Ich arbeite seit 20 Jahren in der Branche und habe bestimmt 80 - 120 Entwicklungsprojekte vom ersten Strich bis in die Serie gebracht. Ich darf behaupten, die Branche, die Prozesse und die Zuständigkeiten zu kennen.
Im Falle des Motormanagements ist es wie bei anderen Systemen so, dass der Hersteller (VW) nur ein Lastenheft vorgibt, das so genau wie möglich die gewünschten Eigenschaften des Systems (Einspritzpumpe, Rail, Düsen) beschreibt. Auf dieser Basis wird das Projekt ausgeschrieben und die Lieferanten schlagen sich drum. Nach der Lieferantenauswahl wird die Hard- und SW vom Lieferanten (Bosch) entwickelt, mit dem Hersteller zusammen in mehreren Phasen getestet und freigegeben und anschließend produziert. Damit entledigt sich der Hersteller der Interaktionsprobleme zwischen Hard- und Software und schiebt sie dem Lieferanten zu. Das einzige, was er noch beeinflussen kann, sind die Datensätze, die er mit sehr viel Hilfe von Bosch erstellt und freigibt. Dass am Ende der Hersteller SW und Datensätze aufspielt, täuscht über die wahren Zuständigkeiten. Die Heerscharen von Entwicklungs- und SW-Ingenieuren bei den Herstellern sind im Wesentlichen nichts anderes als Lastenheftschreiber, Tester und Kontrolleure. Die tatsächliche Arbeit und der Großteil des spezifischen Know Hows liegen bei den Lieferanten.
Das ist so und deshalb wirds Bosch hier auch an den Kragen gehen, selbst wenn ich die Firma mag und achte, weil die wirklich Kapazitäten an Bord haben. Aber die gesamte Branche ist in den letzten 15 Jahren zu einem einzigen Riesenbordell verkommen und VW war mit seinen Stückzahlen und PreissenkungsMethoden der größte Zuhälter, weswegen es auch nicht an Neidern und Missgunst mangelte und vielleicht VW gerade deshalb am Pranger steht.
Ich schätze, das dauert jetzt noch einige Jährchen, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das nur der Anfang vom Ende war.
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