Rubens mitliest und daher ein fundiertes Hintergrundwissen über die tatsächlichen Zustände in der Eurozone hat.
Das griechische Krankensystem bekommt deswegen weniger Medikamente geliefert, weil die entsprechenden Krankenhäuser und -kassen sich weigern die Rechnungen zu zahlen. Deutsche Unternehmer erleben dabei Zahlungsziele von 900 Tagen und haben Rechnungen abgeschrieben, aber irgendwann weigern sie sich weiter in die Vorleistung zu gehen.
Beim Pharma-Hersteller Biotest in der Nähe von Frankfurt hat die Krise längst durchgeschlagen und Millionen vernichtet. Biotest forscht an neuartigen Blut-Krebs-Medikamenten und liefert seine Waren auch nach Griechenland. Vor allem an staatliche Krankenhäuser. Doch die Zahlen nicht. Biotest sitzt zwischenzeitlich auf offenen Rechnungen über 25 Millionen Euro. Dann machen die Griechen ein Angebot, erzählt Michael Ramroth, der Finanzvorstand der Biotest AG: "Im Jahr 2010 hat die griechische Regierung der pharmazeutischen Industrie, auch der Biotest angeboten, die ausstehenden Forderungen mit Staatsanleihen zu begleichen. Also kein Geld, sondern ein Versprechen, in drei Jahren Geld vom griechischen Staat zu erhalten."
Es ist ein vergiftetes Angebot, Biotest hat keine Wahl. Denn eine Klage gegen das hochverschuldete Griechenland wäre fast aussichtlos. Statt Bargeld gab es nun also hoch riskante Staatsanleihen: "Die erste Tranche ist fällig gewesen im Dezember 2011. Und tatsächlich haben wir für diese Staatsanleihen auch 100 Prozent des Wertes erhalten. Mit den anderen beiden noch ausstehenden Tranchen sind wir dann in den nächsten 'freiwilligen' Schuldenschnitt geraten, in den alle anderen privaten Investoren auch hineingedrängt worden sind." Ramroth rechnet vor, das das Engagement 13,3 Millionen Euro gekostet habe. (Quelle)
Ich weiß noch wie ich von Libuda hysterisch als "Lügner" bezeichnet worden bin, als ich den Leuten sagte, dass Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlen wird.
Zu der Frage, wo das Geld hingeht, welches die Regierung vereinnahmt ("aufsaugt"). In Griechenland wird das Geld unter den Leuten mit Nähe zum Staat oder den Regierungsparteien verteilt, während die übrige Bevölkerung relativ wenig von dem Geld sieht. Geld in dunklen Kanälen versickern zu lassen ist für eine korrupte Verwaltung nicht schwer: Es gibt Unterschlagung, Vetternwirtschaft, Subventionen für Freunde, Altersrenten für Tote, Blindenrenten für Sehende, usw. Griechenland hat sogar mehr Leute eingestellt nachdem es sich verpflichtet hatte Leute zu entlassen. Privatisierungen und Verschlankung der Verwaltung finden überhaupt nicht statt.
Gegenüber der EU will man offenbar versuchen, mit scheinbarem Entgegenkommen tatsächliche Reformen zu verhindern. Insbesondere will die neue Regierung die von der EU geforderten Privatisierungen offensiv verwirklichen.
Andererseits sollen aber keine "weiteren" Staatsangestellten entlassen werden. Das ist insofern kurios, als in den letzten Tagen bekannt wurde: Griechenland hat in der Krise nicht Beamte entlassen, sondern mehr als 1000 neue Stellen besetzt. Von "weiteren" Entlassungen kann also nicht die Rede sein.
Und wie will man Staatsbetriebe privatisieren, ohne Staatsangestellte zu entlassen? Samaras hatte im Wahlkampf vorgeschlagen, sie drei Jahre lang pro Forma weiter beschäftigen. Auf Druck von Kouvelis einigte sich die Koalition nun aber darauf, Staatsangestellte aus privatisierten Betrieben einfach in andere Teile des Staatssektors zu transferieren. (WELT, #1053)
Zur griechischen "Reformbereitschaft":
http://www.ariva.de/forum/...land-spart-nicht-448467?page=1#jumppos27
Die spanische Situation ist im Wesentlichen analog zur griechischen, da sich die Euroländer immer mehr im Schlechten angleichen.
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