FRANKFURT A. M. Das Unternehmen wächst. Es liegt im Trend. Hess-Natur hat sich auf Öko-Textilien spezialisiert. Doch ein Investor wird noch immer gesucht. Für Branchenkenner eine Überraschung. Es war erwartet worden, dass die Gesellschaft aus dem hessischen Butzbach mit den anderen Firmen der Spezialversand-Sparte (PSG) des untergegangenen Arcandor-Konzerns in einem großen Paket verkauft wird. Doch jetzt gehen die Unternehmen getrennte Wege.
Der mächtige US-Finanzinvestor Carlyle hat sechs Firmen um den Kinder- und Umstandsmode-Versender Baby-Walz zusammen mit dem PSG-Management für rund 500 Millionen Euro erworben.
Dem Vernehmen nach plant der neue Eigentümer mittelfristig einen Börsengang der Gruppe, zu der auch Elegance (Mode für reifere Frauen), Planet Sport (Jugendmode), Bon'a Parte (Bekleidung für die Familie) Mirabeau (Möbel) und 50 Prozent an Vertbaudet Deutschland (Kindermode) gehören.
Verkäufer war der Karstadt-Quelle-Mitarbeiter-Trust (KQMT), der Betriebsrenten an fast 50000 frühere Beschäftigte von Karstadt und Quelle zahlt. In den Wirren der Arcandor-Pleite waren die Spezialversender an den KQMT gefallen. Baby Walz und Co waren nie zahlungsunfähig. PSG-Chef Matthias Siekmann spricht für 2010 von einem zweistelligen Umsatzplus und einem deutlichen Renditesprung.
Hess-Natur hat nach Angaben von Geschäftsführer Wolf Lüdge den Umsatz im Geschäftsjahr 2009/2010 (per Ende September) um vier Prozent gesteigert. Der Gewinn sei maßgeblich gestiegen. Doch droht nach dem Verkauf der Schwesterfirmen jetzt ein Aschenputtel-Dasein? Walter Strasheim-Weitz, Betriebsratschef von Hess-Natur, verneint. "Denn wir sind die Perle", sagte der Arbeitnehmer-Vertreter der Berliner Zeitung. Das Unternehmen mit 340 Beschäftigten zählt zu den Marktführern im Geschäft mit Öko-Bekleidung. Lüdge betonte, dass die Zahl der Neukunden im Herbst um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sei.
Der Betriebsratsvorsitzende hofft nun auf einen ökologisch-orientierten Investor. Ob sein Wunsch in Erfüllung geht, ist offen. KQMT-Vorstand Detlev Haselmann geht aber fest davon aus, dass Hess-Natur in den nächsten zwölf Monaten veräußert wird, "und dass wir einen realistischen Preis erzielen". Als mögliche Käufer gelten Firmen, die in der Öko-Branche bereits aktiv sind. Auch die Hamburger Otto-Gruppe soll vor einiger Zeit schon einmal Interesse gezeigt haben.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/...schaft/0100/index.html