Man erlebt schon Schlimmes. Einmal hab ich eine junge Frau kennengelernt, unmittelbar nach einer Lungentransplantation, fit wie ein Turnschuh. Zu Hause im Brandenburgischen mit zwei kleinen Bengeln, für die sie noch lange leben wollte. Irgendwann sagte sie, so ganz nebenbei : "Wir sind ganz auf uns gestellt, mein Lebensgefährte und ich. Die Leute im Dorf haben sich zurückgezogen, als ich krank wurde und es mir immer schlechter ging."
Ein halbes Jahr später habe ich sie wiedergetroffen im Krankenhaus, da war sie allein. Auf die Frage nach ihrem Lebensgefährten : "Wir haben uns getrennt. Er konnte das nicht mehr." Sie hat die Transplantation trotz guter Prognosen nicht sehr lange überlebt.
Auf einem Symposium hab ich mit einem älteren Mann gestritten, der die Bestimmung, dass die Organempfänger die Familie des Spenders nicht kennenlernen dürfe, heftig befürwortete. "Die könnten ja was von mir wollen !" Das heißt, nachdem der Spender, sowie seine Familie, die trotz des Ausweises noch dazu befragt wurde, ihm das Leben gerettet hatten, wurde ihnen von dem Kerl unterstellt, sie könnten ihm ans Portemonnai wollen ! Da kann einem nur schlecht werden. Solchen Leuten möchte ich auch kein Organ spenden, zum Donnerwetter, nicht mal ne Tasse Kaffee. Sollten vielleicht Organempfänger in die Pflicht genommen werden und zum Beispiel eine Patenschaft übernehmen, wenn der Verstorbene Kinder hinterlassen hat ? Sollte man auch mal drüber nachdenken. Tatsache ist, dass viele Organempfänger wirklich bereit sind, etwas zurückzugeben und das auch praktizieren. Typen wie der oben Beschriebene sind glücklicherweise die Ausnahme.
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