Ich bin Anleihegläubiger und habe mir das Papier mal durchgelesen (nochmal danke @thenics) und bin, wenn schon nicht wirklich euphorisch, so doch einigermaßen positiv gestimmt - vielleicht verständlicherweise im Gegensatz zu den Aktionären.
Die Fakten: das Unternehmen wird am Markt mit etwa 15Mio bewertet, die Aktiva in Form der Anleihe betragen 100 Mio, faktisch gehört 3WP also bereits zu 90% den Gläubigern der Anleihe. Insofern verwundert es mich ein wenig, hier immer wieder das Wort "Enteignung" von Aktionären zu lesen. Nun wird es eine Kapitalverschiebung geben: die Gläubiger erhalten für 50% ihres in das Unternehmen eingebrachte Geld eine neue Anleihe mit einem zunächst sehr moderaten und für 3W hoffentlich schulterbaren Zinssatz von 4%. Dieser steigt mit der erhofften positiven Ertragsentwicklung über die LZ an, somit wird hier wieder für einen Teilausgleich für die entgangenen Zinsen zu Anfang gesorgt. Gleichzeitig erkauft sich 3W nicht nur einen geringeren Zins, sondern vor allem mehr Zeit zur Tilgung und verringert darüber hinaus seinen Schuldenstand von fast 90% auf unter 60%. Die damit einhergehende bessere Bonität ermöglicht die Kapitalbeschaffung an den Märkten zu erheblich bessere Konditionen.
Auf der Equity-Seite haben die Altaktionäre nachher einen min. 7%-Anteil am Unternehmenswert, können aber (im Gegensatz zu den Anleihegläubigern) an einer 30% Kapitalerhöhung teilnehmen, die ihnen junge Aktien für gut 50% des aktuellen Börsenkurses anbietet. 3W schafft sich dadurch ein Liquiditätspolster von bis zu 25 Mio. Die Anleihegläubiger verzichten auf etwa 5% ihres Kapitals (und natürlich die Verzinsung) und haben dafür die Chance, an einer zukünftig positiven Entwicklung zu partizipieren, indem der Unternehmenswert ihrer neuen Aktien steigt. Das seit Dezember arbeitende Management möchte natürlich für seine Beühungen auch etwas vom möglichen Kuchen sehen und wird bis zu 10% am neuen Unternehmenswert halten - in meinen Augen positiv, weil wer finanzielle Interessen an einer positiven Entwicklung hat, sich mehr anstrengt, dass alles gut ausgeht.
Die Rahmenbedingungen: personelle Einschnitte und Niederlassungsschließungen sind natürlich äußerst schmerzhaft und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr das die Betroffenen mitnehmen kann. Andererseits ist in diesem Fall der Karren beinahe an die Wand gefahren und das Unternehmen hat keine Spielräume mehr: wenn diese Einschnitte und die Konzentration auf die Kernkompetenzen nicht vollzogen wird, ist noch vor Ablauf des Jahres der Ofen aus, und dann stehen alle auf der Straße. Plus die Aktionäre sind ihr Geld los und ob für die Anleihegläubiger noch viel übrig bleiben würde, wage ich auch zu bezweifeln.
Insofern bin ich froh und dankbar, dass das neue Management hier offensichtlich bereit ist, in der größten Not zwar sehr schwere, aber unumgängliche Entscheidungen sehr zeitnah umzusetzen. Darüber hinaus bin ich auch äußerst positiv gestimmt durch den neuen Umgang mit Information und den offenen Ton an dieser Stelle: in den Jahren vorher war praktisch nichts vom Unternehmen zu erfahren - das ist ein weiterer ganz klar positiver Fortschritt.
Ob sich der ganze Plan am Ende positiv auswirken wird weiß kein Mensch, das Management auch nicht. Aber es ist eine Chance, m.E. die letzte Chance, hier die Kurve zu kriegen. Und wenn ich den Plan lese, habe ich wieder etwas Hoffnung, dass alles für alle gut ausgehen kann - im Gegensatz zu Anfang Dezember, wo ich mein Geld schon im Abfluss gesehen habe.
Insofern werde ich zwar nicht persönlich teilnehmen, aber meine Zustimmmung zu dem vorgeschlagenen Programm geben, wenn sich die Möglichkeit bietet. Nur am Rande an die Aktionäre die den Plan ablehnen wollen: ihr werdet (leider) gar nicht gefragt...
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