Wirecard, Dialog ? TecDAX geht vor
DialogSemiDer TecDAX hat sich in den vergangenen Jahren deutlich besser entwickelt als der DAX. Auch die jüngste Kurserholung führt der Technologieindex, mit Schwergewichten wie Wirecard, United Internet oder Dialog Semiconductor, klar an. Wo sich ein Investment lohnt.
Die Schere zwischen DAX und TecDAX öffnet sich zusehends: Zwar ist auch der DAX kräftig auf dem Weg nach oben. Während er aber noch weit unter dem Rekordhoch notiert, fehlen dem TecDAX nur noch rund zwei Prozent, um einen neuen Spitzenwert zu markieren. Aktuell steht ein Kursplus von knapp 30 Prozent gegenüber Ende 2014 zu Buche. Die Tech-Werte profitieren von Sonderentwicklungen in ausgewählten Branchen und nicht zuletzt von dem hohen Geschäftsanteil in Deutschland, wo die Wirtschaft floriert.
DialogDominiert wird der Index vor allem von zwei Sektoren: IT und Telekommunikation. Aus diesen zwei Sektoren stammen Schwergewichte wie der Zahlungsabwickler Wirecard, United Internet (UI), Telefónica Deutschland, die Mobilfunkprovider Freenet und Drillisch sowie der Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor. Das Sechstett bringt rund die Hälfte des Indexgewichts auf die Waage. Die Unternehmen erfreuen sich guter Geschäfte, weshalb die Aktien haussieren. Nur das Papier von Dialog Semiconductor war zwischenzeitlich kräftig unter Druck, weil Investoren die geplante Übernahme der US-Chipfirma Atmel für rund 4,6 Milliarden Dollar als viel zu teuer angesehen haben.
Strategiewechsel bei United Internet Mit einem Indexgewicht von 10,6 Prozent ist der Zahlungsabwickler Wirecard der schwerste Wert im TecDAX vor United Internet (10,4 Prozent) und dem Biotechzulieferer Qiagen (9,3 Prozent). Wirecard wächst ebenso wie UI seit Jahren rasant und ist deswegen einer der Lieblinge der Investoren. Wirecard profitiert davon, dass Kunden bei Banken und Händlern immer häufiger bargeldlos bezahlen und auch der Internethandelt boomt. Zu den Kunden des Anbieters von Online-Bezahlsystemen zählen die Deutsche Telekom, Vodafone, aber auch Kreditkartenanbieter wie der Branchenprimus Visa. Mitte September meldete Wirecard, dass der Konzern künftig auch die Online-Zahlungsabwicklung für die Abonnements von Sky Deutschland übernimmt. Analysten prognostizieren, dass sich der Umsatz des Zahlungsabwicklers zwischen 2013 und 2016 annähernd verdoppeln wird.
Auf einem rasanten Expansionskurs ist auch United Internet. Der Internetprovider ist vor allem wegen seiner Tochter 1&1 bekannt. Dem Konzern kommt zugute, dass immer mehr Kunden neben dem Smartphone verstärkt mit Notebooks und Tablets ins Internet gehen. Das kurbelt das Geschäft bei UI, kommen doch zunehmend mehr SIM-Karten in Umlauf, weshalb neue Verträge gebraucht werden. Im laufenden Jahr will der Konzern 880.000 neue Vertragskunden gewinnen, vor allem im Mobilfunk. Vorstandschef Ralph Dommermuth heizt das rasante Wachstum durch die Übernahme der Telekom- und Glasfaserinfrastrukturfirma Versatel zusätzlich an. Der Deal war ein historischer Strategiewechsel für UI, setzt der Konzern doch nun verstärkt auf eigene Netze. Zudem kommt das Geschäft im Bereich Webhosting immer besser in Schwung. Die Geschäftsmodelle von Wirecard und UI hängen kaum an der Konjunkturentwicklung, denn selbst bei einer deutlichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums hierzulande dürfte der Trend zum Online-Bezahlen und zu einem verstärkten Internetzugang per mobilen Geräten anhalten.
Weil das Geschäft etlicher Schwergewichte kaum zyklisch ist, sollte sich deren kräftiger Wachstumskurs selbst dann fortsetzen, wenn sich die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft, vor allem wegen der Konjunkturflaute in China, weiter eintrüben sollten. Entsprechend könnte der TecDAX schon bald das Rekordhoch ins Visier nehmen.
Quelle: Wallstreet:Online
|