbeit: "Es bleibt hier bei der letzten Februarwoche." Sein Stellvertreter Uwe Hück, Betriebsratschef der Porsche AG, schloss Kurzarbeit bei dem Sportwagenbauer aus. "Porsche und Kurzarbeit - das passt nicht zusammen", sagte er dem Südwestrundfunk. Porsche will die Bänder wegen des Absatzrückgangs bis zur Jahresmitte nochmals an 19 Tagen anhalten, plant aber anders als die Konkurrenz keine Kurzarbeit. Porsche ist mit knapp 51 Prozent Mehrheitsaktionär von VW und will den Anteil auf 75 Prozent ausbauen.
Bei VW greife die Kundschaft wegen der Abwrackprämie vor allem nach den kleineren Modellen Fox, Polo und Golf, sagte Osterloh. Bei diesen Wagen sei Volkswagen sehr gut aufgestellt. "Wir müssen aber den gesamten Konzern betrachten, wenn wir auf das Ergebnis blicken wollen", schränkte der Gesamtbetriebsratschef ein. VW verdiene im Gegensatz zu anderen Herstellern mit kleineren Autos Geld. Konzernchef Martin Winterkorn erneuerte seine Forderung, die Abwrackprämie zu verlängern. "Ich würde es begrüßen, wenn man bei der Verschrottungsprämie nachlegen würde vom Volumen her."
In den nächsten Monaten müsse sich erweisen, wie lange die lange die Mittel für die Abwrackprämie reichten, sagte Osterloh. "Wir haben die Chance, dank neuer Modelle vom Absatzrückgang weniger stark betroffen zu sein als andere Hersteller." 2009 komme der Golf, der inzwischen in sechster Generation bei den Händlern steht, in einer besonders sparsamen Variante mit 99 Gramm Kohlendioxidausstoß (CO2) pro Kilometer auf den Markt. Zudem bringt VW den neuen Kleinwagen Polo an den Start, der später auch mit 89 Gramm CO2-Ausstoß angeboten werden soll.
LOHNZUSCHLAG TROTZ AUTOKRISE?
Auch in der Konjunkturflaute sollen die rund 95.000 VW-Beschäftigten in Westdeutschland nach den Vorstellungen Osterlohs Lohnzuschläge erhalten. "Wir wollen nicht schlechter behandelt werden als unsere Kollegen in der Automobilindustrie", sagte er. Der kürzlich mit den Arbeitgebern vereinbarte Flächentarifvertrag, der bis auf VW für alle großen Autobauer gilt, sieht für dieses Jahr Lohnerhöhungen in zwei Stufen um 4,2 Prozent vor. Bei VW verhandelt die IG Metall traditionell einen Haustarifvertrag für die Beschäftigten in den sechs westdeutschen Werken aus. Dank des Haustarifs haben die VW-Mitarbeiter lange Zeit deutlich mehr verdient als Belegschaften anderer Autobauer. Im Zuge des Sparkurses bei VW ist der Lohnvorteil in den vergangenen Jahren aber fast verschwunden.
BURGFRIEDEN MIT PORSCHE MUSS SICH ERST BEWÄHREN
Nach dem Ende des Streits mit VW-Haupteigner Porsche(PSHG_p.DE) hofft Osterloh auf gute Beziehungen zu dem Sportwagenbauer: "Ich hoffe, dass sich der Frieden mit dem Porsche-Vorstand nicht nur auf die Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise beschränkt, sondern nachhaltig wirkt." Der VW-Betriebsrat hatte fast eineinhalb Jahre heftig mit Hück und der Unternehmensspitze von Porsche über die Mitbestimmung in der Porsche-Holding gestritten. Inzwischen zeichnet sich eine Einigung über einen neuen Mitbestimmungsvertrag ab, der laut Osterloh im März unterschrieben werden könnte. ----------- Es wird alles wieder Gut "Versprochen"
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