Komplizierte Vergabe der Bundesliga-TV-Rechte verunsichert Lizenznehmer Warum der Pay-TV-Sender Arena eine mögliche Kooperation zwischen Premiere und Telekom nicht fürchten muß Eigentlich blickte zuletzt keiner mehr so wirklich durch. Bankenkreise hielten es für möglich, daß die Deutsche Telekom den Pay-TV-Sender Premiere übernimmt, vermeldete das "Manager Magazin" am Mittwoch. Einen Tag später legte die "Wirtschaftswoche" nach: Eine vollständige Übernahme sei medienrechtlich kaum möglich, statt dessen strebe Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke eine 25prozentige Beteiligung an. Alles Quatsch, befand die "Financial Times Deutschland" am Freitag. Eine direkte Beteiligung sei "vom Tisch". Statt dessen habe sich die Telekom mit Premiere über eine Kooperation geeinigt. Premiere solle demnach künftig das Fußballprogramm für die Telekom im Internet produzieren. Im Gegenzug dürfe Premiere seinen Kunden auch weiterhin Bundesliga zeigen.
Aber auch das erwies sich im Verlauf des Freitags als vorschnelle Interpretation. Zwar bestätigten Telekom und Premiere gemeinsame Gespräche, zum Abschluß seien diese aber keineswegs gekommen. Dementi, Dementi.
Schuld an dem Chaos ist die komplizierte Vergabe der Fußballbundesligarechte durch die Deutsche Fußball Liga (DFL). Erstmals hatte die DFL im vergangenen Dezember die Live-Rechte an der Bundesliga doppelt vergeben. Arena, eine hundertprozentige Tochter des zweitgrößten deutschen Kabelkonzerns Unity Media, bekam überraschend die Pay-TV-Lizenz, die bislang bei Premiere lag. 700 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre war sie dem neuen Sender wert. Für vergleichsweise günstige 120 Millionen Euro erwarb dagegen die Telekom die Internet-Übertragungsrechte an den Spielen.
Weil der Telekommunikationskonzern jedoch keine eigene Sendelizenz hat, ist er auf eine Kooperation mit einem TV-Sender angewiesen. Gut möglich, daß der am Ende Premiere heißen wird.
Auf den ersten Blick sieht die Sache so aus: Beide Lizenznehmer werden ab dem kommenden August Pay-TV anbieten, Arena via Satellit und Kabel, die Telekom gemeinsam mit Premiere über ihr derzeit im Aufbau befindliches VDSL-Glasfasernetz. Der feine Unterschied: Die Telekom hat dafür nur rund ein Fünftel bezahlt. Dumm gelaufen für Arena, oder? Nicht ganz. Denn die Telekom darf keineswegs nach Belieben mit Premiere zusammenarbeiten. "Es gibt klare Vorgaben und einen engen Rahmen, innerhalb dem die Telekom mit Premiere oder anderen TV-Sendern kooperieren kann", sagt ein Sprecher der DFL. Wie die genau aussehen, darüber schweigt sich die DFL zwar aus. Klar sind jedoch folgende Eckpunkte: Premiere darf seinen 3,5 Millionen Abonnenten die Bundesliga nicht selbst anbieten. Möglich ist dagegen eine Kooperation, bei der Premiere der Telekom Inhalte anbietet und aufbereitet. Das spült Premiere zwar ein wenig Geld in die Kassen, wird aber seine Kunden deswegen noch lange nicht bei der Stange halten. Denn das Live-Fußball-Programm kaufen die Bundesligafans am Ende doch bei der Telekom.
Wirklich gefährlich wird der Bonner Telefonkonzern dem Konkurrenten Arena in den kommenden drei Jahren trotzdem nicht werden. Denn das zur Verbreitung des Internet-Fernsehens nötige VDSL-Netz existiert noch gar nicht. Bis 2009 will die Telekom eine Million VDSL-Kunden haben. Doch nur etwa ein Viertel davon sehen die Bonner als potentielle Bundesligakunden an. Tina Kaiser
Artikel erschienen am 2. April 2006 Artikel drucken © WAMS.de 1995 - 2006
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