VW listet sämtliche Porsche-Risiken auf
| Prospekt zur Kapitalerhöhung vorgelegt - Lock-up-Periode von 180 Tagen - Hohe Bankprovisionen | Börsen-Zeitung, 25.3.2010 m. Hamburg - Die geplante Vorzugskapitalerhöhung um rund 4 Mrd. Euro ist für Volkswagen mit Bankprovisionen sowie Übernahme- und Platzierungsentgelten von rund 130 Mill. Euro verbunden: Dies schmälert entsprechend den erwarteten Bruttoerlös, der bei 4 Mrd. Euro erwartet wird.
Im gestern vorgelegten Prospekt geht der größte europäische Autobauer sehr ausführlich auf die "spezifischen" Risiken bei der geplanten Schaffung des integrierten Automobilkonzerns ein. Diese Thematik wird allein auf 31 der insgesamt 567 Seiten abgehandelt.
Schadenersatzforderung
Speziell die mit der stufenweisen Übernahme von Porsche verbundenen Risiken werden eingehend abgehandelt. Aufgelistet werden nicht nur Risiken im Zusammenhang mit den Marktmanipulationsvorwürfen in Bezug auf die Porsche Holding und deren ehemalige Vorstandsmitglieder. Die damit in Deutschland behauptete Schadenersatzforderung beläuft sich auf 140 Mill. Euro. Hinzu kam zu Jahresbeginn in New York eine Schadenersatzklage mit einem noch nicht bezifferten Schaden. Risiken bestünden auch im Hinblick auf den Erwerb der restlichen 50,1 % an der Porsche AG. So könne ein Insolvenzverwalter im Falle einer Insolvenz der Porsche Holding die getätigten Abmachungen anfechten und die Beteiligung anderweitig verwerten. Es könne sein, dass die Vermögens- und Liquiditätslage der Porsche-Einheiten "nicht richtig" eingeschätzt und die Risiken in den Durchführungsverträgen "nicht zutreffend" berücksichtigt worden seien. Aber es geht keineswegs nur um Porsche. VW kehrt auch vor der eigenen Tür. So wird im eigenen Geschäft darauf hingewiesen, dass man in besonderem Maße vom Großkundengeschäft und vom weiteren Wohlergehen der Premiumtochter Audi abhängig sei. Außerdem könnten sich Zinsänderungen und Wechselkursschwankungen negativ auswirken. Explizit erwähnt werden auch die Restwertrisiken im umfangreichen Leasinggeschäft. Die anstehende Kapitalerhöhung dient explizit dem Zweck, den Mittelabfluss für die erste Porsche-Tranche von 49,9 % für 3,9 Mrd. Euro auszugleichen. Die fünf Globalen Koordinatoren und Joint Lead Bookrunners übernehmen jeweils Quoten von 15 %. Die acht Co-Bookrunners übernehmen jeweils Quoten von 3,125 %. VW musste eine Lock-up-Periode von 180 Tagen akzeptieren, in der keine weiteren Kapitalmaßnahmen möglich sind. In Pro-forma-Darstellungen rechnet VW vor, wie sich die Kapitalausstattung und die Nettofinanzverschuldung nach der Kapitalerhöhung darstellen werden. Geboten wird eine unrealistische Version zu einem maximalen Bezugspreis von 80 Euro sowie alternativ zu 72,16 Euro. Das ist der Schlusskurs vom 19. März. Danach pumpt sich das gezeichnete Kapital auf 1,19 (1,02) Mrd. Euro auf, und die Kapitalrücklage schwillt von 5,4 auf rund 10 Mrd. Euro an. Die Nettofinanzschulden schrumpfen von 7,7 auf 2,7 bzw. 3,2 Mrd. Euro.
Geringe Verwässerung
Bei einem unterstellten Bezugspreis von 72,16 Euro ergäbe sich eine Verwässerung im Buchwert pro Stamm- bzw. Vorzugsaktie von 93,52 Euro auf 90,33 Euro und dementsprechend eine Verringerung des Buchwerts des bilanziellen Eigenkapitals von 3,19 Euro oder 3,41 % pro Stamm- bzw. Vorzugsaktie für die bisherigen Aktionäre.
Eigene Liquidität für Suzuki
Nachdem absehbar ist, dass die Kapitalerhöhung nur für die Anfinanzierung des ersten Schrittes reicht, steht gleichzeitig fest, dass der 1,7 Mrd. schwere Einstieg bei Suzuki (17 %) aus der eigenen Liquidität dargestellt werden muss. Ein finanzieller Aderlass von 1,4 Mrd. Euro im Zusammenhang mit dem Ausstieg zweier arabischer Co-Investoren bei LeasePlan wurde vermieden: VW glückte dort mit einer milliardenschweren Einlagenverpfändung eine Auffangkonstruktion.
| Börsen-Zeitung, 25.03.2010, Autor m. Hamburg, Ausgabe Nr. 58, Seite 9, 499 Worte http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=1&artid=2010058114
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