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Ende, Aus, Neustart
18.12.2011
Das herrschende neoklassische Wirtschaftsdogma ignoriert in seinen Modellen die Kreditgeldschöpfung durch die Banken. Die Lösungsvorschläge der „Experten“ sind darum alle zum Scheitern verurteilt und die Politik schlecht beraten. Steve Keen, Wirtschaftsprofessor aus Australien, schlägt für die Schuldkrise folgende radikale Lösung vor: Schuldabschreibung, Bankrott der Banken, Verstaatlichung der Geldschöpfung, Neustart.
von Yoshi Frey
Die Staatenlenker versuchen verzweifelt der Über-Macht Finanzmarkt zu beweisen, dass man in der Lage ist, die Zinsen der Schulden zahlen zu können, mit denen die Banken gerettet werden mussten. Das ultimative Mittel hierzu ist die Aufhebung der Demokratie zugunsten einer europäischen Wirtschaftsdiktatur. Es soll lieber der europäische Sozialstaat zusammengestrichen werden, damit die Geldgeber ihre Zinsen bekommen, als dass man die Banken Konkurs gehen lässt. Man fragt sich: auf welcher Seite stehen unsere so genannten Volksvertreter eigentlich? Vermutlich ist es so, dass viele dieser Vertreter sich selbst in einer Art selbstverordneten Gehirnwäsche überzeugen, dass, was gut für den Finanzmarkt ist, auch gut für den eigenen Bürger sein muss.
Die Politiker behaupten stets, sie tun alles zu unserem Besten und die Majorität der Bürger glaubt es bisher. Glauben sie es selbst? Sie müssen. Wie sonst sollten sie ihre saure Medizin mit Erfolg ihrem Wähler verkaufen können. Und das ist das Entsetzliche: Unsere politischen Interessensvertreter vertreten mit Überzeugung die Interessen des Kapitals, denn sie wissen es nicht besser. Warum? Ihre ökonomischen Berater wissen es nicht besser. Es gibt im herrschenden ökonomischen Denksystem wirklich fast niemanden, der verstanden hat, wie Geld entsteht, wer es deshalb kontrolliert und welche absurden systemischen Zwänge sich aus der herrschenden Geldordnung ergeben: Wenn Banken unser Geld zu 97% aus dem Nichts als Kredit schöpfen, dann muss die Verschuldung zwangsläufig lawinenartig wachsen, damit die Zinsen bezahlt werden können. Dieses Geldsystem ist ein Ponzisystem und darum unhaltbar. Das herrschende neoklassische ökonomische Dogma ignoriert aber schlichtweg die Geldschöpfung der Banken in seinen Modellen. Die Berater der Politik kommen daher durchweg mit ungeeigneten Lösungsvorschlägen.
Es gibt einzelne mutige Ökonomen, die auf dieses „falsche Denken“ hinweisen: Der bekannte australische Ökonom Steve Keen z.B. empfiehlt in einem BBC- Interview wegen der Unmöglichkeit, die Schulden jemals zurückzahlen zu können, dass sie abgeschrieben werden, also eine Art globaler Schuldenerlass. Lieber sollten die Schuldner anstatt die Gläubiger gerettet werden. Steve Keen betont, dass die allermeisten Ökonomen keine Ahnung haben, wie Geld entsteht und darum die geltenden ökonomischen Modelle wertlos und irreführend sind, wenn es darum geht, die Schuldkrise zu bemeistern. „Konventionelle ökonomische Theorien können nur sehr schlecht erklären, wie der Kapitalismus funktioniert. Folgt man ihren Thesen, so gerät man in tiefe Krisen. Versucht man die Krisen mit ihnen zu lösen, so findet man keinen Ausweg.“ erklärt er In einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen.
Die Möglichkeit der Banken zur unbegrenzten Kreditgeldschöpfung ist die zentrale Ursache der heutigen Schuldkrise. Der Großteil dieser Kreditschöpfung floss in den letzten Jahrzehnten in die Spekulation und nicht in die Produktion. Wir stehen darum vor dem Platzen der größten Kreditblase der Weltgeschichte, gemäß Keen. (Link).
Wer nicht versteht, dass Geld Schulden sind, der glaubt, dass Sparmaßnahmen, so wie bei jedem Haushalt, die Lösung einer Verschuldungskrise seien. Es geht aber nicht darum, wie eine Hausfrau zu sparen, sondern darum, die systemischen Ursachen der Krise zu verstehen: Wenn Geld Schulden sind, dann führt das Sparen zu einer Deflation (weil weniger Geld im Umlauf ist) und einer schweren Krise auf dem Arbeitsmarkt. Die Sparmaßnahmen stürzten Griechenland z.B. nur noch tiefer in die Verschuldung, weil sie die Wirtschaft abwürgen. Mehr Schulden sind aber auch nicht möglich, da sowohl Staat als auch der private Sektor keine Schulden mehr bedienen können. Das Ponzi- Geldsystem ist einfach am Ende eines Zyklus angelangt. Wir brauchen ein Schulden-Reset und eine Reform der Geldordnung damit der Unsinn dann nicht von vorne beginnt.
Steve Keen schlägt darum für die Schuldkrise folgende radikale Lösung vor: 1.) Schuldabschreibung 2.) Bankrott der Banken 3.) Verstaatlichung der Geldschöpfung 4.) Neustart. „Um das System zu rekalibrieren, müssen wir wegkommen von der Kreditschöpfung der Banken und zurückkehren zum so genannten Fiat-Money der Zentralbank.“ Eine Forderung wie sie einige Ökonomen u.a. die Monetative zur Lösung der Krise vorschlagen.
Aber auch Keen sieht bisher keinen Ansatz zu einer Abkehr von der alten, offensichtlich misslungenen neoklassischen Wirtschaftsideologie. Die Banken kontrollieren die Politik, man betrachte nur Obamas Stab, der aus vielen Wallstreet-Handlangern besteht. Die neoklassischen Dogmatiker, deren Deregulierungswut die Politik der letzten Jahrzehnte bestimmte, werden den Karren vermutlich erst vollständig gegen die Wand fahren, bevor die Politik es wagt, sich ihrer falschen Berater zu entledigen. Eine Geldreform wird nicht möglich sein, bevor der Irrsinn des Geldsystems Volk und Land ins Elend getrieben haben und auch dem borniertesten Politiker bewusst wird, für wen er eigentlich sein Mandat benutzt hat: um die Banken und ihre Macht zu retten und nicht das Wohl seiner Wähler. Wir warten noch auf den oder die Politiker, die ihre Bürger vor diesem Finanzsystem retten wollen.
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