Ich weiß, was du meinst. Meine eigene Mentaliät tickt ebenfalls "antizyklisch", sprich auch ich werde (und wurde in der Vergangenheit) nahezu ausschließlich zu einer konträren Positionierung hingezogen. Und dies ebenfalls um so mehr, je eindeutiger der Konsensus sich für eine Richtung entscheidet bzw. entschieden hat. Dies Einstellung liegt bzw. lag aber bei mir hauptsächlich darin begründet, dass ich mit ihr außerhalb der Börse (= beruflich) oftmals hervorragend gefahren bin und auf diese Weise gewissen Entwicklungen zuvorkommen konnte, die damals kaum jemand sonst "auf dem Schirm" hatte. Mit der Zeit musste ich aber feststellen, dass sich beruflicher (= auf o.g. Art und Weise herbeigeführter) Erfolg sich nicht zwangsläufig auch mit (ähnlichem) Erfolg an der Börse gleichsetzen lässt. Denn: Die Börse (= die Kursentwicklung) ist oftmals wesentlich "simpler" gestrickt, sprich Euphorie und Depression werden über die Maßen ausgelebt, sodass ein sachlich-nüchterner, analytischer Charakter mit diesem infantilen Gehabe große Probleme bekommen kann, wenn er seine eigenen Ansprüchen (= Maßstäbe) auf die Kursentwicklung übertragt. Motto: "Bin ich denn der Einzige, dies und jenes nicht sieht oder ignoriert?" Hinzu kommt, dass das Kursgeschehen in den letzten Jahren zusehends von sachfremden Einflüssen begleitet wurde. Soll heißen: Bestimmte Interessengruppen mit gewaltigem finanziellen Background versuchten bzw. versuchen, die Kurse zu beeinflussen. Nur mal ein Beispiel: Anfang 2009 (= in der Krise) gab es in den letzten 30 Handelsminuten nahezu permanent ein abruptes Aufbäumen der Kurse. Tja, wer war dafür wohl verantwortlich? ;-) Aber dies nur mal am Rande. Zumindest die gegenwärtige Situation ist relativ einfach erklärbar (habe ich im Juni 2012 unter einer anderen = bereits abgemeldeten ID auch so gepostet, damaliger Dax-Stand war bei knapp über 6.000 Punkten): Anlagenotstand lautet das Zauberwort. Nicht mehr und nicht weniger verbirgt sich (im Wesentlichen) hinter der gegenwärtigen Kursentwicklung. Zinsen (Anleihen, Tages- oder Festgeld) im Keller, Europas Peripherie äußerst labil. Wohin soll das Geld also fließen, außer an die zentralen Börsen dieser Welt? Als ich derartiges damals geschrieben hatte, wurde ich noch kritisiert nach dem Motto: "Die Überlegung ist zu "profan". Weiß doch ein jedes Kind. Und mit dem, was jeder weiß, kann man an der Börse kein Geld verdienen." Tja, und heute weiß man: Großer Irrtum, die Börse tickt eben doch simpler als gedacht. Wohl überflüssig zu erwähnen, dass ich - obwohl diese Entwicklung gesehen - nicht konstant strong long gegangen bin. Warum? Ganz einfach: Mir erschien diese Beobachtung ebenfalls zu "simpel" und "primitiv", als dass man damit an der Börse Geld verdienen könnte. Aber wie gesagt, ein großer Fehler meinerseits. Und nicht zuletzt durch diesen Fehler, sehe ich inzwischen die Dinge etwas anders. Soll nicht heißen, dass ich damit den Trendfolge-Deppen das Wort reden möchte, aber eine gewisse Flexibilität = geistige Beweglichkeit erscheint mir schon angebracht. Oder anders formuliert: Wenn ich sehe, dass der Markt unaufhörlich von einem Höchststand zum nächsten eilt (und dies nicht ganz ohne Hintergrund, s.o. Anlagenotstand), ja dann klink ich mich einfach mal (ganz) kurzfristig mit ein und hole mir dadurch die Gelder, die ich anschließend wieder (sukzessive) auf mein Ego (= Put) setzen kann.
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