Am Vorabend der österreichischen Ratspräsidentschaft könnte das Meinungsklima kaum düsterer sein. Das zeigt eine Umfrage des Linzer market-Instituts im Auftrag des ORF.
Von 1.000 Befragten waren 70 Prozent der Meinung, dass der EU-Beitritt vor zehn Jahren wenig oder gar keine Vorteile brachte. 77 Prozent haben wenig bis kein Vertrauen in die EU und ihre Institutionen.
"Herzen nicht erreicht"
David Pfarrhofer von market über die Enttäuschung der Österreicher: "Es ist nicht gelungen, die Herzen und den Kopf der Österreicher zu erreichen."
Nicht nur Brüssel verantwortlich
Die Ursachen sind natürlich nicht nur in Brüssel zu suchen, auch die Politik in Österreich sei mitverantwortlich für die düstere Stimmungslage, hieß es am Samstag im Ö1-Morgenjournal.
Die so genannten Bildungseliten, also Menschen mit Matura oder Uni-Abschluss, bewerten Brüssel etwas besser, milder gestimmt als der Österreichschnitt sind auch tendenziell die westlichen Bundesländer, aber auch hier dominiert klar die Skepsis.
Zu wenig Durchsetzungskraft
Einige Detailergebnisse aus der Umfrage: Österreich kann sich nach Meinung von drei Vierteln der Befragten in Brüssel zu wenig durchsetzen. Dementsprechend sehne man sich in sehr großer Zahl danach, dass mehr Entscheidungen in den Mitgliedsstaaten getroffen werden.
Nur ein Viertel der Befragten begrüßt die Aufnahme neue Mitglieder.
Wichtiges Friedensprojekt
Als Mittel gegen den Negativtrend empfiehlt Pfarrhofer, die EU wieder mit positiven Themen zu besetzen. Das müsse ein langfristiges Kommunikationskonzept sein.
Bisher gelinge das zu wenig, am ehestens noch in der Darstellung der EU als wichtiges Friedensprojekt.
Keine Emotionen zu EU-Vorsitz
Auch der bevorstehende EU-Vorsitz lässt die Österreicher laut Umfrage mehr oder weniger kalt. Die Meinungen darüber, ob Österreich beziehungsweise die Bundesregierung im speziellen davon profitieren werden oder nicht, halten sich demnach die Waage.
Keine Emotionen und wenig Begeisterung, urteilt Pfarrhofer, der sich auch dadurch bestätigt sieht, dass bei der Vorsitzfrage auch nicht der übliche Sympathisantenreflex ausbleibt, nämlich dass zum Beispiel ÖVP-Wähler an Vorteile für die Regierung glauben, Oppositionswähler aber vom Gegenteil überzeugt sind.
Einen Ausreißer bilden laut Pfarrhofer nur die BZÖ-Präferenten, die auf eine Profilierungschance während des Vorsitzhalbjahres hoffen.
Kein Rezept gegen Skepsis
Fazit: Wenige Wochen vor der Ratspräsidentschaft könnte das EU-Meinungsklima kaum düsterer sein, die Frustration über Europa erklimmt neue Höhen, Rezepte dagegen fehlen vorerst.
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