KARIKATURENSTREIT
Sawahiri fordert Muslime zum Boykott Deutschlands auf
Bin-Laden-Stellvertreter Aiman al-Sawahiri heizt den Streit um die Muhammad-Karikaturen neu an. Im Internet fordert der Top-Terrorist die Muslime auf, neben anderen westlichen Staaten auch Deutschland zu boykottieren. Auch zu neuen Anschlägen rief er auf.
Dubai/Hamburg - Angriffe auf den islamischen Propheten Muhammad seien Teil einer von den USA angeführten "Kreuzzugskampagne", sagte al-Sawahri auf dem heute im Internet verbreiteten Video. Die Muslime sollten deshalb Dänemark, Deutschland, Norwegen, Frankreich und andere westliche Staaten boykottieren und auch Anschläge im Westen verüben. Dabei sollten sie sich an den Angriffen auf New York, Madrid und London orientieren. Zudem sollten sie verhindern, dass der Westen den Muslimen ihr Öl stehle. Die Hamas forderte er auf, die palästinensischen Friedensabkommen mit Israel nicht anzuerkennen.
Die Echtheit der Aufnahme, die auf einer von islamistischen Gruppen betriebenen Website auftauchte, konnte nicht überprüft werden. Allerdings hat sich der im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet vermutete ägyptische Chefideologe der Qaida in der Vergangenheit bereits mehrfach im Internet zu Wort gemeldet. Der arabische Satellitensender al-Dschasira kündigte am Abend auf seiner Website an, das Video in Kürze zu senden. Laut einem Sprecher wurde die Botschaft dem Sender übergeben.
Al-Sawahiri bezog sich offensichtlich auf die zuerst in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" veröffentlichten Karikaturen, die von Zeitungen in zahlreichen Ländern nachgedruckt worden waren, auch in Deutschland. Die umstrittenen Zeichnungen hatten in zahlreichen muslimischen Ländern teils gewaltsame Proteste ausgelöst, bei denen Dutzende von Menschen ums Leben kamen.
Dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Videos mit dem Pakistan-Besuch von US-Präsident George W. Bush zusammenfällt, dürfte kein Zufall sein. Bush hat während seiner Asien-Reise immer wieder den Kampf gegen al-Qaida beschworen. Bei Gefechten zwischen der pakistanischen Armee und Taliban-Anhängern gab es heute über 40 Tote.
Im Januar hatte al-Sawahiri auf einem von al-Dschasira ausgestrahlten Videoband Bush als "Schlächter" bezeichnet. Dem war ein von US-Geheimdiensten lancierter, aber missglückter Angriff auf ein Dorf, in dem der Chef-Terrorist vermutet wurde, vorausgegangen.
har/rtr/ap
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