Was war das für ein Tag! Heftige Südwinde, rot zuckende Blitze und einige starke Verkaufsschauer haben den Kindergeburtstag auf dem Sektengelände gründlich verhagelt. Die Sektenmitglieder hatten Mühe, wenigstens das Lebenslicht ihres Heiligtums vor den himmlischen Widrigkeiten des Allmächtigen zu retten; inwieweit ihr geliebtes Sprengmaterial weiteren Schaden genommen hat, bleibt vorerst ungewiß. Oder war das etwa der gottlose Stickelmann mit den Mächten der Finsternis? Nein, er war es nicht, denn einem Freund würde er trotz dessen Sympathie zur Sekte nicht schaden wollen. Sektenmitglieder leben nun mal in ihrer eigenen Welt, sie brauchen auf dem langen Weg zu ihrer Glückseligkeit eine Reihe schwerer Prüfungen, langes Siechtum und heftige Qualen, nur das schweißt sie zusammen und sie verspüren sogar einen Lustgewinn. Dann sprechen sie sich, wie bisher nach jedem dieser Ereignisse gegenseitig Mut zu und vereinbaren, den Allmächtigen durch weitere finanzielle Opfergaben gnädig zu stimmen. Nein, Sekten kann man auch nicht therapieren, deshalb werde ich mich hier nicht regelmäßig einbringen, aber die einseitige, teils kindische Diskussion, die hier von manchen mit Hingabe geführt wird, kann durchaus mal einen Kontrapunkt vertragen. Doch die Sektierer flüchten lieber in ihre Scheinwelt von möglichen Ordern, anstehenden sensationellen Nachrichten, die, um etwas zu bewirken, immer sensationeller und häufiger werden müssen, Prognosen und Käufen durch Fonds, die nun die Wende bringen sollen und ignorieren, daß der Markt gerade das vorläufige Urteil über ihr Heiligtum spricht: uninteressant, weg damit, eine Marktkapitalisierung von heute gerade mal sechs Millionen € für ein Megaerfolgsunternehmen in spe sagt ja wohl alles. Es liegt in der Natur der Sache, daß die zu erwartenden Opfergaben den Allmächtigen auch nach dieser Prüfung vorübergehend milde stimmen werden und er seine Jünger ein wenig für ihre Leidensfähigkeit belohnt, die Sonne wird wieder strahlen, als wäre gestern nichts gewesen und ihr Eigentum ein wenig wertvoller erscheinen lassen und so sollte es heute wenigstens zu einer kräftigen technischen Reaktion kommen… Und wenn es nicht passiert? In diesem Sinne Stickelmann, im Nebenberuf bekanntlich nicht Sektenbeauftragter
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