http://www.karstadtquelle.com/ir/677.asp |
Aktionärsstruktur -->
Das gezeichnete Kapital der KarstadtQuelle AG beträgt
Euro 301.459.904,00. Rund 30 Prozent davon befinden sich im Streubesitz.
Nach Wertpapierhandelsgesetz bzw. Unternehmensangaben
Stand: 10. August 2004 | *Aktienrückkauf-Programm
Schickedanz stockt Karstadt-Quelle-Anteile auf
Gründerfamilie erwirbt weitere fünf Prozent - Herkunft der Aktien unklar - Schließungspläne dementiert
von Hagen Seidel
Düsseldorf - Beim angeschlagenen Waren- und Versandhauskonzern Karstadt-Quelle vergeht derzeit kaum eine Woche ohne Dementi: Am Mittwoch widersprach das Unternehmen einem Magazinbericht, nach dem Warenhaus- und Personalvorstand Helmut Merkel die Existenz eines Schließungs-Programm für 25 der 180 Warenhäuser bestätigt habe. Schon mehrfach waren ähnliche Gerüchte publiziert und bestritten worden. Zu Spekulationen über das Zustandekommen der neuen Aktionärsstruktur gibt es aus der Zentrale in Essen derzeit jedoch nicht einmal ein Dementi - sondern nur ein "Kein Kommentar". Die Stärkung der Hauptaktionärin Madeleine Schickedanz nährt für einige Beobachter die Vermutung, dass Schickedanz Karstadt-Quelle längerfristig von der Börse nehmen will.
Am späten Dienstag Nachmittag hatte das Unternehmen gemeldet, dass der Pool Schickedanz seinen Anteil um rund fünf Prozent auf 41,55 Prozent aufgestockt habe. Die Riedel Holding, zweitgrößter Einzel-Aktionär, hatten ihren Anteil um gut drei Prozent auf 9,02 Prozent reduziert. Doch so einfach, wie das Geschäft auf den ersten Blick aussieht, ist es nicht: Außer den Beteiligten weiß niemand, ob Riedel tatsächlich an Schickedanz verkauft hat. Oder ob überhaupt über die Börse gehandelt wurde. Die Stämme Riedel und Schickedanz - beide letztlich Erben des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz - sind sich alles andere als grün.
Auch der Zeitpunkt, zu dem Riedel die Anteile abgegeben hat, steht nicht fest: Sollte er nach der Bekanntgabe des katastrophalen Halbjahresergebnisses am vergangenen Mittwoch verkauft haben, machte er ein schlechtes Geschäft. Denn seither ist der Kurs um rund ein Viertel gesunken. Seit einem Jahr hatte die Aktie mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Dass der schon länger verkaufswillige Riedel den Anteil reduzierte, sorgte für Erleichterung im Konzern: Die Holding war einer Zerschlagung des Problem-Konzerns eher zugetan als Schickedanz.
Während Riedel drei Prozent der Anteile abgab, nahm Schickedanz fünf Prozent hinzu - und der Free Float sank um zwei Prozent. Das wiederum nährt die Spekulation, dass Riedel und Schickedanz eine gemeinsame Position, die bis 2002 noch über fünf Prozent gelegen hatte, jetzt zu Gunsten von Schickedanz aufgelöst haben. Da das Paket zuletzt weniger als fünf Prozent der Aktien beinhaltete, war es nicht mehr meldepflichtig und wurde dem Streubesitz zugerechnet.
"Schickedanz hat mit dem Kauf klar gemacht, dass sie zum Unternehmen stehen und die führende Rolle behalten wollen", sagte Christoph Schlienkamp, Research-Chef des Bankhauses Lampe. Zu den Spekulationen, Schickedanz wolle 95 Prozent der Aktien, um das Unternehmen nach einem Squeeze Out von der Börse zu nehmen, äußerte er sich skeptisch. Auch Analyst Thilo Kleibauer von M.M. Warburg glaubt derzeit nicht daran: "Es ist ein sehr weiter Weg, um von gut 41 Prozent der Anteile auf 95 Prozent zu kommen." Christian Bruns vom Bankhaus Sal. Oppenheim meint: "Es wird deutlich, dass Schickedanz die Zügel bei Karstadt-Quelle in der Hand hält."
Weitere Aktien könnte Schickedanz nicht nur von den freien Aktionären, sondern auch von der Allianz bekommen. Sie hatte ihren Anteil bereits im Februar von über 13 auf 10,5 Prozent reduziert. Grundsätzlich will der Finanzkonzern derartigen Beteiligungen nach Worten eines Sprechers auf "gut handelbare Pakete von rund fünf Prozent" reduzieren. Ihre Pakete bei Beiersdorf oder Heidelcement haben die Münchener bereits entsprechend reduziert. Dass die Allianz das derzeit auch bei Karstadt plant, halten viele Experten wegen des niedrigen Aktienkurses jedoch für unwahrscheinlich.
Vor wenigen Wochen noch hatte es Gerüchte gegeben, dass neue Aufkäufer an den Märkten unterwegs seien. "Große deutsche Privatvermögen" wollten den Konzern übernehmen, hatte es geheißen. Noch hat jedoch noch niemand angezeigt, mehr als fünf Prozent der Aktien übernommen zu haben.
Artikel erschien am 12.08.2004