ist keine SGL-spezifische Erscheinung - sie bedroht die Stahlbranchen weltweit. Ausgangspunkt ist China und seine schwächelnde Wirtschaft: die wegbrechenden Binnenumsätze versucht man, durch immer wahnwitzigere Exportquoten zu kompensieren, zu Dumpingreisen. Innerhalb von 2 Jahren wurden die Exporte verdoppelt. In 2015 sollen 134 Mio. Tonnen exportiert werden. Zum Vergleich: "Stahlland" Deutschland produzierte 2014 insgesamt 34 Mio. Tonnen. Die Überkapazitäten summieren sich derzeit auf rd. 400 Mio. Tonnen, mehr als doppelt so viel, wie Europa überhaupt verbraucht.
Die überschüssigen chinesischen Exporte verdrängen die anfälligen Stahlhütten in Russland, Ukraine, Iran, Indien, Japan usw. Die wiederum suchen und finden letztlich den Weg nach Europa, wo sie den dortigen Stahlmarkt überschwemmen. In Großbritannien gingen bereits eine Reihe von Stahlwerken pleite, 6.000 Arbeits-plätze sind bedroht.
Wie weit das noch geht weiß niemand. Da die chinesischen Stahlproduzenten allesamt hohe Verluste einfahren, werden sie die Flutung der Märkte mit Billigstahl nicht ewig durchhalten. Gleichzeitig versuchen europäische Stahlproduzenten (ArcelorMittal, Tata Steel, Salzgitter, Voestalpine, Riva, Celsa, SSAB) Gegenstrategien zu entwickeln. Auch Schutzzölle gehören dazu.
Eine durchgreifende Änderung ist erst zu erwarten, wenn sich die Grundbedingungen ändern: Erholung der chinesischen Wirtschaft und Steigerung der dortigen Binnen-nachfrage nach Stahl und Konsolidierung der chinesischen Stahlindustrie mit weniger Anbietern, die gewinnorientiert (zu höheren Preisen) produzieren. Ferner die Erholung der Volkswirtschaften in Russland, Indien usw., so dass von dort weniger Stahl in die EU drängt. Auch in der EU selbst sollte es zu Konsolidierungs-prozessen kommen und nur die leistungsfähigsten Anbieter überleben.
Von selbst versteht sich, dass in einem konsolidierten europäischen Stahlmarkt auch nur die besten Anbieter von Grafitelektroden eine Chance haben. Da man hierzu SGL zählen kann, eröffnet sich für SGL aus der Krise eine Chance.
Jedenfalls ist es sinnlos, SGL -oder irgendein anders Unternehmen aus der Stahl-branche- aktuell final zu bewerten: sie alle sehen derzeit grottenschlecht aus. Wer glaubt, dass das nicht immer und ewig so bleibt, kann die derzeitige Situation mit ihren ausgebombten Kursen als Chance nutzen und auf Unternehmen setzen, von denen er glaubt, dass sie überleben. Ich persönlich rechne SGL dazu. Weil es ein Privatbetrieb ist, mit sehr viel Geld in der Hinterhand, und weil SGL sein zweites Standbein Carbon hat.
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