Ökonomen streiten über Verteilungsfrage

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neuester Beitrag: 18.12.24 10:00
eröffnet am: 04.11.12 14:16 von: permanent Anzahl Beiträge: 195262
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04.11.12 14:16
117

20752 Postings, 7696 Tage permanentÖkonomen streiten über Verteilungsfrage


Wirtschaftswissenschaften : Ökonomen streiten über Verteilungsfrage 13:15 Uhr Ökonomen streiten über Verteilungsfrage

Die Einkommensungleichheit destabilisiert die Volkswirtschaften, sind

... (automatisch gekürzt) ...

http://www.handelsblatt.com/politik/international/...age/7328592.html
Moderation
Zeitpunkt: 06.10.14 08:32
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Original-Link: http://www.handelsblatt.com/politik/...gsfrage/7328592.html

 

 
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195236 Postings ausgeblendet.

16.12.24 19:28
3

30084 Postings, 8627 Tage Tony Fordich hab mal selbst recherchiert ...

und komme zu einem etwas anderen Ergebnis, zumindest beim Strompreis.

Denn in dem Papier hat man meiner Meinung nach Äpfel mit Birnen verglichen ( wahrscheinlich gewollt, um ein gewünschtes Ergebnis erzeugen zu können )
Zwar ist es korrekt, dass die Strompreise in Europa höher liegen, doch sind es eben nicht Ansatzweise die +150%

Ich möchte es mal anhand öffentlich zugängiger Quellen aktueller Zahlen zeigen.

EU-Strompreise - Datenquelle:
https://ec.europa.eu/eurostat/cache/infographs/...p;modalLineOption=0

1. Findet innerhalb der EU keine explizite Unterscheidung zwischen Industrie und Gewerbe statt. D.h. es gibt in der EU nur Haushalte und Nicht-Haushalte.

2. Bei den Nicht-Haushalten wird nicht zwischen Gewerbe oder Industrie, sondern lediglich nach Verbrauchsmengen unterschieden. Je nach Verbrauchsmenge schwankt hier der Strompreis zwischen 99?/MWh und 242?/MWh. Dass was man nun gemacht hat ist, den Mittelwert zum EU-Industriestrompreis erklärt.



US-Quelle:
https://www.eia.gov/electricity/monthly/...e_grapher.php?t=epmt_5_6_a

Wenn ich nun die US-Daten betrachte, wird nicht zwischen verschiedenen Verbräuchen unterschieden, sondern zwischen Haushalt, Gewerbe und Industrie ( + Verkehr ).

1. was sofort auffällt, wenn man die US-Daten liest, dass es in den USA zwischen den Bundessstaaten eine große Streuung gibt.

2. Liegt der mittlere Preis beim Industriestrom bei 85$/MWh, der Gewerbestrompreis bei 135$/MWh.
Somit kostet der Industrie in Europa mit hohem Verbrauch der Strom 99?, in den USA sind es 85$. Damit weit entfernt von den +150%

3. der Industriestrompreis in Kalifornien liegt mit 244$/MWh sogar ziemlich deutlich über dem Strompreis in der EU. Erstaunlicherweise trägt Kalifornien den größten Anteil am US-BIP bei, beim aussagekräftigeren pro-Kopf-Vergleich auf Platz 4. ( https://de.wikipedia.org/wiki/...en_Staaten_nach_Bruttoinlandsprodukt )
Betrachtet man die vorderen Plätze des BIP pro Kopf, so findet man Bundesstaaten, in denen die Strompreise erstaunlicherweise vergleichsweise hoch liegen. Auf der anderen Seite findet man Bundesstaaten mit den niedrigsten Strompreisen tendenziell auf den hinteren Plätzen. Selbst Texas liegt hier nur auf Platz 20.


Fazit:
Die Preisunterschiede fallen deutlich geringer aus als im Papier dargestellt.
Ein direkter Zusammenhang zwischen der Höhe des Energiepreises und wirtschaftlichen Erfolgsaussichten besteht meiner Meinung nach nur sehr begrenzt. Das mag auf eine Stahlhütte zutreffen, bei dem die Energiekosten an den Produktkosten einen Löwenanteil ausmachen. Für viele andere Industriezweige spielen andere Faktoren eine entscheidendere Rolle.
Oftmals erklären sich Strompreisunterschiede durch eine unterschiedliche Steuer-/Finanzpolitik.
In Kalifornien treiben hohe Steuern auf Strom die Stromkosten in die Höhe. Auf der anderen Seite fließt ein beachtlicher Teil dieser Einnahmen durch Subventionen wieder zurück und fördert Innovationen und führt Kalifornien in die Spitzengruppe der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.

Will man in Europa und Dtl. erfolgreicher werden, können günstigere Strom- und Energiepreise sicherlich einen Beitrag leisten, doch wird das nicht entscheidend sein, wenn man mal von Stahlkochern wie ThyssenKrupp absieht. Den wesentlich größeren Hebel erreicht man über gezielte innovationsfördernde Subventionen. Wenn in Dtl. intern sowie extern der Eindruck entsteht, dass Dtl. mit allen Mitteln den Technologieführer wieder anstrebt und bereit ist dafür auch Risiken einzugehen, dann wird auch Investorengeld in Massen wieder nach Dtl. fließen, ganz egal wie hoch der Strompreis gerade liegt.
Das ist wie bei der Disko. Die Eintrittspreise können noch so niedrig sein, wenn nix los ist, kommt auch Niemand.  

16.12.24 22:23
3

14449 Postings, 4732 Tage Zanoni1ich habe eben auch mal recherchiert

..und komme dabei - wie wohl auch (fast) jeder andere - ebenfalls zum Ergebnis, dass der Strom in der EU (je nach Mitgliedsstaat) etwa 2-3 mal so teuer ist, wie in den U.S.A.

 

16.12.24 22:31
2

14449 Postings, 4732 Tage Zanoni1...über die Strompreise für Haushalte

haben wir dabei noch gar nicht gesprochen, das Verhältnis ist dabei etwa das gleiche, in der EU etwa 2-3 mal so teuer wie in US.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Strompreis

Wer das in der EU noch vergleichsweise gut hinbekommt, ist Frankreich, da ist der Abstand zu den US-Preisen deutlich geringer.

 

17.12.24 00:19
1

1888 Postings, 398 Tage lacey. "Energy Economics"

Werden  Strompreise durch den US-Dollar-Euro-Wechselkurs beeinflusst?   ...
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/...0140988309000942

'Der Hauptbeitrag unserer Studie besteht darin, zu zeigen, dass es in der Tat eine
Übertragung der Volatilität zwischen dem Wechselkurs und dem Ölpreis in Richtung auf den Stromgroßhandelspreis gibt
und dass in einigen Ländern die Höhe des Strompreises auch von Änderungen der Wechselkurs- und Ölpreisrenditen beeinflusst wird
.'

'DIE AUSWIRKUNGEN VON WECHSELKURSEN UND ÖLPREISEN
AUF DIE SPOTPREISE IM STROMGROSSHANDEL IN EUROPÄISCHEN LÄNDERN :
EINE EMPIRISCHE STUDIE'
https://www.semanticscholar.org/paper/...b3f89dbf306a65b77c187082d4af

 

17.12.24 00:26

1888 Postings, 398 Tage lacey.

Wirtschaftliche Interessen und Außenpolitik
Financial interests and foreign policy
'Some historians, including Andrew Bacevich, suggest that U.S. foreign policy is directed by "wealthy individuals and institutions".[11]'
https://en.wikipedia.org/wiki/..._United_States_foreign_policy#Issues  

17.12.24 06:51

30084 Postings, 8627 Tage Tony FordQuellen? Belege?

deiner Recherche? So wie ich das getan habe?  

17.12.24 07:16
2

30084 Postings, 8627 Tage Tony FordDaten veraltet ...

Die in dem Beitrag verwendeten Daten sind mittlerweile veraltet, da aus 2023.
Die aktuellen Zahlen zeigen keinen solch großen Abstand mehr, wie ich ja bereits in meinem Beitrag zeigte.

Treibender Faktor bei den Strompreisen in Europa ist vor allem der Gaspreis. In 2023 sehen wir noch die Nachwehen der Gaspreisexplosion aus 2022. Länder die über eigene Gasvorkommen verfügen, sind hier natürlich klar im Vorteil, siehe USA, China und u.a. auch Norwegen.

Deshalb ist das ein Grund mehr, warum wir den Schwerpunkt weiterhin auf den Ausbau erneuerbarer Energien legen sollten, weil wir nur dann unabhängig von Brennstofflieferanten werden können.  

17.12.24 07:51
3

30084 Postings, 8627 Tage Tony Fordtech-for-future.de ...

halte ich zudem für nicht wirklich kritisch recherchiert. Der Diplom-Informatiker nutzt zwar Zahlen und Statistiken, benennt auch vorbildlich die Quellen ( definitiv großer Pluspunkt ), doch er schluckt diese Zahlen blind, statt diese kritisch zu hinterfragen.

Z.B. Kernkraftwerkneubau nennt er Stromgestehungskosten von 4-7cent

Wenn man sich die neu gebauten Kernkraftwerke in Europa anschaut, z.B. in Finnland, GB oder Frankreich, man diese Kosten zugrunde legt, dann geht diese Rechnung nicht auf. Um die Stromgestehungskosten von Kernkraftwerken günstig zu rechnen, wendet man einen Trick an, man setzt einfach lange Laufzeiten von 60 oder 80 Jahren an.
Bei PV-Anlagen geht man dann gern auch mal den umgedrehten Weg, man rechnet zu geringe Laufzeiten von z.B. 20 Jahren an, obwohl die PV-Anlagen auch 30-40 Jahre laufen können.

Ein Vergleich, der gewaltig hinkt, vor allem, wenn man die Vorfinanzierungskosten berücksichtigt.

Das wäre so als würde man sich 3 PKWs für die kommenden 4 Jahrzehnte sofort anschaffen müssen und dann behaupten, es wäre günstiger als würde man nur alle 10-15 Jahren einen neuen PKW kaufen.
Die Zinsen die man über Jahrzehnte bezahlen muss, machen ein solches Geschäft unrentabel.

"Rentabel" wird ein AKW nur dann, wenn der Staat die Finanzierungskosten übernimmt.
Ebenfalls nicht enthalten sind die Kosten für den Rückbau, Entsorgung und Zwischen- sowie Endlagerung, die aber jeder Steuerzahler indirekt mitbezahlt.

 

17.12.24 10:56
3

381 Postings, 409 Tage xiviAKW

Zur Erinnerung, Deutschland hat bestehende AKWs abgestellt, auch die letzten drei und somit auch sehr hohe Kosten ausgelöst, für Rückbau usw., und Abschreibungen, die noch nicht angefallen wären. hätte man die Laufzeiten nochmals verlängert angesichts der veränderten Ausgangslagen bez. Gas usw.
Das betrifft nun nicht nur Deutschland, sondern halb Europa, welches den fehlenden Strom liefern muss, oft auch aus AKWs.
Das ist ein absurder Nationalismus mAn, Deutschland ist atomstrombefreit und bezieht den Atomstrom aus anderen Ländern. Konsequent wäre auch darauf zu verzichten, dann würde es wohl schnell mal zu einem Blackout kommen.

 

17.12.24 11:07
3

71769 Postings, 6038 Tage Fillorkill'Daten veraltet'

Eine Reihe von Statistiken zeichnen Industriestrompreise, die deutlich unter Vorkriegsniveau tendieren*. Das sind aber immer Durchschnittswerte, die wenig bis nichts über die individuelle Preisbelastung aussagen. Denn energieintensive Betriebe handeln typischerweise individuelle Verträge aus, die je nach Anbieter, Ort des Betriebes, spezifischem Lastprofil, Branche, gesetzlichen Entlastungsregelungen usw in den Preisen sehr unterschiedlich ausfallen können. Over all ist Deutschland Deglobalisierungsverlierer, so wie es Jahrzehnte Globalisierungsgewinner war. Wem das nicht passt muss die Binnennachfrage boosten sprich eine Verschuldungsorgie der öffentlichen Hand fordern, eben genau so wie es auch Deutschlands Konkurrenten praktizieren. Energie zu subventionieren wäre nur ein Moment davon.  
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Nie Wieder ist Jetzt
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17.12.24 13:34
2

14449 Postings, 4732 Tage Zanoni1Daten veraltet

International vergleichende Studien zu Industriestrompreisen für den Zeitraum 2024 habe ich noch keine gefunden, was mich allerdings auch nicht verwundert, zumal das Geschäftsjahr 2024 ja noch nicht mal zu Ende ist. ;-)

Auf der weiter oben verlinkten Seite wird dabei zunächst einmal zwischen den Preisen von gering, durchschnittlich und maximal ausgelasteter Industrie unterschieden. Auf solche Art von Unterscheidungen hattest Du dann ja auch großen Wert gelegt.

Selbst bei den Preisen einer maximal ausgelasteten Industrie, wo die Industriestrompreise am niedrigsten sind, ist der Preis in der EU (je nach Mitgliedsstaat) demnach etwa 2-3 so teuer wie in den USA.
Frankreich bildet hier eine Ausnahme, dort ist der Abstand zu den USA deutlich geringer.

https://www.tech-for-future.de/...preise/#easy-footnote-bottom-7-3472



 
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17.12.24 13:36
2

30084 Postings, 8627 Tage Tony FordFaktencheck ...

Auch hier lohnt sich ein Faktencheck.
Zwar ist es richtig, dass Dtl. aufs Jahr gesehen mehr Strom importiert als exportiert, doch wenn man sich die monatsbasierten Werte anschaut, so ist dem nicht jedem Monat so.

Landläufig würde man meinen, dass Dtl. in der kalten Jahreszeit, wenn EEG vergleichsweise wenig verfügbar sind, die Importe aus anderen Ländern mit Kernkraftanlagen, z.B. aus Frankreich, hoch sein müssten.

Doch dem ist nicht so, in den Wintermonaten exportiert Dtl. mehr Strom als es importiert, während es im Sommer deutlich mehr Strom importiert als exportiert.
Einer der Gründe für diese hohen Importe in den Sommermonaten sind meines Wissens nach die niedrigen Stromkosten für Strom aus Frankreich, was u.a. an den Atomkraftwerken liegt, welche in dieser Zeit mehr Strom produzieren als der Strommarkt tatsächlich benötigt. Das Problem bei den Atomkraftwerken in Frankreich ist, dass sie kaum Flexibilität bieten, sich nicht nach Belieben hoch und runterregeln lassen. Deshalb passiert dann das Gleiche was passiert, wenn in Dtl. sehr viel Windenergie erzeugt wird, der Strompreis sinkt in den Keller.

Würde Dtl. diesen Strom nicht abnehmen, wäre man in Frankreich gezwungen Kernkraftwerke vom Netz zu nehmen, d.h. herunterzufahren um eine Überlastung der Stromnetze zu verhindern.

Auf der anderen Seite nimmt dann in der kalten Jahreszeit Frankreich den billigen Windstrom ab und verhindert unsererseits eine Überlastung des Stromnetzes.

D.h. Stromhandel ist keine Einbahnstraße sondern ein Geben und Nehmen.    

17.12.24 13:55
2

71769 Postings, 6038 Tage Fillorkill'Frankreich bildet hier eine Ausnahme'

Warum wohl ? 'Dort können Großverbraucher den günstigen französischen Atomstrom für einen niedrigen Preis am Markt vorbei erwerben (ARENH).'

Mit etwas klareren Worten: Der Staat verschuldet sich bzw den verstaatlichten Atomstromanbieter um dirigistisch die Preise für Endverbraucher zu drücken. Dafür nimmt er 10 Mrd jährlich in der Hand. Weil man aber auch in Frankreich heutzutage wie Milei denken will sollen die Preise nun schrittweise 'freigegeben' werden. Dann wird Frankreich mit seinem Atomstrom an der Preisspitze in Europa stehen.  
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Nie Wieder ist Jetzt

17.12.24 14:24
3

30084 Postings, 8627 Tage Tony FordInteressant wird ...

wenn die vielen alten Kernkraftwerke in Frankreich irgendwann in den Ruhestand gehen müssen.
Was dann bleibt sind neue Kernkraftwerke z.B. in Flamanville 3.

Hier liegen die Stromgestehungskosten bereits bei 10-12?cent/kWh womit diese 6?cent/kWh nicht mehr haltbar sein werden. Dabei sind die Kosten für den Rückbau und Lagerung wahrscheinlich noch gar nicht mal mit eingerechnet, geschweigedenn die Finanzierungskosten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Flamanville

Selbst wenn man die Kosten optimiert, wird man nicht in die Nähe dieser 6?cent/kWh kommen.

Im Gegenteil, wenn Frankreich nun anfängt, mehrere Kernkraftwerke im Akkord zu bauen, dann wird allein die hohe Nachfrage den Preis für jedes Kernkraftwerk tendenziell eher in die Höhe treiben.
(https://www.focus.de/earth/analyse/...-plan-steckt_id_259559532.html)

Die Einzigen die meiner Meinung nach günstige Kernkraftwerke bauen können ist China. Um die Kosten niedrig zu bekommen verzichtet man auf privatwirtschaftliche Unternehmen, sondern löst dies über ein staatliches Unternehmen ohne Gewinnabsichten. Zudem wird jedes Kernkraftwerk gleich gebaut, so dass man über Standardisierung die Kosten und vor allem die Bauzeiten und damit die Baukosten möglichst niedrig halten kann. Kürzere Bauzeiten verringern zudem auch die Finanzierungskosten.
Der Nachteil chinesischer Kernkraftwerke wiederum ist, dass sie nicht auf dem neusten technologischen Stand sind. Man verzichtet darauf und baut die Kernkraftwerke so wie schon vor 20 Jahren, während in Europa und den USA jedes Kernkraftwerk ein Unikat ist, technologisch sowie bautechnisch.

Ich bin gespannt, wie sich das in Frankreich weiterentwickelt. Der Wille zum Bau vieler neuer Kernkraftwerke ist ja nicht Neu. Interessant wird es sein, ob man für dieses Vorhaben auch Investoren findet. Soweit ich weiß besteht seitens der Privatwirtschaft kein Interesse am Bau solcher neuen Anlagen.
U.a. auch einer der Gründe, weshalb Frankreich zuletzt immer wieder darauf pochte, dass Kernkraft mit in die "grüne Taxonomie" der EU aufgenommen wird. Man hofft, dass dann auch ein kleiner Teil für neue Kernkraftwerke herausspringt.
Ich vermute mal, dass am Ende der Staat den größten Teil der Kosten wird tragen müssen.

Und das macht mich persönlich stutzig, denn wären die Stromgestehungskosten von Kernkraftwerken wirklich attraktiv, müssten Energieversorger doch eigentlich Schlange stehen und es ein Leichtes sein, Investorenkapital zu finden.
So kostspielig wie sich die Kernkraft momentan präsentiert bleibe ich für die nähere Zukunft weiterhin skeptisch. Längerfristig halte ich es aber durchaus für vorstellbar, dass z.B. kleine moderne Reaktoren die Bauzeiten und Baukosten drastisch senken können und sich der Bau solcher Anlagen auch wieder lohnen könnte. Naja und die Frage der Endlagerung ist weder in Frankreich noch in Dtl. geklärt, ein Endlager existiert in Frankreich bislang nur für leicht radioaktiven Müll, für hochradioaktiven Müll noch nicht und wird wahrscheinlich auch vor 2050 nicht existieren. ( https://www.base.bund.de/de/endlager/...-endlagersuche.html?nn=332456 )
Über die Kosten möchte man da nicht nachdenken. Kosten die noch nichtmal genau beziffert werden können und erfahrungsgemäß alle Rahmen und Register sprengen.
 

17.12.24 14:36
3

7568 Postings, 2682 Tage CoshaBei der Kernkraft

ist der Bau der Kraftwerke teuer, Betrieb, Wartung und Entsorgung hingegen nicht. Und an den hohen Baukosten kann man zumindest teilweise etwas drehen, anderorts baut man meist weitaus günstiger als hierzulande. Neue Kraftwerkstypen verbessern die Kostenbilanz weiter.
 Es gibt schon gute Gründe, warum in Japan, den USA und auch in einer wachsenden Zahl europäischer Länder verstärkt auf Kernkraft gesetzt wird.
Unschlagbar günstig ist Kernkraft aus laufenden Kraftwerken, insofern war das schon selten dämlich, in einer solchen Zeit die Laufzeiten nicht zu verlängern und das tricksen und vertuschen von Habeck und Lemke ist unentschuldbar.

Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin seit den frühen 80ern AKW Gegner und obwohl ich einige Ansichten geändert habe, bleibe ich das im Prinzip auch. Das hat etwas mit meiner Skepsis den Menschen gegenüber und ihren Fähigkeiten zum langfristigen Denken zu tun.

Früher hat aber auch kein Mensch vom kompletten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen gesprochen und der Glaube, man könne ein Industrieland in der geographischen Lage Deutschlands allein mit Sonne & Wind am laufen halten, aus Kohle, Gas & Kernenergie gleichzeitig aussteigen, ist einfach naiv.

Wenn ich mir darüber hinaus anschaue, welche Länder da zum Teil AKWs bauen oder den Einstieg planen, dann hätte ich mehr Vertrauen zu Kernkraft aus Deutschland.

Beim Thema Entsorgung des Mülls lohnt sich ein Blick in andere Länder wie Schweden oder eben die Schweiz, über deren geplante Endlagerstätte an der deutschen Grenze sich hierzulande viele Leute aufregen, statt sich mal selbstkritisch zu fragen, warum andere Länder die Frage beantwortet bekommen, für die Deutschland Jahrzehnte benötigt, ohne eine Lösung zu finden.
Das ist eine Frage in dem Themenkomplex, bei dem einen nicht nur ein Gefühl beschleicht, dass Dinge unnötig verzögert und verteuert wurden und werden, um eine Diskussion über den Wiedereinstieg  in die Kernkraft gar nicht erst aufkommen zu lassen.  

17.12.24 14:50
2

30084 Postings, 8627 Tage Tony FordMarktwirtschaft ...

Meiner Meinung nach ist die Marktwirtschaft ein durchaus guter Indikator dafür um zu sehen wohin die Reise zukünftig geht.

Marktwirtschaftlich haben erneuerbare Energien deutliche Vorteile gegenüber Kernkraftwerken.
So sind EEG Massenware, werden in hohen Stückzahlen produziert. Kernkraftwerke sind Jedes für sich mehr oder weniger Einzelstücke.

Während es relativ leicht ist EEG zu standardisieren und Synergieeffekte über die Masse zu erzeugen, fällt das bei Kernkraftwerken schwer, da mit dem erfolgreichen Bau eines Kernkraftwerks das Kernkraftwerk technologisch fast schon wieder veraltet ist.

Unternehmen, welche Kernkraftwerke bauen, gibt es nur noch Wenige, die Meisten sind mehr oder weniger verstaatlicht, wären ohne Verstaatlichung wahrscheinlich längst Pleite gegangen.
Unternehmen im Bereich EEG gibt es am Markt zu Hauf. Zwar sind auch hier viele Unternehmen finanziell bedroht, was aber u.a. an den niedrigen Margen und dem hohen Wettbewerbsdruck liegt, was die Preise für den Endkunden möglichst niedrig hält.

Dann ist da noch die Tatsache, dass weltweit deutlich mehr EEG zugebaut wird als Kernkraft. Wie mal Jemand passend sagte, allein der jährliche Zubau von PV entspricht den 20 Jahren geplanten Zubaus neuer Kernkraftwerke.

Ein letzter Punkt der mich skeptisch macht ist die Tatsache, dass sich EEG etablieren konnten, obwohl "Grüne" in den politischen Gremien nie im Ansatz eine Mehrheit hatten, sondern stets in einer deutlichen Minderheit waren. Ich muss deshalb auch immer wieder etwas schmunzeln wenn ich irgendwo lese, dass grüne Ideologen einseitig in EEG rennen und Atomkraft verhindern würden. Dazu hätten die Grünen in Dtl. vor 2022 zumindest in der Regierung sein müssen. Der Atomausstieg wurde Rot-Grün damals beschlossen, von Schwarz-Gelb verlängert und dann wieder beschleunigt und dann seit 2013 nicht mehr angefasst, obwohl bis 2022 bis zur Ampel die Regierungen von der Union angeführt wurden.
D.h. in Dtl. haben die Grünen spätestens seit 2005 Nichts mehr mit dem Umstieg auf EEG und Atomausstieg zu tun, die Verantwortung hatten in dieser Zeit Andere, in erster Reihe die Union.

Hat die Union hier etwas falsch gemacht? Meiner Meinung nach Nein, denn sie hatte für diese Entscheidungen gute Gründe. Hätte man andere Entscheidungen treffen können? Vielleicht. Aber man sieht in Frankreich und GB wie schwer es Kernkraft selbst in einem pro-Kernkraft-Umfeld hat.  

17.12.24 15:26
1

7950 Postings, 9092 Tage fwsSöder will Energie aus Kernkraft - ...

... die großen deutschen Energieunternehmen wollen davon allerdings nichts mehr wissen und sind wahrscheinlich sehr froh relativ kostengünstig mit dem Staatsvertrag für sich die Abfallproblematik gelöst zu haben. ENBW (Link unten) ist bei der Ablehnung für einen Weiterbetrieb von AKW's nicht alleine. "Nichts mehr wissen wollen" von AKW's ist bei all diesen Unternehmen eher die Regel.

Und was vom Traum von kleinen, billigen, sicheren Reaktoren (SMA) zu halten ist, zeigte 2023 bereits Nuscale (Link). Übrigens produzieren auch diese kleineren Anlagen reichlich strahlenden Atomabfall. Von der Sicherheitsproblematik auch ganz zu schweigen, denn würden überall im Land diese kleineren Anlagen rumstehen, wären sie hervorragende Ziele für Terrorgruppen und nur mit horrenden Kosten zu schützen.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/...ef=recom-outbrain?obOrigUrl=true

https://www.spiegel.de/wirtschaft/...130f-9e4d-4e44-9c11-4ea2de026098

https://www.wiwo.de/technologie/forschung/...rindustrie/29499704.html

 

17.12.24 15:34

7950 Postings, 9092 Tage fwsRussischer General in Moskau getötet

"Sprengsatz in E-Roller versteckt
Top-General in Moskau bei Explosion getötet
17.12.2024,

Die Ukraine nimmt immer wieder russische Beamte ins Visier, die eine Schlüsselrolle bei der russischen Invasion spielen. Nun wird der Chef der Einheiten für radiologische, biologische und chemische Waffen in Moskau getötet.

Bei einer Explosion in Moskau sind russischen Angaben zufolge ein hochrangiger General und sein Adjutant getötet worden. Die Explosion sei durch einen Sprengsatz verursacht worden, der in einem Elektroroller in der Nähe eines Wohnhauses im Südosten der russischen Hauptstadt versteckt gewesen sei, zitierte die russische Nachrichtenagentur TASS die Sprecherin des Ermittlungskomitees, Swetlana Petrenko. Wie der "Kyiv Independent" berichtete, stecke der ukrainische Geheimdienst (SBU) hinter dem Anschlag und berief sich auf eine Quelle beim SBU.

Getötet wurde demnach mit Generalleutnant Igor Kirillow der Chef der Einheiten, die für radiologische, biologische und chemische Waffen zuständig sind. ..."

https://www.n-tv.de/politik/...xplosion-getoetet-article25436984.html

 

17.12.24 15:47
1

7950 Postings, 9092 Tage fwsDie russische Bevölkerung schweigt, ...

heißt es in der guten Doku zu 25 Jahren Putin an der Macht in Russland. Dies stimmt sicher nicht ganz, denn viele bejubeln auch mit Entusiasmus seine (Mord-)Taten und Absichten. Die Heimholung von Alaska scheint auch auf dieser To-do-Liste zu stehen, wie im Propaganda-Kinderlied in der Doku zu hören ist. Dann endgültig Gute Nacht Moskau und Sankt Petersburg.

"Putin und die Macht

Dokumentarfilm Deutschland 2024 +++ Am 31. Dezember 1999 tritt Boris Jelzin zurück und macht Wladimir Putin zu seinem Nachfolger. Ein unscheinbarer Mann steigt zum mächtigsten Politiker Russlands auf. 25 Jahre später ist er ein Autokrat, der das Land nach seinen Vorstellungen formt, die Welt ins Wanken bringt und Krieg in Europa entfesselt. Was hat ihn geprägt? Was treibt ihn an?

Die Dokumentation skizziert Putins Psychogramm aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Menschen aus Russland, die vor seinem System ins Exil geflohen sind, blicken zurück. Der Schriftsteller Michail Schischkin, der Autor Viktor Jerofejew, die Politologen Ekaterina Schulmann und Alexander Baunow, die Historikerin Irina Scherbakowa und die Aktivistin Alla Gutnikowa erzählen von Repression, Flucht und Putins Russland. Schulmann und Baunow gelten in Russland als "Auslandsagenten", Gutnikowa wurde zu Strafarbeit verurteilt und konnte fliehen.

Der Film öffnet ein Fenster zu Putins Denken und zeigt die Mechanismen einer Herrschaft, die Europa und die Welt verändert hat. Ein Blick aus der Distanz, der das Verständnis für Russlands Gegenwart schärft. ..."

https://www.ardmediathek.de/video/...0OTE3NWVmYTE4MmNfcHVibGljYXRpb24

 

17.12.24 15:57

7950 Postings, 9092 Tage fwsVon Attentaten auf den Diktator Putin, ...

... war m.W. nach noch nichts zu lesen und zu hören. Auf Hitler gab es in Deutschland in der Zeit der Nazi-Unterdrückung dagegen ziemlich viele Attentate (siehe den Link).

Da kann man den damals tatsächlich noch vorhandenen individuellen Widerstand in D. im Vergleich zu Russland heute und seinem Putin-Unterdrückungssystem wirklich nur bewundern.

"Liste der Attentate auf Adolf Hitler
Wikimedia-Liste

Die Liste der Attentate auf Adolf Hitler umfasst verschiedene dokumentierte, geplante und teils durchgeführte Anschläge durch Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen auf das Leben des NS-Diktators Adolf Hitler vor und während des Zweiten Weltkriegs. Die tatsächliche Anzahl der Attentate bzw. Attentatsversuche kann aufgrund einer möglichen Dunkelziffer nicht genau ermittelt werden. Der Autor Will Berthold (1924?2000) veröffentlichte 1981 ein Buch mit dem Titel Die 42 Attentate auf Adolf Hitler. Das Werk enthält 42 geplante oder verübte Attentate auf Hitler.[1] Andere Quellen gehen von mindestens 39 Attentaten aus, die dokumentiert sind.[2] ..."

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Attentate_auf_Adolf_Hitler

 

17.12.24 16:19

7950 Postings, 9092 Tage fws#257: natürlich "Enthusiasmus" (!)

17.12.24 21:12

30084 Postings, 8627 Tage Tony FordViele wollen ...

Atomkraft haben, wenn es um den Bau des Kernkraftwerkes und Endlagers geht, ist das mit dem "Wollen" schon deutlich schwieriger. Und wenn es darum geht, wer das bezahlen soll, dann findet sich Niemand außer der Staat, der diese Kraftwerke dann zum größten Teil mit Steuergeldern oder neuen Schulden bezahlt.

Aber vielleicht findet sich durch KI mit Microsoft, Amazon, Google & Co. Jemand, der diese großen Kosten aus den fetten Gewinnen bezahlen kann und der Atomkraftindustrie wieder Aufschwung verleiht. Jedenfalls ist das die Phantasie die gerade an den US-Börsen gespielt wird.
Wobei sich mir dann die Frage stellt, inwieweit es sich rechnen wird, wenn man die Energie erst in 10 Jahren zur Verfügung haben wird, weil schlichtweg die Planungs- und Bauzeiten so viel Zeit benötigen.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.  

18.12.24 08:03
1

381 Postings, 409 Tage xiviSchuldenorgien

Zitat: Over all ist Deutschland Deglobalisierungsverlierer, so wie es Jahrzehnte Globalisierungsgewinner war. Wem das nicht passt muss die Binnennachfrage boosten sprich eine Verschuldungsorgie der öffentlichen Hand fordern, eben genau so wie es auch Deutschlands Konkurrenten praktizieren.

Eine Verschuldungsorgie soll es also richten?
Das kann langfristig nicht ins Paradies führen mAn, ganz sicher wird das Konsequenzen für die zukünftige Entwicklungen haben. Es ist eine Ausbeutung der Zukunft und der Jungen, einer alternden Gesellschaft, die sich sagt, nach und die Sintflut. Denn da zeichnet sich nicht ein gigantisches Wachstum ab in diesen alternden Gesellschaften, welches die Schulden dann abtragen kann, also muss man sie wohl durch Inflationierung abtragen oder der Entwertung des Geldes, weshalb ua. wohl die Coins gerade so populär sind, eine Fluchtbewegung aus den Schuldenwährungen.

Richtig ist allerdings, dass es sich für Deutschland kaum lohnt zu sparen, wenn die anderen Euroländer Schuldenorgien machen.
 

18.12.24 10:00

30084 Postings, 8627 Tage Tony FordSchuldenorgie vs. Schuldenbremse ...

Die Diskussion ist mir zu sehr Entweder/Oder bzw. Schwarz-Weiß geführt.
Der Königsweg liegt meiner Meinung nach irgendwo zwischen diesen beiden Extremen, bei einer kleinen Neuverschuldung, in Phasen, in denen sich die Privatwirtschaft in einem Risk-Off-Sentiment verfangen hat. Ein bisschen Neuverschuldung um diesen "Risk-Off-Knoten" wieder zu lösen, halte ich für wesentlich zielführender als eine Schuldenbremse oder Schuldenorgie.

Das ist meinem Eindruck nach auch der Konsens unter Experten und wird wie Fill richtig geschrieben hat, durch eine Deglobalisierung und zunehmenden Protektionismus in Dtl. werden neue Schulden nahezu alternativlos sein, wenn man die Rahmenbedingungen für die Industrie attraktiv bekommen und halten will. Denn wie du auch richtig geschrieben hast, wenn andere Länder eine schuldenbasierte Subventionspolitik betreiben, damit die Rahmenbedingungen günstig halten, man dann zwangsläufig nachziehen muss oder das Nachsehen haben wird.

 

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