Israel plant massiven Militärschlag
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neuester Beitrag: 26.12.06 23:48
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eröffnet am: | 27.06.06 08:58 von: | börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 3661 |
neuester Beitrag: | 26.12.06 23:48 von: | AbsoluterNe. | Leser gesamt: | 205498 |
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Krieg ist Scheisse und man kann nur irgendwie hoffen (fragt sich nur wie ???), dass irgendwer bald ne vernünftige Lösung präsentiert...
ansonsten sehen ich da unten wirklich schwarz...
füx
gelegt wird und israel sich ständig mit diesen provokationen auseinander zu-
setzen hat,wird es kein miteinander im nahen osten geben.alles was israel zur
zeit unternimmt ist völlig richtig und legitim.
wie soll israel denn anders reagieren wenn laufend von auslöschung,entführun-
gen,raketenangriffen und selbstmordattentätern die rede ist?
kein anderer staat würde sich das bieten lassen.
Optionen
füx
Gefahren durch Zurückhaltung
von Ulrich W. Sahm
Kein israelischer Politiker war so verhasst wie der "Hardliner" Ariel Scharon, auch "General" genannt und "Kriegsverbrecher". Ihm ebenbürtig war nur noch der polnische Gentleman Menachem Begin. Vor der Staatsgründung sprengte er als "Terrorist" das King David Hotel in Jerusalem. Der höchstdekorierte General Israels, Ehud Barak, trug wie Jitzhak Rabin kurz vor seinem Amtsantritt noch Uniform.
Dann gab es an der Spitze Israels "gemäßigte" Zivilisten wie Friedensnobelpreisträger Schimon Peres. Heute regiert der "graue", in Militärangelegenheiten "völlig unerfahrene" Ehud Olmert mit dem populistischen Gewerkschaftsführer Amir Peretz als Verteidigungsminister an seiner Seite.
Klischees über den "militaristischen" Staat Israel besagen, dass "Generäle" diesen Staat aggressiv in den Krieg treiben und Frieden mit den friedfertigen Palästinensern verhindern. Mit normalen Zivilisten am Ruder würde sich der jüdische Staat zivilisierter verhalten.
Ein Blick zurück beweist, dass die Generäle "gemäßigter" waren als die friedfertigen Zivilisten. Jitzhak Rabin war Generalstabschef im Sechstagekrieg 1967 und wollte den Palästinensern nach Ausbruch der ersten Intifada 1987 "die Knochen brechen". Doch er erhielt den Friedensnobelpreis, weil er die Terrororganisation PLO anerkannte und sich auf den Erzterroristen Jassir Arafat mitsamt seinen Freischärlern einließ. Von ihm 1967 erobertes Land gab er an die Palästinenser ab, darunter biblische Städte wie Sichem und Bethlehem. Selbst Anhänger der israelischen Friedensbewegung halten seit Ausbruch der zweiten Intifada die Nachgiebigkeit Rabins für einen fatalen Fehler.
Dem ermordeten Rabin folgte der Zivilist Schimon Peres, eine Taube allemal und treibende Kraft hinter Zugeständnissen an die Palästinenser. Dieser Tage erhielt die "Operation Früchte des Zorns" vor zehn Jahren erneute Aktualität. Nach einem Beschuss von Kirjat Schmone durch die Hisbollah 1996 befahl der friedfertige Peres einen grausamen Feldzug mit dem Ziel, die Bevölkerung des Südlibanon zu vertreiben. Die Aktion endete mit 300 toten libanesischen Flüchtlingen bei Kana.
Ehud Barak, 1999 gewählt, versprach in der Wahlnacht einen Rückzug aus Südlibanon. Im Mai 2000 löste er das Versprechen ein, ohne Gegenleistung der anderen Seite. Der hochgelobte General machte Arafat in Camp David die am weitesten reichenden territorialen Konzessionen aller Zeiten. Sogar den Tempelberg und die halbe Altstadt Jerusalems wollte er für Frieden eintauschen. Für diese Nachgiebigkeit erntete er die zweite Intifada, ein fünfjähriger Krieg mit tausenden Toten.
Palästinenser wie Israelis glaubten, dass Ariel Scharon mit eiserner Faust den Aufstand der Palästinenser niederschlagen würde. Doch im Gegensatz zu Barak, der konzeptlos Hauptquartier, Gefängnisse und Polizeizentralen zerbombte, verkündete Scharon zunächst eine einseitige Waffenruhe. Die Zahl der toten Palästinenser ging drastisch zurück. Scharons Waffenruhe wurde sogar nach besonders verlustreichen Selbstmordattentaten eingehalten. Erst im März 2002 mit 122 israelischen Toten innerhalb eines Monats befahl er einen Feldzug gegen die Palästinensergebiete. Doch in die Geschichte wird "General" Scharon wegen dem Ende der Siedlungspolitik und der Räumung des Gazastreifens und Nordens des Westjordanlandes eingehen. Als der "Hardliner" von der Bühne trat, achtete die Welt ihn als mutigen und gemäßigten Politiker, der den richtigen Weg zu Frieden eingeschlagen habe. Doch das Prinzip "Land für Frieden" funktionierte nicht. Statt Frieden erntete Israel Kasamraketen aus Gaza auf Sderot und Aschdod.
Als der gemäßigte Ehud Olmert zum Ministerpräsidenten gewählt war, kam es zur Entführung eines Soldaten durch die Hamas nach Gaza. Der Zivilist Olmert beschloss, dem Raketenbeschuss und der Terrorherrschaft im Gazastreifen ein drastisches Ende zu setzen. Kurz darauf kam es zu einem fast identischen Zwischenfall an der Grenze zum Libanon. Unter Barak hatte es schon eine Entführung von drei Soldaten durch die Hisbollah gegeben. Unter Scharon gab es immer wieder Beschuss von Katjuscharaketen aus Libanon auf Israel. Wie reagierte Israel? Gemäßigt: Die Generäle Barak und Scharon ließen Hisbollahstellungen beschießen und genehmigten einen Gefangenenaustausch. Und was tut der Zivilist Olmert, dessen Verteidigungsminister einst Gefreiter war und ansonsten Gewerkschaftsführer? Er befiehlt die Operation "Gebührender Lohn", zertrümmert die gesamte Infrastruktur des Libanon, Flughäfen, Brücken, Tankstellen und vieles mehr, mit dem Ziel, die Terrororganisation Hisbollah zu "zermalmen".
Kritische Israelis fordern inzwischen eine Untersuchungskommission wegen der "Versäumnisse" unter Barak und Scharon. Sie hätten die Erstarkung der Hisbollah zugelassen, die jetzt mit iranischen und syrischen Raketen die Menschen im Norden Israels und sogar in Tel Aviv in Angst und Schrecken versetzt. Nicht "Hardliner", Militärs und Generäle hätten Israels Sicherheit vorausschauend garantiert. Ausgerechnet der Zivilist Olmert führe den längst überfälligen Feldzug zum Ausmerzen der Hisbollah. Eine "nationale Stunde der Wahrheit" und die daraus resultierende Notwendigkeit, Krieg zu führen, können in Israel zivile Politiker wohl eher erspüren als Generäle, die vor Krieg zurückschrecken, aber so dem Land durch gemäßigte Zurückhaltung Gefahren für die Zukunft aufbürden.
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F-16, UFO oder Rakete?
von Ulrich W. Sahm
Inmitten des Bombenhagels auf Beirut hatten die Libanesen am Montag einen Grund zum Jubeln. In den Bergen, nahe des libanesischen Verteidigungsministeriums, war vor laufenden Kameras ein israelischer Kampfjet abgeschossen worden. In Flammen gehüllt stürzte die getroffene F-16 zu Boden und explodierte. Immer wieder zeigte das libanesische Fernsehen die Bilder des abstürzenden länglichen Flugkörpers.
In Israel herrschte höchste Aufregung. Ein abgestürzter und in Gefangenschaft geratener Pilot gilt in Israel als Alptraum. Wenig später meldete sich der Militärsprecher zu Wort: "Wir vermissen kein Fluggerät." Weder ein Kampfjet noch eine unbemannte Drohne sei abhanden gekommen.
Im Libanon stellte sich Verwirrung ein, als israelische "Militärexperten" spekulierten, dass es sich um einen Behälter mit Flugblättern handeln könnte, wie sie von israelischen Kampfflugzeugen immer wieder über Libanon abgeworfen werden.
Erstaunlicherweise gesellte sich ausgerechnet der Fernsehsender Al Manar nicht zu den jubelnden Libanesen, sondern behauptete, dass da ein UFO vom Himmel gefallen sei, ein nicht identifizierter Flugkörper.
Wenig später trafen Kameraleute bei dem herabgestürzten UFO ein. Es war längliches Rohr aus Metall, also gewiss kein Kampfjet und wohl auch kein Behälter für Flugblätter. Erst am Abend, bei der täglichen Pressekonferenz der israelischen Militärspitze, wurde das UFO-Rätsel gelöst.
Die israelische Luftwaffe hatte Abschussrampen mit aufmontierten Raketen der Hisbollah entdeckt. Die Stellung wurde bombardiert. Dabei wurde eine der Raketen nicht zerstört, sondern durch die Hitze der israelischen Bomben entzündet. Die Rakete schoss in den Himmel und trudelte dann brennend über Beirut zu Boden herab.
Für die Israelis war es ein Volltreffer, für die Hisbollah die peinliche Preisgabe eines Geheimnisses. Der stellvertretende Generalstabschef Israels, General Mosche Kaplinski, erklärte, dass es sich um eine Silsal-Rakete aus Iran handelte. Die drei Tonnen schwere und acht Meter lange Rakete habe eine Reichweite von 210 Kilometern und könne einen Gefechtskopf mit 600 Kilo Sprengstoff ins Ziel tragen.
"Das war eine jener Überraschungen, von der die Hisbollah immer wieder redete. Dieser Raketentyp hätte bis Tel Aviv fliegen können und hätte mit seinem Sprengkopf eine verheerende Zerstörung anrichten können." Hamas-Chef Scheich Hassan Nasrallah hatte immer wieder mit Raketen gedroht, die jenseits von Haifa ins Herz Israels treffen könnten. Gleichwohl hatte die Hisbollah bisher ihre "Geheimwaffe" nicht eingesetzt; vermutlich um zu gegebener Zeit den Konflikt mit Israel eskalieren zu können und um nicht gleich zu Beginn des Krieges alle ihre militärischen Fähigkeiten bloßzulegen. General Kaplinski sagte: "Die Hisbollah wird überrascht sein und feststellen, wie tief der israelische Geheimdienst in ihre Reihen eindringen konnte."
Von Markus Bickel, Beirut
Ein Ende des Krieges im Libanon ist nicht in Sicht - seine Folgen sind ungewiss. Schon heute fürchtet man, dass die Aussöhnung zwischen Christen, Sunniten und Schiiten schwierig sein wird.
Beirut - Diana Moukalled ist verzweifelt. Die Auslandschefin des libanesischen Fernsehsenders al-Mustaqbal (Future TV) kann nicht fassen, wie die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die schiitische Hisbollah am vergangenen Mittwoch ein derartiges Massenbombardement auslösen konnte. "Ich stehe nicht auf Seiten von Hisbollah", sagt die Fernsehjournalistin. "Aber die israelische Militärreaktion als 'unverhältnismäßig' zu bezeichnen, ist wirklich eine Untertreibung."
Ihre Angst um Leib und Leben von Verwandten und Freunden, die in den am heftigsten von den israelischen Angriffen betroffenen südlibanesischen Gebieten leben, ist bereits jetzt gepaart mit Sorge vor der mühsamen gesellschaftliche Aussöhnung. "Schon vor der israelischen Militärreaktion waren wir Libanesen gespalten in so vielen Dingen. Wenn der Krieg vorbei ist, wird es noch schlimmer", sagt Moukalled. Sie rechnet damit, dass die Schiiten des Landes die Hauptleidtragenden sein werden. "Ich fürchte, dass Christen und Sunniten nicht in der Lage sein werden, die mit der Hisbollah identifizierten Schiiten gebührend zu behandeln. Triumphgefühle über deren Niederlage werden siegen."
Seit Beginn der israelischen Angriffe am vergangenen Mittwoch ist immer wieder Unmut über die von vielen nichtschiitischen Libanesen als Alleingang empfundene Entführungsaktion zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah laut geworden. Sowohl in mehrheitlich christlichen wie sunnitisch dominierten Stadtteilen werden schiitische Flüchtlinge aus den südlichen Vierteln Beiruts wie Haret Hreik bislang zwar nicht abgewiesen, doch mit offenen Armen empfangen werden sie auch nicht. Die Angst, in einen Konflikt hineingezogen zu werden, mit dem sie nichts zu tun haben, ist groß. Als 1982 Mitglieder von Jassir Arafats Palästinensischer Befreiungsorganisation (PLO) ins Westbeiruter Hamra flohen, wurde das Viertel zum Ziel israelischer Attacken.
"Eine Lose-Lose-Situation"
Fadi Abi-Allam hingegen hält ein Auseinanderbrechen der libanesischen Gesellschaft nach dem neuen israelisch-libanesischen Konflikt nicht für möglich. Der Vorsitzende des Permanent Peace Movement (PPM) glaubt, dass die langen Jahre des Bürgerkrieges (1975 bis 1990) die Libanesen gelehrt hätten, dass gewaltsamer Konflikt zu nichts führt. "Am Ende ist es eine Lose-Lose-Situation, aus der keine Seite Profit ziehen kann", sagt er. Seine Organisation kämpft seit Jahren gegen die weite Verbreitung kleiner und mittlerer Schusswaffen. Mehr als zwei Millionen sollen im Libanon kursieren - in einem Land mit nur vier Millionen Einwohnern. "Im Vergleich zu den jetzt verwendeten Geschossen sind diese kleine Waffen natürlich harmlos. Was wir jetzt brauchen, ist deshalb unbedingt ein schneller Waffenstillstand."
Dass es Racheaktionen christlicher und sunnitischer Kreise gegen die Hisbollah gibt, hält Abi-Allam angesichts der Entstehungsgeschichte der Partei für ausgeschlossen. "Die ganze Ideologie der Hisbollah gründet doch auf dem Befreiungskampf gegen Israel. Und darin wird sie von allen Libanesen unterstützt."
Ein Optimismus, den Ziad Majed nicht teilt. Der stellvertretende Präsident der Demokratischen Linken war einer der führenden Köpfe des kurzen "Beiruter Frühlings" der Demokratie, der im vergangenen April für den Abzug der syrischen Truppen nach fast drei Jahrzehnten Militärpräsenz im Libanon sorgte. "Wir haben schon im vergangenen Jahr viele Chancen verpasst, zu einem wirklichen nationalen Dialog zwischen den verschiedenen Gruppen zu kommen", sagt er SPIEGEL ONLINE. "Nach der militärischen Auseinandersetzung wird es noch schwieriger, die Hisbollah mit den anderen Parteien an einen Tisch zu kriegen."
Majed teilt die Kritik Moukalleds am Alleingang der von Generalsekretär Hassan Nasrallah geführten Organisation. "Entweder haben sie völlig unterschätzt, zu welchen Reaktionen Israel in der Lage ist, oder sie sind von äußeren Akteuren dazu gedrängt worden." Doch hält Majed die Forderungen von USA und EU, die libanesische Armee an die Grenze zu Israel zu schicken, für einen Fehler. "Es ist klar, dass die westliche Staatengemeinschaft einen Preis vom Libanon verlangt, ehe es Israel zum Einlenken wird bewegen können. Doch das wird unweigerlich zu internen Konflikten führen."
Ein weiterer Auftrag für europäische Soldaten? Nach dem Kongo wird nun ein möglicher Einsatz im Libanon diskutiert. EU-Außenkommissarin Ferrero-Waldner will die Beteiligung an einem Uno-Mandat aber nur, wenn einige Bedingungen erfüllt sind.
Hamburg - Es gebe eine "Tradition" der Europäischen Union, bei Uno-Bitten "grundsätzlich positiv zu reagieren", sagte die europäische Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner heute im Deutschlandfunk. Um Soldaten aus der EU überhaupt in den Libanon zu schicken, forderte sie allerdings, dass die Kämpfe eingestellt sein müssten und die israelischen Geiseln sowie die verhafteten palästinensischen Politiker freigelassen werden.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier war im ZDF-"Morgenmagazin" skeptischer: "Wenn ein solcher Vorschlag sinnvoll ist, dann wird sich die Europäische Union dem wohl nicht völlig entziehen können." Er betonte, dass es sich bislang nur um eine Idee handele. Ein konkretes Mandat würde nur beschlossen werden, wenn sowohl Israel als auch der Libanon damit einverstanden wären. Die Mission solle Teil einer Paketlösung sein.
Wären alle Voraussetzungen erfüllt, so Ferrero-Waldner, könne die EU ebenfalls bei der Errichtung einer Pufferzone zwischen Libanon und Israel helfen sowie eine Schutztruppe in den Gazastreifen senden. Letzteres haben palästinensische Politiker gefordert.
Der Außenbeauftragte der EU, Javier Solana, wird sich heute mit Uno-Generalsekretär Kofi Annan treffen, um die Beteiligung europäischer Soldaten zu besprechen. Annan hatte eine Friedenstruppe für den Libanon, ausgestattet mit einem Mandat der Vereinten Nationen, beim G-8-Treffen in St. Petersburg vorgeschlagen.
Derzeit sind rund 2000 Soldaten der Europäischen Union im Kongo eingesetzt, um die Wahlen abzusichern.
Die Europäische Union ist einer der wichtigsten Geber im Libanon, seit Jahren engagiert sie sich für die politische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Maßnahmen reichen von der Förderung der mittelständischen Wirtschaft über den Ausbau der Infrastruktur bis zur Entsendung von Beobachtern zu den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr. Für den Zeitraum 2000 bis 2006 sind gut 100 Millionen Euro allein aus dem EU-Haushalt vorgesehen. Außerdem vergibt die Europäische Investitionsbank (EIB) Kredite an öffentliche und private Institutionen im Land.
aus
http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2006/...nternational/41676
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Planspiele für die zweite Front
Offiziell kämpfen im neuen Nahost-Krieg Israelis gegen die Hisbollah. Doch in Washington wächst die Überzeugung, dass Iran hinter der Auseinandersetzung an einer zweiten Front steckt. Eine Ausweitung des Konflikts droht.
Washington - Alles war penibel vorbereitet: Auf dem G8-Treffen in St. Petersburg wollte US-Präsident George W. Bush endlich den Weg für empfindliche Wirtschaftssanktionen gegen Teheran festlegen. Trotz allen Drängens war eine klare Antwort der Mullahs auf das Angebot Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und der USA zur Entschärfung der Atomkrise ausgeblieben. Alles andere als ein klares Ja, dieses Versprechen hatte Bush seinen europäischen Partnern abgenommen, würde als Absage gewertet werden. Der Druck wuchs mit jedem Tag, selbst Uno-Generalsekretär Kofi Annan mahnte im SPIEGEL-Interview Iran, sich endlich zu erklären.
Statt der erwarteten Antwort aus Teheran trat die Hisbollah, Irans langer Arm im Libanon, auf den Plan und entführte zwei israelische Soldaten. Die Eskalation, das wusste die Hisbollah so gut wie die iranische Regierung, war unvermeidlich. Kidnapping und anschließende Verhandlungen zur Freilassung haben in Nahost Tradition; unter deutscher Vermittlung wurde in der Vergangenheit mehrfach der Austausch von Gefallenen und Gefangenen vermittelt. Der letzte Deal fand im Februar 2004 auf dem Kölner Flughafen statt - und schon damals hatte der israelische Premier Ariel Scharon mit heiserer Altmännerstimme gewarnt, bei der nächsten Entführung werde man "mit bisher unbekannten Mitteln reagieren".
"Das ist auch unser Krieg"
Warum aber gerade jetzt? Die Bush-Regierung ist davon überzeugt, dass Iran den Atomstreit hinter einer noch gefährlicheren Krise verschwinden lassen will. Iran will das "Chaos", sagt US-Präsident George W. Bush. US-Experten sind überzeugt, dass das Teheraner Regime - unter tatkräftiger Mithilfe seines Verbündeten Syrien - den USA und Israel eine Warnung für die Zukunft zukommen lassen will: Ihr könnt uns nicht drohen, ihr könnt uns nicht stoppen, seht her, wozu wir in der Lage sind. Stimmt die These, wäre die angemahnte Antwort aus Teheran doch noch eingetroffen.
Das Kalkül der Mullahs ist gefährlich. Jede weitere Krise lässt zwar den Ölpreis ansteigen, sie werden fett und glücklich - zudem glauben sie sich seit dem US-Debakel im Irak vor einer militärischen Intervention sicher. Bush scheint ihnen hilflos, harmlos. Nur eine Supermacht, zudem eine waidwunde, zu reizen, ist nie eine gute Idee. In Washington bekommt in diesen Tagen jenes Lager wieder Zulauf, das schon immer glaubte, dass Iran nicht durch Verhandlungen, sondern nur durch Gewalt zur Räson zu bringen ist. Ein Konflikt, den eine Partei um jeden Preis sucht, lasse sich ohnehin nicht verhindern, argumentieren sie. "Irans Stellvertreter-Krieg" nennt der neokonservative "Weekly Standard" den Konflikt und erklärt: "Das ist auch unser Krieg."
Diese Sicht scheint auch im Weißen Haus zu dominieren, so jedenfalls lässt sich des Präsidenten bisherige Haltung verstehen: Der mahnt zwar Israel zur Zurückhaltung gegenüber zivilen Zielen im Libanon, hält aber von einem Waffenstillstand, wie ihn Kofi Annan fordert, zurzeit nicht viel. Auf dem Gipfel in St. Petersburg übersah Bush ein offenes Mikrofon als er mit Großbritanniens Premier Tony Blair sprach, so hörte die Welt, was er wirklich von Annans Vorschlag hält: "Er denkt, wir brauchen nur einen Waffenstillstand, dann wird alles andere schon."
Die Krise als Chance?
Eine große Machtprobe sieht Bush heraufziehen. Hier seine Regierung, die immer noch hofft, den Nahen Osten zu befrieden. Und auf der anderen Seite Iran, die Hisbollah, Hamas und Syrien, die ihre Kräfte bündeln, um Bush an der historischen Großtat zu hindern. In einem Interview mit dem Magazin "Newsweek" erklärte Bush kürzlich, die Iraner wollten in einem zweiten Schritt moderate Regierungen einschüchtern und so "Vertretern einer aggressiven Ideologie" neuen Spielraum verschaffen. Jetzt aufzustecken, würde den Konflikt also nur verzögern, aber nicht lösen, glaubt das Weiße Haus. Dass die Israelis mit Luftschlägen versuchen, die Hisbollah zu zerschlagen, ist in Bushs Interesse. Eine neue Etappe im "Krieg gegen den Terrorismus" und der Auseinandersetzung mit den iranischen Klerikern.
Mag die Welt nur Tod und Zerstörung sehen, in Washington neigt man dazu, in dem neuen Nahost-Konflikt auch eine Chance zu wittern: Die arabischen Regime fürchten den Führungsanspruch Irans mindestens so sehr wie Washington. Also sollen sie jetzt helfen, Teherans hegemoniale Träume einzudämmen. Einen ersten Erfolg hat diese Strategie immerhin schon. Stolz verweist US-Außenministerin Condoleezza Rice auf eine Erklärung der Arabischen Liga vom vergangenen Samstag. Statt des sonst üblichen Israel-Bashings verurteilten Saudi-Arabien, Jordanien und Ägypten die Hisbollah für deren "unerwarteten, unangemessenen und unverantwortlichen Taten".
"Mr. Großer Satan" und "Ms. Achse des Bösen", wie der "Washington Post"-Kolumnist David Ignatius die Kontrahenten nennt, üben sich im Kräftemessen. Wie es weitergehen wird? "Es bringt nichts, über apokalyptische Szenarien zu spekulieren", sagt Rice, die jetzt zu Gesprächen in die Region reisen will.
Quelle: spiegel.de
Euch,
Einsamer Samariter
bin zwar kein Militärexperte, aber ich weiß nicht, was es für einen großen Nachteil für die Hisbollah gibt, wenn man den internationalen Flughafen vom Libanon bombardiert ??? hätte man das unterlassen (oder zumindest aufgeschoben), hätten alle ausländischen Bürger in kürzester Zeit ausgeflogen werden können...
tscheck ich bis heute nicht...
?
füx
Israel will "diplomatischen Prozess" parallel zu Militäroperation.Zwischen Israel und dem Libanon deutet derzeit nichts auf eine baldige Entschärfung des Konflikts hin.
Die Mehrheitsfraktion des Parlaments in Beirut sprach am Dienstag angesichts der israelischen Offensive von einer "barbarischen Aggression". Israels Außenministerin Zipi Liwni zeigte sich zwar gewillt, parallel zu der Militäroperation an einem "diplomatischen Prozess" zu arbeiten.
Israel fordert Entwaffnung der Hisbollah
Das bedeute jedoch nicht, dass das "Zeitfenster" für die Offensive kleiner werde. Man wolle vielmehr ähnliche Einsätze in der Zukunft vermeiden, sagte Liwni nach Gesprächen mit den UNO-Vermittlern Vijay Nambiar, Terje Roed-Larsen und Alvaro de Soto in Jerusalem.
Liwni forderte die in der UNO-Sicherheitsratsresolution 1.559 vorgesehene Entwaffnung der Hisbollah. Waffenlieferungen an die Organisation müssten in Zukunft unterbunden werden.
Libanon spricht von Einmischung
Die libanesische Regierung hatte die im September 2004 auf Betreiben der USA und Frankreichs angenommene Resolution zurückgewiesen, "weil sie den Prinzipien der Nichteinmischung in interne Angelegenheiten" zuwiderlaufe.
Israelische Medien hatten berichtet, die UNO-Delegation wolle Liwni eine umfassende Vereinbarung unterbreiten, die unter anderem die Freilassung der drei innerhalb des vergangenen Monats entführten israelischen Soldaten vorsehe.
Zudem fordere der Plan ein Ende der israelischen Angriffe im Libanon und einen israelischen Abzug aus dem Gazastreifen. Die von Israel festgenommenen palästinensischen Hamas-Minister und -Abgeordneten sollten ebenfalls freigelassen werden.
Libanon: "Nationale Einheit verteidigen"
Die Mehrheitsfraktion des libanesischen Parlaments verurteilte am Dienstag die "barbarische Aggression" gegen das Land und rief die ganze Bevölkerung auf, die "nationale Einheit" zu verteidigen und die Regierung zu unterstützen.
Die Abgeordneten des von Saad Hariri angeführten multikonfessionellen "Blocks der Zukunft" bekannten sich in Beirut zur "totalen Solidarität der Libanesen" angesichts der israelischen Militäroffensive, wie die Beiruter Zeitung "L'Orient-le Jour" am Dienstag in ihrer Internet-Ausgabe berichtete. Alle Kräfte des Landes werden aufgerufen, nur die Interessen des Libanon im Auge zu haben.
Wirtschaft schwer getroffen
Die Wirtschaft des Libanon ist durch die seit nunmehr sieben Tagen dauernde israelische Luftoffensive schwer getroffen. Bei den Angriffen wurden Infrastruktur-Einrichtungen wie Brücken, Straßen, Hafenanlagen und Flughäfen zerstört. Die meisten Geschäfte sind geschlossen.
Bis zu 400 Mio. Euro Schaden
Banken haben aus Sorge um ihre Bargeldreserven die Auszahlungshöhe pro Kunde auf 1.000 US-Dollar (800 Euro) begrenzt. Die Beiruter Aktienbörse brach seit Beginn der Attacken am Mittwoch vergangener Woche um zehn Prozent ein.
Nach Angaben des libanesischen Finanzministers Dschihad Asur betragen die Verluste durch die Angriffe inzwischen umgerechnet 400 bis 500 Mio. US-Dollar (rund 320 bis 400 Mio. Euro
In a crude drawing, leaflets dropped by Israeli planes over Beirut depict Hizbollah chief Sayyed Hassan Nasrallah as a cobra dancing to the tune of the flute-playing leaders of Iran, Syria and Palestinian group Hamas.
The cartoon shows two bombs near Nasrallah's head, while the foreign leaders sit cross-legged on a map of Lebanon.
Typed in Arabic and signed the "State of Israel", the flyers are part of attempts by Israel to turn the Lebanese against the guerrilla group it is fighting.
Other flyers warn residents that if they go near Hizbollah installations, under daily bombardment, it would be at their own risk. They warn against helping Hizbollah fighters engaged in "terrorism" against Israel.
Lebanon is already split between opponents of Hizbollah who blame the group for sparking an Israeli campaign by capturing two Israeli soldiers on Wednesday, and supporters of the group, who consider the Jewish state their greatest foe. But such caricatures appear to have little effect on people's opinion.
"The cartoon flyer is cute. Usually these are threats to destroy Beirut and since we are seeing people blown up on TV all the time, this seems like comic relief," said Nazha Merebi, a graphic designer.
"I didn't like the warnings to people to leave the south though, because where does Israel expect people to go when it has cut off the roads?"
LIKE CONFETTI
Lebanese are no strangers to grim warnings falling from the sky. Even before the 1975-1990 civil war, Israel dropped flyers warning people not to assist Palestinian guerrillas then attacking the Jewish state from southern Lebanon.
"It was 1969. I was 11 years old and going to school when we saw the flyers coming down and ran toward them," said Younes Audi, who grew up in southern Lebanon. "I remember they were sky blue and read: he who sows the wind reaps the storm."
Those who stayed in Beirut during the 1982 Israeli invasion recall similar flyers: "Expel the saboteurs from your country."
Thousands of pink and yellow flyers dropped from the air over the past week litter the streets of Lebanese cities like confetti, some sticking in trees or falling in the sea.
With the streets of the capital deserted, shops and offices closed and many fleeing to Syria, there are few passers-by to see the flyers anyway, but news of their content spreads fast.
"For your safety and because of our desire to avoid harm to those who are not implicated, you must not be present in the areas where Hizbollah is present or operates," one flyer read.
It urged the Lebanese people and army not to offer aid to Hizbollah. "Anyone who does is putting his life in danger".
18. Juli 2006 | |
RÜCKKEHRER AUS LIBANON
"Kinder haben Ohrenschmerzen von den Bomben"
Von Moritz Küpper, Düsseldorf
Am Düsseldorfer Flughafen sind die ersten deutschen Touristen aus dem Libanon gelandet. Sie berichten von Bombeneinschlägen und Todesangst. Die meisten sind nach der Landung einfach nur erleichtert. Aber es gibt auch Kritik an der deutschen Botschaft.
Düsseldorf - Als die Räder der LTU-Maschine heute Morgen um 8.35 Uhr auf der Landebahn im Flughafen Düsseldorf aufsetzen, gibt es tosenden Applaus. Solche Szenen spielen sich häufig nach der Rückkehr aus dem Urlaub ab, doch der Flug LT 701 kommt nicht aus Palma de Mallorca, sondern aus Damaskus, Syrien.
DPAHeimkehrer aus dem Libanon: "Einfach nur gebetet" |
Das Gedränge am Ausgang der Gepäckausgabe Band 20 ist groß: Viele Angehörige sind gekommen, um ihre Familien in Empfang zu nehmen. Rund ein Dutzend Kamerateams sorgt für grelles Licht, zahlreiche Fotografen drängen sich an der Absperrung.
Iman Konteca kommt als eine der ersten durch die weiße Milchglastür, die den Weg zum Gepäckausgabe versperrt. Die zierliche Frau aus Moers war mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Beirut. "Als wir gelandet sind, wollte ich am liebsten das gesamte Gebäude umarmen", sagt sie in die unzähligen Mikrofone und lächelt erleichtert. Fünf Wochen wollte sie im Libanon bleiben und ihre Familie wiedersehen, doch nach sechs Tagen ist sie froh, wieder in Deutschland zu sein. "Wir hatten nur Schönes im Kopf, wollten schwimmen und Volleyball spielen", sagt sie, "aber als wir letzte Woche in Beirut angekommen sind, war es schon schrecklich." Anfangs dachte sie noch, dass die Luftangriffe der Israelis bald vorbei sein würden, doch nach einigen Tagen merkte Konteca, dass sie doch schnell wieder nach Hause reisen sollte.
Neben Konteca liegen sich Eltern und ihre Kinder in den Armen. Sie küssen sich, manche weinen. Immer wieder klatschen die Anwesenden, wenn die Passagiere mit ihrem Gepäck in Richtung Ausgang gehen. Vier Stunden dauerte der Flug aus Damaskus, doch die Reise war für viele länger: Über Nebenstraßen sei der Konvoi nach Damaskus gefahren, berichten die ankommenden Fluggäste. Aus der Decke des Busses tropfte das Wasser aus der Klimaanlage.
"Wir haben einfach nur gebetet, dass wir sicher ankommen", sagt Konteca. "Wir haben die Behörden gebeten, auch deutsche Flaggen anzubringen." An der libanesisch-syrischen Grenze musste der Konvoi rund zwei Stunden warten - dann ging es endlich nach Damaskus und von dort in die Heimat. "Ich bedanke mich sehr herzlich bei der Deutschen Botschaft", sagt Konteca, "ihnen haben wir es zu verdanken, dass wir wieder hier sind."
"Ohrenschmerzen von den Bomben"
Doch es gibt nicht nur Lob für die deutsche Botschaft: Zahlreiche Touristen fühlten sich alleine gelassen. "Das war ein Armutszeugnis", kritisiert Joachim Dalati. "Die Botschaft in Beirut war total unterbesetzt." Der Mann aus Solingen war alleine in den Libanon geflogen, wollte Urlaub machen. "Als ich mich für den Rückflug anmelden wollte, hieß es erst, ich solle ein Fax schicken", berichtet er. "Dabei gab es doch gar keinen Strom mehr." Auch über die Organisation beklagt sich Dalati: "Da wurden Pässe vertauscht, wir mussten Formulare ausfüllen, und die Busfahrt hat 50 Dollar gekostet", sagt er. "Bei den Italienern lief es dagegen vorbildlich: Die haben gar nicht gefragt, sondern die Menschen einfach mitgenommen."
Da der Flughafen in Beirut nicht mehr sicher ist, hatte die LTU gestern Nacht ein Flugzeug nach Syrien geschickt. "Es sind noch Deutsche im Libanon, aber es ist nicht klar, ob sie ausreisen wollen", sagt LTU-Sprecher Marc Dadomo. "Wir gehen davon aus, dass alle, die nach Deutschland zurück wollten, wieder da sind." Momentan plant die Fluggesellschaft, die normalerweise zweimal die Woche nach Beirut fliegt, keine weiteren Flüge in die Region. "Wir müssen abwarten, ob unsere Kunden noch weiteren Bedarf haben", sagt Dadomo. "Wir müssen aber auch hoffen, dass andere Fluggesellschaften ebenfalls Menschen ausfliegen." An Bord der Maschine waren auch 20 Reisende von anderen Fluggesellschaften, dazu zehn Kinder ohne Begleitung der Erwachsenen. "Wir wissen aber nicht, was mit ihren Eltern ist", sagt Dadomo. Die Kinder werden in Düsseldorf von Angehörigen in Empfang genommen.
Den Menschen, die in Düsseldorf ankommen, sind die körperlichen und seelischen Strapazen anzusehen: "Meine Kinder haben noch Ohrenschmerzen von den Bomben", erzählt eine Mutter. Viele berichten von Einschlägen direkt neben ihren Häusern, von Nächten voller Angst und den Sorgen um die zurückgelassene Verwandtschaft. "Mein Land brennt, unsere Kinder sterben", schreit eine junge Frau, "ihr müsst helfen." Eine Freundin kann sie beruhigen. "Mein Herz blutet, dass ich meine Familie dort lassen musste", sagt eine Mutter mit ihrem Sohn auf dem Arm. "Ich bin froh hier zu sein, aber sie können nicht raus."
Manche kamen vergeblich zum Düsseldorfer Flughafen: "Meine Tochter ist mit ihrer Familie im Libanon", sagt Hannelore Appenowitz. Ihre Angehörigen wollten sich auf eigene Faust nach Damaskus durchschlagen und von dort fliegen. Den letzten Kontakt gab es am Montag. "Am Handy habe ich die Knallerei im Hintergrund gehört", erzählt sie, den Tränen nahe. Als sich herausstellt, dass ihre Familie nicht in der Maschine ist, steckt sich Appenowitz ein Zigarette an - und gibt sich kämpferisch. "Wir müssen weiter Druck machen und hoffen", sagt sie. "Ich will jetzt einfach wissen, wo meine Tochter und ihre Kinder sind und wann sie wiederkommen."
Optionen
JERUSALEM (Reuters) - Israel's war on Hizbollah has sidelined conflict with the Palestinians, but whatever emerges from the fighting with the Lebanese group could help decide what happens in the West Bank and Gaza Strip.
A perceived victory for Iranian and Syrian-backed Hizbollah could boost the Hamas Islamist group that heads the Palestinian government, struggling under Western sanctions as well as the Israeli offensive in Gaza.
If Israel deals a heavy enough blow to the Lebanese Shi'ite group, however, it may further weaken Hamas and put the Jewish state in a better position to dictate a de facto border in the occupied West Bank.
"We are only spectators now," said one senior Palestinian official. "Whether we like it or not, our fate will be decided by the outcome of Israel's war in Lebanon and the conflict between the regional and international powers."
Hizbollah's popularity among Palestinians has soared since it captured two soldiers in a cross-border raid and killed eight others a week ago, then rained rockets on northern Israel after Israel launched an air offensive.
That has had a knock-on effect in terms of support for Hamas, whose armed wing helped seize an Israeli soldier on June 25, prompting an Israeli assault on Gaza that has killed at least 85 Palestinians, about half of them militants.
Israeli air raids on Lebanon have killed 230 people, while Hizbollah rockets have killed 12 Israelis.
"As a result of the developments in Lebanon, Hamas now has more leverage than it did before. Now it's Hamas and Hizbollah versus Israel," Jordan-based analyst Mouin Rabbani told Reuters.
18. Juli 2006 | |
NAHOSTKRISE
Neue Raketensalve trifft Haifa
Zeigen die israelischen Luftschläge im Libanon Wirkung? Das israelische Militär meldet, die Raketenangriffe der schiitischen Hisbollah-Miliz würden seltener. Doch heute schlugen schon wieder rund 20 Geschosse in Haifa ein.
heute in der drittgrößten Stadt Israels die Sirenen, eilten die Menschen in die Schutzräume. Rund 20 aus dem Libanon abgefeuerte Raketen schlugen Rettungsdiensten zufolge kurze Zeit später im nordisraelischen Haifa ein. Über Opfer gab es zunächst keine offiziellen Informationen. Auch aus den Städten Tiberiad, Naharia, Schlomi und Safed im Norden Israels wurden mehrere Einschläge gemeldet. In Safed soll mindestens eine Rakete eine Schokoladenfabrik getroffen haben. Auch hier wurde über mögliche Opfer zunächst nichts bekannt.
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NAHOST-KRISE: LIBANON UNTER DAUERBESCHUSS Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (19 Bilder). |
Haifa war in den vergangenen Tagen mehrfach von der libanesischen Hisbollah-Miliz beschossen worden. Am Sonntag kamen beim schwersten Raketenangriff acht Menschen ums Leben. Seit Beginn der Krise feuerte die schiitische Hisbollah-Miliz nach Angaben des stellvertretenden israelischen Regierungschefs Schimon Peres binnen einer Woche 1500 Raketen auf Israel ab. "Wir sollten den Raketenbeschuss über unseren Köpfen, unseren Dörfern und Städten stoppen", sagte Peres heute dem britischen Fernsehsender Sky News.
Nach Meinung des israelischen Militärs ist die Armee diesem Ziel bereits einen Schritt näher gekommen. Die Raketenangriffe der Hisbollah würden langsam seltener, sagte heute ein hochrangiger Offizier dem israelischen Sender Channel 1. Der Kommandeur der Armee im Norden Israels, Udi Adam, betonte jedoch, dass das Militär seine Offensive nicht abschwächen werde.
"Alles in allem, haben wir zuletzt weniger Raketen registriert", sagte Adam. "Wir haben einen großen Teil des Waffenarsenals, ihrer Flugabwehrraketen und ihrer übrigen Raketen getroffen." Dennoch werde die Operation noch Zeit brauchen "sogar noch drei bis vier Wochen".
Straße zur syrischen Grenze getroffen
Die israelische Luftwaffe setzte heute ihre Angriffe im Libanon fort. Dabei wurden im Libanon in der Nacht zu heute mindestens 19 Menschen getötet. Nach Armeeangaben starben neun Soldaten, als die israelische Luftwaffe einen Stützpunkt der libanesischen Armee in al-Dschamhur angriff, zehn Kilometer südöstlich von Beirut. In der Ortschaft Aitrun nahe der Grenze zu Israel zogen Helfer die Leichen von sechs Zivilisten aus den Trümmern eines Hauses.
Auch die wichtigste noch befahrbare Straße von Beirut zur libanesisch-syrischen Grenze wurde heute von Israel bombardiert. Ein Lastwagen wurde dabei getroffen und fing Feuer, berichtete die Polizei. Ein Konvoi von Krankenwagen, der von Saudi-Arabien entsandt auf dem Weg nach Beirut war, musste umkehren. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurde ein Lkw getroffen, der Medikamente aus den Vereinigten Arabischen Emiraten transportierte. Der Fahrer sei bei dem Angriff getötet worden.
Israels Armee verhinderte in der Nacht nach eigenen Angaben zwei Versuche von Hisbollah-Kommandos, über die Grenze nach Nordisrael zu gelangen. Die beiden Kommandos seien nahe einer israelischen Ortschaft auf libanesischem Gebiet entdeckt worden, als sie sich in Richtung des Sicherheitszauns bewegten, erklärte die Armee. Die Soldaten hätten das Feuer eröffnet und "sie getroffen". In der Nähe hatte die Hisbollah vergangene Woche zwei israelische Soldaten entführt und damit eine breit angelegte Armeeoffensive ausgelöst.
Zurückhaltung gegenüber Friedenstruppe
Die Bundesregierung steht einer von EU und Uno erwogenen Friedenstruppe zur Eindämmung der Gewalt im Süden Libanons noch abwartend gegenüber. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach heute zwar von einer grundsätzlichen Bereitschaft der EU zur Beteiligung. Er sah eine solche Mission aber noch längst nicht als beschlossene Sache an, weil die Konfliktparteien ebenfalls damit einverstanden sein müssten.
Es existiere lediglich die Idee zu einer solchen Friedenstruppe, aber kein Vorschlag, sagte Steinmeier im ZDF. "Wenn ein solcher Vorschlag sinnvoll ist, dann wird sich die Europäische Union dem wohl nicht völlig entziehen können." Gleichzeitig müssten sich Israel und der Libanon mit einer Uno-Truppe "anfreunden können und sich über ein Paket drumherum verständigen", sagte der Außenminister.
Der französische Staatspräsident Jacques Chirac rief zu einem "Höchstmaß" an humanitärer Hilfe für den Libanon auf. Der Libanon benötige diese Unterstützung dringend angesichts der kriegerischen Auseinandersetzung mit Israel, sagte Chirac heute in Paris. Frankreich müsse dieses "Maximum" zusammen mit seinen Partnern leisten. Die Erklärung des jüngsten G8-Gipfels zu dem Konflikt sei "Grundlage für eine internationale Mobilisierung gegen die Eskalation und für einen Stopp der Gewalt", sagte Chirac. Nach einem Blitzbesuch in Beirut am Montag hatte Premierminister Dominique de Villepin dem Staatschef zuvor die Lage im Libanon als "äußerst ernst" geschildert.
phw/Reuters/AFP/dpa
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Wieczorek-Zeul unter Druck
"Völkerrechtlich völlig inakzeptabel" hat Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul den israelischen Angriff auf den Libanon genannt. Der Zentralrat der Juden, die Union und nun auch die Grünen kritisieren sie heftig dafür. Aus der SPD verteidigte nur Niels Annen die Ministerin.
Hamburg - Die Rücktrittsforderungen gegen die Ministerin seien "ungerecht und unangemessen", sagte Außenpolitiker Annen. Die Äußerungen von Heidemarie Wieczorek-Zeul seien verkürzt wiedergegeben worden. Eigentlich gebe es zwischen der Position der internationalen Gemeinschaft und ihrer keinen Unterschied. "Ihr Engagement gegen den Antisemitismus und für einen friedlichen Ausgleich zwischen Palästinensern und Israelis kann ihr zudem niemand absprechen", fügte Annen hinzu.
Wieczorek-Zeul hatte israelische Angriffe auf zivile Einrichtungen und die Bewohner des Libanon als "völkerrechtlich völlig inakzeptabel" bezeichnet - und dafür harte Kritik geerntet. Der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, bezeichnete die Ministerin als "nicht länger tragbar". Kramer sagte, die Ministerin betreibe antiisraelische Propaganda und bediene Klischees gegen den jüdischen Staat.
Philipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union, mahnte: "Wieczorek-Zeul sollte nicht vergessen, wo bei dem Konflikt die Ursache und die Wirkung liegen." Die besondere Beziehung zu Israel bedeute ebenfalls, dass Deutschland dem Land auch in schwierigen Zeiten beistehen müsse. Ähnlich argumentierte der grüne Abgeordnete Jerzy Montag: "Eine Ministerin der Bundesrepublik Deutschland muss sich in dieser Situation schon fragen, ob das berechtigt, sinnvoll und politisch nützlich ist."
Es ist nicht das erste Mal, dass Wieczorek-Zeul wegen eines Kommentars kritisiert wird: Bei einer Ausstellungseröffnung vor zwei Jahren hatte sie die "Opferung" amerikanischer Soldaten im Irakkrieg gerügt und dies als "ein wirkliches Verbrechen" bezeichnet. Hinterher bestritt sie, dass sie die Äußerung direkt auf die amerikanische Regierung bezogen hätte.