Schrannenhalle unter Zwangsverwaltung "An den Pranger gestellt" Die Schrannenhallen GmbH & Co. KG und somit auch die Schranne stehen unter Zwangsverwaltung. Investor Klaus Thannhuber nimmt dazu Stellung. Interview: Astrid Becker SZ: Wie konnte es so weit kommen?
Thannhuber: Die Deutsche Bank London ist nicht unser Kreditgeber, sondern Forderungskäufer und -verwerter. Diese Bank sucht nicht Lösungen im Sinne einer Projektsanierung, sondern den schnellen Gewinn durch Weiterverkauf der Forderung. Zu derzeitigen Situation ist es gekommen, weil wir gezwungen waren, Baukosten aus dem laufenden Geschäft zu finanzieren und den Kapitaldienst nicht in vollem Umfang erbracht haben.
SZ: Sie haben eingeräumt, dass es von Anfang an Finanzierungsprobleme gab. So war Ihr Kreditgeber, die Berlin Hyp, nicht bereit, das Projekt nachzufinanzieren. Thannhuber: Die Finanzierungszusage der Berlin Hyp war auf die vorläufige Projektplanung abgestellt, als sich Mehrkosten ergaben, war sie nicht zu einer Aufstockung bereit - wohl, weil sie selbst Probleme mit der Bankenaufsicht im Berliner Immobilienskandal bekommen hatte.
SZ: Die Bankenaufsicht hat später ja auch Ihre Bank Reithinger geschlossen.
Thannhuber: Sie war der Auffassung, ich hätte meine eigene Bank ausgenommen. Die Staatsanwaltschaft hat die Vorgänge überprüft und vor einigen Wochen die Ermittlungen eingestellt. Ich werde nun zu prüfen haben, wer für die Insolvenz der Bank verantwortlich ist, sie schrieb nämlich erhebliche Umsätze.
SZ: Sie sind immer wieder mit Ihren Geschäften in die Schlagzeilen geraten. Worauf führen Sie das zurück?
Thannhuber: Eigentlich hat alles mit der Schranne begonnen. Als der ursprüngliche Investor, Helmut Ronstedt, ausstieg, hatte die Stadt weder Geld noch Investor. Alle Münchner Bauträger, die in Frage gekommen wären, hielten sich dezent zurück. Wir sind dann ein hohes Risiko eingegangen. Was allerdings in dieser "Public-Private-Partnership" passiert ist, wird kaum einen anderen Unternehmer ermutigen, sich auf so etwas einzulassen. Wenn Sie laufend an den Pranger gestellt werden, stehen Sie das als Unternehmer nicht durch. SZ: Also sind die Stadtpolitiker, die Sie kritisiert haben, schuld an allem?
Thannhuber: Sagen wir es so: Manche Politiker meines Vertragspartners Stadt haben uns nicht sehr überzeugend unterstützt, was unsere Kreditwürdigkeit untergraben hat. Es ist doch auch enttäuschend, dass sich kein Münchner Geldinstitut bei der Finanzierung engagiert hat. Ich selbst habe die politischen Querelen um die Schranne und das, was daraus in den Medien gemacht wurde, unterschätzt. Heute würde ich so etwas weder mir noch meinen Mitarbeitern noch einmal zumuten.
SZ: Trotzdem halten Sie an der Schranne fest?
Thannhuber: Wir haben damals 26,8 Millionen Euro Kredit aufgenommen, 16,68 Millionen Euro Eigenkapital aufgebracht, das Kapital bis 2006 sogar noch erhöht. Die Baukosten beliefen sich auf etwa 49 Millionen. Der Rest wurde durch Gesellschafterdarlehen und Zwischenfinanzierungen aufgebracht. Jetzt ist aber ein Engpass entstanden, weil noch 1,3 Millionen Euro für die Handwerker fällig sind. Die wären aber in den nächsten paar Monaten beglichen gewesen. Dass die Bank nun Zwangsverwaltung anordnen ließ, war unnötig und eher eine Schikane.
SZ: Erklären Sie das bitte.
Thannhuber: Die Bank hätte doch nur von ihrem Recht Gebrauch machen müssen, die Mietabtretung offen zu legen und die Miete direkt von der Betreibergesellschaft einzufordern. Vielleicht ist man sich dort auch nicht so sicher, ob die Übertragung von Forderung beziehungsweise Sicherheiten wirklich rechtmäßig ist. Wir stehen doch ohnehin in Verhandlungen mit ausländischen Banken und Investoren, die sich beteiligen wollen. Bereits Anfang September will einer der Interessenten seine Entscheidung fällen, vielleicht ist dann das Thema sowieso erledigt.
SZ: Sie wollen also verkaufen?
Thannhuber: Am liebsten wäre uns, wenn sich jemand mit zwei bis drei Millionen Euro beteiligen würde und die Finanzierung einer Bank in dem von der Stadt genehmigten Rahmen mitbringt, damit wir die Deutsche Bank London ablösen können. Wenn aber jemand meint, ich soll mich zurückziehen, werde ich im Interesse einer gesicherten Zukunft der Schrannenhalle nicht im Wege stehen. (SZ vom 20.08.2008/jh)
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