Ich glaube bei keinem anderen Thema scheiden sich die Geister so stark wie wenn es um die Performance geht die ein Trader erzielen kann oder soll. Wo die einen gar nicht von einer % Entwicklung sprechen sondern nur wie viel $ am Tag sie verdienen, so ist einem anderen wieder ganz egal was sein Jahresoutput ist, er will nur immer und überall sein Risiko beschränken. Trifft jetzt ein Dollartrader auf einen Arbitragehändler fliegen die Federn....
§Last mich in der heutigen Kolumne einmal kurz auf dieses Thema eingehen und die einzelnen Trader und Ihre Motivation ein wenig näher beschreiben. Dazu wollen wir jene die an der Börse handeln in drei Kategorien einteilen und uns mit jeder ein wenig näher befassen. Natürlich kann man niemanden stur in ein Lager stecken und viele sind vielleicht eine Mischung aus mehreren aber es hilft uns die Grundeinstellungen und Ziele besser zu verstehen.
Kategorie 1, der Vollgastrader
Ziel: Sein Ziel ist, das eingesetzte Kapital in kurzer Zeit zu vervielfachen.
Seine gehandelten Produkte: Alles wo sich Kapital schnell vervielfältigen lässt. Futures mit kleiner Margingrenze, Optionsscheine, Forex, Hebelzertifikate, CFDs. Dabei nimmt er auch gerne OTC Märkte in kauf, da er bei einer schlechten Abwicklung oder unfairen Behandlung nicht vor hat irgendwen zu belangen.
Sein Risk pro Trade: 5 ? 50% des zur Verfügung stehenden Kapitals.
Wahrscheinlichkeit eins Totalverlustes: Sehr hoch, wenn er seine Risikoparameter mit wachsendem Kapital nicht ändert.
Portfoliogröße: Bei 1000 Euro beginnen und hoch bis zu einer gewissen Liquiditätsgrenze. Erläuterung: Larry Williams hat im berühmten Worldcup Advisor Contest damals mit dieser Variante aus $ 10.000 eine Million gemacht. Dies war deshalb möglich, da er pro Trade im Schnitt 10% seines Kapitals riskiert hat und für seine Traders eine sehr hohe Trefferquote hatte. Das sind auch die Stories, wo man immer wieder mal hört oder liest: ?Aus $ 1000 ein Börsenvermögen gemacht.? Klingt ja alles schön und gut aber wer sich dieser Kategorie von Händlern anschließt muss auch damit rechnen, dass er höchst wahrscheinlich einige male Pleite geht bevor er sein Geld wieder zurück holen kann denn jeder der sich mal mit der Wahrscheinlichkeit des Totalverlustes beschäftigt hat wird Ihnen versichern können, dass wenn sie pro Trade 10% und mehr riskieren, hinter jeder Ecke der Sensenmann lauert. Das so einer einen jeden Warmduscher nennt der im Jahr 30% als Performanceziel hat ist auch klar, aber der hat ganz andere Ziele und zu meist eine ganz anderen Kapitalausstattung.
Kategorie 2, der Performance Trader:
Ziel: Zu meist mit etwas mehr Kapital ausgestattet als der ?Vollgas Trader?. Sein Ziel ist es, eine solide jährliche Rendite aus seinem Kapital zu gewinnen, ohne dabei zu riskieren, einen Totalverlust zu erleiden. Das Ziel solcher Trader sind zu meist um die 30% im Jahr, können auch 50 ? 100% sein wenn der Trader sehr gut ist oder er mit einem höherem Draw Down leben kann.
Seine gehandelten Produkte: Zumeist Aktientrader, ab einem gewissen Kapitalstock (50K) auch Futures auf Intradaybasis und Optionen. Alles was an geregelten Märkten abläuft.
Sein Risk pro Trade: 0.2 ? 5% des zur Verfügung stehenden Kapitals, wobei 5% schon die absolute Obergrenze darstellt.
Wahrscheinlichkeit eins Totalverlustes: Wenn nicht zu viel mit zu hohem Hebel gehandelt wird ist ein Totalverlust mit der Ausnahme, dass die Welt zu Grunde geht, eher ausgeschlossen. Er ist in der Regel ein sehr Risikobewusster Trader.
Portfoliogröße: Ab 30K Euro beginnen und nach oben sind nicht wirklich Grenzen gesetzt.
Erläuterung: Das sind zumeist Trader, die über einen guten Kapitalstock verfügen und wissen was aus 30% im Jahr und dem Zinseszinseffekt in 10 Jahren werden kann. Er ist sehr Risiko bewusst, ist sich aber durchaus im klaren, dass ein gewisser Draw Down mit zum Spiel gehört und dieser auch durchgehalten werden soll. Kapitalerhaltung ist für Ihn auch ein wichtiges Argument. Auch sind viele der angebotenen Hedgefunds dieser Gruppe zu zu ordnen.
Kategorie 3 der Risikotrader:
Ziel: Nur keine Kohle versenken, dies ist das Einzige was ihn von Morgens bis Abends beschäftigt. Ob er am Ende des Jahres dann 10% Rendite hat oder 0% darüber macht er sich in der ersten Instanz mal keine Sorgen. Zumeist sind das institutionelle Trader.
Sein Risk pro Trade: 0.1% - 0.5% häufig sind das hoch gehegte Market Neutral Positionen.
Gehandelte Produkte: Alles wo schnell viel Geld unter zu bringen ist. Moneymarket, Anleihen und Währungsfutures aber auch Kalender Spreads, Arbitragehandel in verschiedenen Märkten und das Verkaufen von Optionen gehören zu seinen Instrumenten.
Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts: Bei solchen Risikotradern ist es zu 99% ausgeschlossen, da ein großer Teil des Kapitals irgendwo in fix verzinslichen Anleihen oder T-Notes liegt.
Portfoliogröße: Seine Kapitalausstattung ist zu meist ab 10 Million Euro aufwärts, hab aber noch keinen unter 100 Millionen getroffen oder gesehen.
§Erklärung: Also wenn für einen Vollgastrader der Performancetrader ein Warmduscher ist dann ist er beim Risikotrader zumeist sprachlos ;) aber wie gesagt er ist auch ein Trader nur mit einer ganz anderen Zielsetzung.
Und somit kann man auch niemanden der drei Gruppen direkt miteinander vergleichen, da ein jeder andere Ziele und Voraussetzungen hat. Aber ich glaube ein jeder verdient den Respekt des anderen, da alle 3 Kategorien beinharte Arbeit sind.
Ok die drei Gruppen gibt?s jetzt, aber was nützt mir dies zu wissen als ?normaler Trader? ?
Nun ja, besonders als Einsteiger sollte man sich mal mit seiner Zielsetzung beschäftigen. Wenn ich im Jahr ein 10K Konto verdreifachen will aber pro Trade nur 0.5% riskiere, muss ich entweder am Tag 300 mal handeln, bei einer Erfolgswahrscheinlichkeit von über 65% (RR 1:1), oder eine Glaskugel zu Hause stehen haben.
Genau so sollte einem klar sein, dass wenn ich bei einem 10K Konto pro Trade 1K riskieren der Totalverlust nicht nur eine theoretische Größe ist, sondern auch wirklich eintreten kann und man darf dann darüber auch nicht verwundert sein.
Aber ebenso macht es für einen Trader mit einem Startkapital von 4000 Eure relativ wenig Sinn, 20% Jahresziel zu handeln, da der Zeit und Arbeitsaufwand für den möglichen Ertrag viel zu gering ist. Und wer an der Börse auf keinen Fall Kapital riskieren möchte, wird sehr viel Korrelationen rechnen und sehr viel Geld in das Hedging stecken.
Und trotzdem stellen wir uns alle immer wieder die gleiche Frage. Geht?s von hier aus rauf oder runter?..... Der Unterschied ist lediglich das Money und Riskmanagement.
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