Wahrscheinlich ist es sogar so, dass das Bauchgefühl der Menschen wesentlich schwerer zu gewinnen aber auch härter zu verführen ist als der Kopf. Im Kopf verarbeiten wir all die täglichen Katastrophenmeldungen und Panikmache auf allen Gebieten. Ob wir aus den Informationen auch Handelsschlüsse ziehen, bestimmt, behaupte ich, nur selten der Kopf sondern überwiegend der Bauch. Liegt der dann immer richtig? Nein, wahrscheinlich nicht. Aber er übernimmt die Schutzfunktion für den Menschen.
Beispiele: Jedem halbwegs gebildeten Menschen wird einleuchten, dass es für Fremdenhass oder Xenophobie keine rationalen Argumente gibt. In der Xenophobie äußert sich eher der Instinkt, dass Zuwanderung aus anderen Kulturen mit einer Veränderung und damit mit einem Risiko für die Verschlechterung der eigenen Lebenssituation einhergeht. Das ist die negative Bauchdenke, die positive Bauchdenke ist interessiert an Austausch und Weiterentwicklung und bewertet diese Chance intuitiv höher als das Risiko der Verschlechterung. Entsprechend werden die Parteien Argumente für ihre Köpfe zusammentragen. Reduzieren wird es sich aber am Ende immer auf die eigene Disposition des Bauches. Der Mensch wird dem folgen, was sein Bauch sagt. Ein Überzeugen der einen durch die andere Seite ist wohl eher die Ausnahme als die Regel. Deren Beispiele gibt es viele. Bei der Partnerwahl, der Jobwahl oder dem Autokauf trifft meist der Bauch die Entscheidungen, die der Kopf dann nur noch rechtfertigen darf. Und jedes Mal steht ein Gefühl der Zu- oder Abneigung bzw. ein Instinkt dahinter.
In der Klimadebatte sehe ich da durchaus Parallelen. Der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung glaubt rational dem Katastrophenbild, das in der Öffentlichkeit bzgl. AGW verbreitet wird. Man glaubt sicher zu wissen, dass wir die Verursacher eines Klimawandels mit schwerwiegenden Folgen für unser Leben und das unserer Kinder sind. Wenn der Kopf also sagt, hier ist unser Leben und vielleicht sogar unser Überleben in Gefahr, müsste eigentlich der Bauch längst dieselbe Botschaft aussenden. Ist das tatsächlich so? Was machen die Menschen angesichts dieser existenziellen Bedrohung? Hat die Mehrheit ein schlechtes Gewissen beim Autofahren? Wollen sie unbedingt höhere Spritpreise und höhere Stromkosten? Schränkt der Mensch bewusst seinen Energieverbrauch ein? Geht man massenweise protestierend auf die Straße, weil die Politik seit 30 Jahren permanent Klimagipfel um Klimagipfel ohne konkrete Zusagen und unterm Strich mit Null,Null Ergebnis platzen lässt? Wo bleibt - von den wenigen Einpeitschern abgesehen - der Aufschrei der Massen? Versagt hier der Überlebensinstinkt oder bewertet unser Bauch automatisch die Sachlage so, wie sie tatsächlich ist: Hier ist etwas, was man aufm Radar haben muss, aber eine unmittelbare ernste Bedrohung wird nicht ausgemacht. Nach Ansicht der Mehrheit aller Bäuche weltweit irren also die Köpfe. Sie werden sich, wenn die Regel "Kopf folgt Bauch" auch hier greift, früher oder später mit der Rechtfertigung des Abgesangs auf das AGW als Nummer Eins Bedrohung beschäftigen müssen.
Im Gegensatz zu dieser schweigenden Bauchmehrheit existiert (ähnlich wie bei der Xenophobie) auch eine Bauchminderheit, die überdimensionale Gefahren ausmacht, die die Wirklichkeit gar nicht hergibt. Wenn aber, wie in vielen dieser Fälle, das eigene Wohl an diesen Gefahren hängt, hat die Einstellung leichtes Spiel mit diesen Bäuchen. Ein Klimawissenschaftler, der sich z.B. mit den Konsequenzen des Klimawandels beschäftigt, weiß intuitiv um die Gefahr, die die Gefahrenlosigkeit für ihn persönlich bedeutet. Wer braucht ihn, wenn man an der Sache sowieso nichts ändern kann? Ebenso geht es den zahllosen Mitgliedern der NGOs, Vertretern der erneuerbaren Enegien und Versicherer, den Klimapolitikern und UN-Kommittees. Man stelle sich nur einmal vor, das AGW hätte tatsächlich nur einen geringen Einfluss auf unser Leben, der zudem noch nicht einmal sinnvoll beeinflussbar wäre. Eine Katastrophe für Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Menschen, die eben von dieser Gefahr leben. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass wissenschaftliche Berichte, statements und sonstige Wortmeldungen aus dieser Ecke zur Katastrophe - die sich, nebenbei erwähnt, auch besser verkauft - neigen und sehr oft einfach sachlich falsch sind. Der Zweck heiligt die Mittel.
So kommt es, dass das geänderte Winterschlafverhalten der Kröten genauso auf unser Konto geht wie die turmhohen Fluten, die reißenden Stürme und die tödlichen Dürren, die uns schon sehr bald heimsuchen werden. Die Alarmisten schaden mit ihren Übertreibungen der Sache. Wie die Klimaleugner die Skeptiker in Missruf bringen, so tun es die Alarmisten mit den seriösen AGW Wissenschaftlern, die mildere und beherrschbare Folgen projezieren und den Menschen eher zur Adaption als Mitigation raten.
Solange aber die Menschen merken, dass in den gerade höheren Temperaturen keine Dramatik liegt und auch sonst die Welt nicht wie prophezeit aus den Fugen gerät, wird sich die Mehrzahl der Bäuche den Propagandaversuchen der Alarmisten entgegenstellen und diese per Kopf mit der Zeit auch dort einordnen.
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